Düsseldorf: Impfskeptiker satteln auf Anti-Kriegs-Parolen um
Sie waren mal mehrere tausend. Übrig geblieben sind nicht einmal 400. Selbst Anmelder Ingo Marx stellt am letzten April-Samstag in Düsseldorf traurig fest, dass Impfskepsis, Kritik an Masken und Abstandsregeln nur wenige auf die Straßen bringt. Deshalb muss nun Vladimir Putin ran. Sein Überfall auf die Ukraine, begonnen im Jahr 2014, soll Hass und Protest hierzulande neu entfachen. In klassischer Täter-Opfer-Umkehr sind nun alle, die die Ukraine mit Waffenlieferungen unterstützen: „Kriegstreiber“.
Selbst ihr gewohntes Prozedere vermögen die, die sich heute „APO – Außerparlamentarische Opposition“ nennen, im Mai nicht durchzuhalten. Den ganzen Monat über sei der Johannes-Rau-Platz neben der NRW-Staatskanzlei blockiert. Ein neuer Treffpunkt werde rechtzeitig bekannt gegeben. Am 7. Mai hat Düsseldorf erst einmal Pause. Da wollen die selbsternannten Wächter der einzigen Wahrheit in Köln gegen Annalena Baerbock und Mona Neubaur zu Felde ziehen.
Damit der Protest gegen Pandemie und Parlamentsbeschlüsse überhaupt auf die Straße kommt, werden die Demoplakate von den Organisatoren konfektioniert, vor dem Umzug verteilt und nachher wieder eingesammelt. Eine Rednerin aus Mönchengladbach behauptet, die wahren Intellektuellen seien vor ihr versammelt. Studenten in den Unis würden sich längst nicht mehr die Mühe machen und Studien lesen und bewerten – zum Beispiel solche, die den Corona-Impfstoffen und Masken mangelnde Wirksamkeit unterstellen.
So geht es auf den üblichen Rundkurs durch die südliche Stadtmitte. Als an der Neusser Straße Gegenprotest der Düsseldorfer Antifa ertönt, geht kurz der Puls hoch. In die hin- und herfliegenden Beleidigungen stellen sich Polizisten zwischen die Parteien. Weiter nördlich demonstrieren knapp 50 Corona-Rebellen, denen die Apo zu harmlos ist. Alles wie immer – an einem Samstag in Düsseldorf.