Düsseldorf: Unfalltote, E-Scooter und Alkohol am Steuer sind die Problempunkte im Verkehrsbericht 2021 der Polizei
Obwohl die Gesamtzahl der Verkehrsunfälle im Stadtgebiet mit 23.196 im vergangenen Jahr seit 1997 einen historischen Tiefstand erreicht hat, war die Düsseldorfer Polizei am Montag (14.3.) bei der Präsentation ihres Verkehrsberichts 2021 nicht zufrieden. Denn es gab 15 Unfalltote (vier mehr als im Jahr 2020), eine explodierende Zahl von Unfällen mit E-Scootern und auch auf den Autobahnen stieg die Zahl der Unfälle um fast 20 Prozent. Bei 90,6 Prozent der Verkehrsunfälle entstand nur Sachschaden.
Corona-Einfluss geringer als 2020
“Die Corona-Pandemie hatte im Jahr 2021 weiterhin einen erkennbaren Einfluss auf die Verkehrsunfallstatistik. Die Zahl der Unfälle ist auf das niedrigste Niveau seit 1997 gesunken. Die Zahl der Verunglückten nahm ebenfalls ab”, resümierte Polizeipräsident Norbert Wesseler bei der Präsentation des Verkehrsbericht. Der Leiter der Direktion Verkehr, Jürgen Lankes, zeigte auf, dass die positive Gesamtentwicklung nicht darüber hinwegtäuschen dürfe, dass es in einigen Bereichen Handlungsbedarf gebe.
15 Verkehrstote
Positiv zu sehen sei, führte Lankes aus, dass kein Kind und kein Motorradfahrer ums Leben gekommen ist. Aber bei den 2.630 Verunglückten gab es 15 Tote Verkehrsteilnehmer – eine Steigerung um 36,4 Prozent. Opfer waren vier Fußgänger, drei Radfahrer, zwei Beifahrer, fünf Pkw-Fahrer und eine Personen mit einem motorisierten Rollstuhl. In zehn der Fälle war der oder die Verstorbene für den Unfall teilweise oder alleine verantwortlich. Bei sechs Todesfällen war eine Straßenbahn beteiligt.
Weiter im Fokus: Radfahrende
Die Anzahl der Rad- und Pedelecunfälle sank von 1.081 auf 916. Dabei verletzten sich 804 der Fahrer*innen. “Im Vorjahr hatten wir das Thema Radfahrende als einen Problemschwerpunkt identifiziert. Das wir hier im Jahr 2021 einen deutlichen Rückgang haben, führen wir auch auf unsere guten Verkehrssicherheitsmaßnahmen zurück. Einen Schwerpunkt haben wir dabei auf die Verkehrsteilnehmer bei Rad- und Pedelecfahrenden gelegt. Wir dürften hier aber noch ein gutes Stück Weg vor uns haben”, erläutert Jürgen Lankes. Die Änderung der Straßenverkehrsordnung, nach der Autofahrer beim Überholen von Radfahrenden einen Mindestabstand von 1,50 Meter einhalten müssen, ist noch nicht bei allen angekommen. Die Polizei mahnt zur gegenseitigen Rücksicht und wird auch auf der Messe Cyclingworld mit einem Stand vertreten sein, um Aufklärungsarbeit zu leisten.
E-Scooter- Fahrende fallen negativ auf
Ein Negativtrend liegt in der Entwicklung der Unfallzahlen unter Beteiligung von E-Scootern. Hier stiegen die Verkehrsunfälle von 82 auf 225 und die Zahl der Verunglückten von 43 auf 191. Viele Nutzer*innen fahren alkoholisiert und wissen offenbar nicht, dass sie damit bei einer Kontrolle den Führerschein verlieren können – auch wenn es nicht zu einem Unfall gekommen ist.
Problem: Fahrten unter Alkohol und Drogen
Eine Zunahme von Verkehrsunfällen unter dem Einfluss von Drogen und Alkohol verzeichnet die Polizei Düsseldorf. Zwar sind Unfälle nach Abbiegen/Wenden, dem Nehmen der Vorfahrt oder zu geringem Abstand noch die Top 3 der Hauptunfallursachen, aber Unfälle unter Alkohol kommen an Platz vier mit einer Steigerung von 8,2 Prozent und unter Drogeneinfluss sogar mit einem Plus von 15,9 Prozent. “Auch hier werden wir unsere Maßnahmen deutlich intensivieren. Alkohol hat hinter dem Steuer oder am Lenker keinen Platz” betonte Polizeipräsident Norbert Wesseler. Bei Alkoholkontrollen im Stadtgebiet wurden im Rahmen einer Verkehrskontrolle am 10. Juni 2021 bei einem 44-Jähriger auf der Kölner Landstraße 3,87 Promille festgestellt. Damit war er Spitzenreiter bei den Kontrollen. Er wurde am 4. Juli 2021 von einem 56-Jährigen übertroffen, der auf der Bonner Straße mit 3,88 Promille im Zusammenhang mit einem Verkehrsunfall erwischt wurde.
Autobahnpolizei
In 2021 hatten von insgesamt 5.942 Verkehrsunfallfluchten 279 einen Personenschaden zur Folge. Sieben von Zehn dieser Unfallfluchten wurden im Stadtgebiet aufgeklärt. Damit liegt die Aufklärungsquote der Polizei Düsseldorf um gut fünf Prozent über dem Landesniveau.
Bezirk umfasst 700 Autobahnkilometer
Der Leiter der Autobahnpolizei, Polizeidirektor Reiner Schiffer, stellte die Verkehrsunfallbilanz 2021 für den Bereich der Autobahnen vor. Dabei umfasst der Zuständigkeitsbereich den Bezirksregierungsbereich, das bedeutet rund 700 Autobahnkilometer inklusive der fünf Grenzübergänge in Richtung der Niederlande. Die Zahl der Verkehrsunfälle stieg um 19 Prozent von 10.269 auf 12.244. Bei rund 90 Prozent (11.017) der Unfälle blieb es bei Sachschäden. Die Zahl der Verkehrsunfälle mit Verletzten stieg im Jahresvergleich von 1.082 auf 1227. Im Zuständigkeitsbereich der Autobahnpolizei lag die Gesamtzahl der Getöteten bei 19, 2020 waren es 18.
Problembereich Lastwagen
Insgesamt verunglückten 1.871 Verkehrsteilnehmer, was einem Anstieg von 14,2 Prozent zum Vorjahr entspricht. Einen deutlichen Anstieg gab es bei den Unfällen mit Beteiligung von Lkw. Diese stieg im Vergleich zum Vorjahr von 1.042 auf 1.458. Bei diesen Verkehrsunfällen verunglückten 560 Verkehrsteilnehmer, ein Anstieg von gut 40 Prozent. Dabei war in 71 Prozent der Fälle der/die Lkw-Fahrer*in Verursacher des Unfalls. “Das Fehlverhalten von Lkw-Fahrenden wird weiterhin noch deutlicher in unseren Fokus rücken. Wir kontrollieren den Lkw-Verkehr auch nachts” so Schiffer.
Straftaten ohne Verkehrsbezug
Neben den nächtlichen Kontrollen, stellt sich die Autobahnpolizei auch in anderen Bereichen breiter auf. So wird verstärkt darauf geachtet, ob Fahrzeuge überladen sind. Denn das erhöht nicht nur die Gefahr bei Unfällen, sondern ist auch Finanzbetrug, der im Rahmen der „Vermögensabschöpfung“ geahndet wird. Bemerkenswert ist, dass auf den Autobahnen 850 Straftaten ohne Verkehrsbezug zur Anzeige gebracht wurden. Dabei handelt es sich beispielsweise um die Beschlagnahme von Drogen und die Verfolgung von Tätern. Eine Besonderheit im Bezirk Düsseldorf, ist ein internes Fortbildungsprogramm, bei dem in verschiedenen Modulen Fachwissen in Bereichen wie beispielsweise Gefahrgut oder Ladungssicherung vermittelt wird. Damit werden die Einsätze vor Ort effektiver, da Verstöße besser erkannt werden.