Düsseldorf: Feuerwehr testet Exoskelette zur Entlastung der Einsatzkräfte
Wurden Exoskelette bereits im Bereich der medizinischen Rehabilitation eingesetzt, hat man nun auch deren Nutzen bei der Entlastung von Beschäftigten erkannt, deren Rücken und Wirbelsäule durch die Tätigkeit schwer belastet wird. Die Feuerwehr Düsseldorf hat eine sechsmonatige Testphase zum Einsatz sogenannter „Spine Support Module“ gestartet, um Einsatzkräfte zu schützen.
Die Beschäftigten bei der Feuerwehr und im Rettungsdienst erleben bei ihren Einsätzen immer wieder Situationen, in denen sie in engen Treppenhäusern und Wohnungen bei teils ungünstiger Körperhaltung schwere Lasten heben und tragen müssen. Zahlreiche Vorkehrungen des Gesundheitsschutzes sind bereits vorhanden. So gibt es ein umfangreiches Sportangebot, elektrische Hebebühnen an den Rettungswagen und elektro-hydraulische Krankentragen in der neuen Rettungswagengeneration. Um den Einsatzkräften bei der körperlich anstrengenden und rückenbelastenden Arbeit einen bestmöglichen Schutz zu ermöglichen, setzt die Feuerwehr Düsseldorf nun auf eine technische Neuerung. Das so genannte Spine Support Module (SSM) wurde ursprünglich für den militärischen Gebrauch vorgesehen und jetzt für Rettungskräfte weiterentwickelt. Die SSM entlasten die Wirbelsäule und unterstützen den Bewegungsapparat. “Durch den Einsatz dieses Moduls können wir im Gesundheitsschutz einen wichtigen Schritt in Richtung Zukunft gehen und den Beschäftigten eine vorbeugende Unterstützung mit auf den Weg geben”, erklärt Feuerwehrchef David von der Lieth zum Start der Testphase.
Das rund ein Kilogramm leichte Korsett unterstützt die Stabilisierung der Rotation der Wirbelsäule. Dies verhindert ein Hohlkreuz beim Bücken oder bei schwerem Heben als auch einen Rundrücken bei falscher Sitzposition oder stark vorgebeugtem Arbeiten. Außerdem wird die Wirbelsäule bei Stürzen oder schnellen Dreh- und Beugebewegungen geschützt. Beim Tragen wird ein zu starker Druck auf die Bandscheibe durch eine leichte Extension auf die Wirbelsäule vermieden. “Trageversuche durch den Hersteller haben gezeigt, dass die Tragelastoptimierung bei über 40 Prozent liegt“, erklärt Simon Janßen, Fachkraft für Arbeitssicherheit, zur Wirksamkeit des Systems.
Ob sich das neuartige Tragesystem im Rettungsdienstalltag bewährt, testeten zwei Mitarbeitende der Feuerwehr Düsseldorf bereits im Januar 2022 ausgiebig. Bei einer Vielzahl von Einsätzen konnten sie das Tragesystem auf Herz und Nieren prüfen. “Zu Beginn war es ein ungewohntes Tragegefühl, allerdings stellte sich nach kurzer Zeit bereits das Gefühl der Entlastung ein”, beschreibt Notfallsanitäterin Lena Gottschalk. “Ich freue mich, dass sich die Amtsleitung dazu entschlossen hat, die Testphase auszuweiten.”
Ab April 2022 wird ein größerer Personenkreis von Feuerwehr und Rettungsdienst eine Testung des Systems über sechs Monate durchführen. Sechs Tester*innen überprüfen die Systeme auf Einsatzgrenzen, Tragekomfort und eine mögliche zeitliche Tragedauer im Wachalltag. Der betriebsärztliche Dienst wird die Testreihe begleiten. Nach Auswertung der Testphase wird über den flächendeckenden Einsatz des Spine Support Module entschieden.