Düsseldorf: “Urban Nature” – wie Fische und Salate kooperieren
Eigentlich ist Marc Breddermann Immobilienentwickler. Doch mit dem Kauf des Geländes an der Erkrather Straße, auf dem er einen großen Büro- und Gewerbecampus errichtete, wurde er auch zum Start-Up-Unternehmer. Denn er verwirklichte seine Idee von “Urban Nature”, so dass jetzt auf dem Factory Campus nicht nur neue kreative Ideen in den Büros entstehen, sondern auch erntefrisches Bio-Gemüse und Fische eine Heimat gefunden haben.
„Urban Nature“ beruht auf dem Konzept “Aquaponik”, welches Breddermann in Amerika kennenlernte. “Das System verbindet Fischzucht mit Gemüseanbau in einem geschlossenen Kreislauf”, erklärt der Unternehmer und betont: “So ist es möglich, ganzjährig Nahrungsmittel in Bio-Qualität auf kleinstem Raum zu erzeugen – ohne den Einsatz von Erde oder Pestiziden.” In einer Leichtbauhalle auf dem Gelände des Factory Campus stehen Mehrere Becken, die zu einem System gehören, das insgesamt 40.000 Liter Wasser enthält. In den Becken leben rund 1000 Karpfen und Schleien, die darin gefüttert werden und ihre Ausscheidungen im Wasser hinterlassen.
Über Pumpen wird das Wasser in die Nachbarhalle geleitet, wo es verschiedenen Gemüse- und Kräuterkeimlinge versorgt. Diese wachsen in wassergefluteten Pflanzschalen und mit ihren Wurzeln klären sie das Wasser, damit es wieder in die Fischbecken gelangen kann. Die Nährstoffe im Wasser sorgen für ein gutes Wachstum des Gemüses. Ein geschlossener Kreislauf.
Für die Schädlingsbekämpfung beim Gemüse werden nur natürlich Mittel wie Lavendel oder Larven verwendet, da sonst das Wasser beeinflusst würde, was wieder das Leben der Fische gefährdet. Das besondere an den Pflanzen, sogenannten Mircogreens, ist, dass sie nach 7 bis 21 Tagen abgeerntet werden können, intensiver im Geschmack sind und um ein Vielfaches reicher an Vitalstoffen als die gleiche Menge herkömmlichen, ausgewachsenen Gemüses. Die Biologin Katharina Esche begleitet das Projekt.
Ausprobiert hat Marc Breddermann das System anfänglich mit einem Aquarium und vier großen Regenwassertonnen. In über zwei Jahren reifte die Idee. So versuchte er es anfänglich mit Tilapia-Fischen. Doch diese brauchen wärmeres Wasser und damit viel Energie. Jetzt funktioniert der Kreislauf mit den Kaltwasserfischer Karpfen und Schleien. Das geerntete Gemüse geht derzeit noch in die Speisen des Food Truck auf dem Factory Campus und eines Catering-Service.
Doch der Unternehmer ist Visionär. Da auf dem Gelände, auf dem die Leichtbauhallen derzeit stehen, demnächst einem Parkhaus gebaut wird, plant er die oberste Etage des Parkhauses für sein „Urban Nature“ zu nutzen. Er kann sich auch vorstellen Gebäude von Supermärkten oder anderen Parkhäusern mit dem System auszustatten.
Hintergrund Aquaponik
Aquaponik ist ein sehr effizientes System für den ganzjährigen Anbau von Lebensmitteln. In einer gut eingefahrenen Aquaponik-Anlage kann der Wasserverbrauch für den Anbau der Pflanzen im Vergleich zu konventionell hergestelltem Gemüse um rund 90 Prozent reduziert werden. Pflanzen wachsen in einem Aquaponik-System schneller als Pflanzen, die in Erde angebaut werden, weil sie 24 Stunden am Tag Zugang zu 100 Prozent natürlichen Nährstoffen haben. Die Aquaponik-Landwirtschaft erfordert kein Ackerland mit fruchtbarem Boden. Aquaponik kann auf jedem Land oder sogar in Dürregebieten durchgeführt werden und leistet somit einen Beitrag zur Ernährungssicherheit. In einem Aquaponik-System wachsen Fische und Pflanzen ohne Düngemittel und Chemikalien. Die Ernten sind frisch und biologisch und bieten Lebensmittel in Form von Proteinen (vom Fisch) und Gemüse.
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