Düsseldorf: „Mehr braucht mehr“ – Warnstreik der Sozial- und Erziehungsberufe
Anlässlich des internationalen Frauentags hat die Gewerkschaft ver.di am Dienstag (8.3.) die Beschäftigten der städtischen Kindergärten, der sozialen Dienste und der Behindertenhilfe in ganz NRW zum Streik aufgerufen. Auf dem Schadowplatz versammelten sich rund 350 Mitarbeiter*innen unter dem Motto“Mehr Sicherheit braucht mehr Fachkräfte – verstärkt Sozial- und Erziehungsberufe“.
Zahlreiche der Beschäftigten der 101 städtischen Kindergärten beteiligten sich an dem Warnstreik. 13 Kitas waren komplett geschlossen, 90 meldeten zurück geöffnet zu sein, aber nur rund zwei Drittel boten eine Betreuung im regulären Umfang an. In den übrigen Einrichtungen wurden die Kinder über einen Notdienst betreut. Da der Streik angekündigt war, hatte sich zahlreiche Eltern um alternative Betreuungsformen gekümmert. Im Jugendfreizeitbereich waren vier Einrichtungen geschlossen.
Die Gewerkschaft ver.di kritisiert, dass die Wertschätzung in den sozialen Berufen immer noch zu Wünschen übrig ließe. Besonders seit Ausbruch der Corona-Pandemie sei die Bedeutung vor Augen geführt worden. In verschiedenen Redebeiträgen auf dem Schadowplatz wurden personelle Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, finanzielle Anerkennung der Arbeit und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen verdeutlicht.
Hintergrund des Warnstreiks ist das Scheitern der ersten Verhandlungsrunde am 25. Februar 2022 in Potsdam zwischen ver.di und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) für die Beschäftigten in den Sozial- und Erziehungsdiensten. Die Arbeitgeber wollten nicht honorieren, dass die Beschäftigten bereits seit Jahren an der Belastungsgrenze stehen und die Anforderungen sich währenddessen auch noch gesteigert haben. Die Anzahl der Menschen, die in prekären Lebenslagen leben, hat durch die Pandemie noch zugenommen und bedeuten einen Anstieg der Arbeitsbelastung in der Sozialarbeit. Schlechte Personalschlüssel, Fachkräftemangel und unbesetzten Stellen verschärfen die Lage. Die Vorschläge zur Entlastung wurden von den Arbeitgebern abgelehnt. Auch bei den Vor- und Nachbereitungszeiten in der pädagogischen Arbeit sieht die VKA keinen Handlungsbedarf. Die nächste Verhandlungsrunde ist für den 21./22. März geplant.
Mit dem Warnstreik am internationalen Frauentag macht ver.di darauf aufmerksam, dass in den sozialen Berufe rund 83 Prozent Frauen tätig sind, bei den Erzieherinnen in Kitas sogar 94 Prozent. Es geht der Gewerkschaft damit auch um die Gleichstellung von Frauen im Arbeitsleben. Neben der Aktion in Düsseldorf gab es unter anderem Streiks in Dortmund, Köln, Aachen, Münster, Bielefeld und Hamm.