Flashmob in Düsseldorf: Musiker spielen ukrainische Hymne auf dem Schadowplatz
Pawlo Tschubynskyj musste für den Text sieben Jahre lang in die Verbannung: „Schtsche ne wmeria Ukrajina – noch ist die Ukraine nicht gestorben“ – klang 1862 in den Ohren des Polizeichefs von St. Petersburg zersetzend und schädlich – vor allem für die Köpfe der Bürgerlichen. Genutzt hat die Strafmaßnahme gar nichts. Denn das Gedicht war längst in den Köpfen der Menschen; sie ist die Text-Grundlage der Ukrainischen Nationalhymne. Und die erklang am Samstag (5.3.), Punkt ein Uhr auf dem Schadowplatz in Düsseldorf.
Die Kunst, einen Kontrabass unauffällig herbeizuschaffen
Musikalischer Flashmob – das heißt eigentlich, plötzlich performt eine Gruppe von Menschen etwas, um Passanten wachzurütteln, zum Mitmachen oder zum Protest anzuregen – oder um sie einfach nur zu unterhalten. Das rasche, konspirative Zusammenkommen ist Kennzeichen eines Flashmobs. Was für die Musiker mit Kontrabass oder Cello eine Herausforderung ist. Bringen Sie mal edles Klangholz unbemerkt an einem Samstag durch die Düsseldorfer City.
Vom Steinquader aus dirigiert
Dennoch stehen mehr als 30 Muskanten um Punkt eins parat. Rainer Templin von der Klara-Schumann-Musikschule hebt die weißen Handschuhe – ein Steinquader aus der Abteilung Düsseldorfer Straßenmöbel dient als Pultersatz. Und schon erklingt die Musik von Mychajlo Werbyzkyj auf dem Schadowplatz. Ohne eine gemeinsame Probe, ja ohne, dass sich alle persönlich kennen, spielen sie die Hymne.
Text 2003 angepasst
Und einige auf dem Platz singen sie mit – in ihrer neuen, 2003 geänderten Form: „Noch sind der Ukraine Ruhm und Freiheit nicht gestorben, noch wird uns lächeln, junge Ukrainer, das Schicksal.“ Währenddessen schießen die Russen aus Passen, Flugzeugen und Raketenwerfern auf die ukrainische Zivilbevölkerung. Und die Frauen und Kinder, die vor Putins Armee geflohen sind, kommen in Düsseldorf an.
Gespräche hinterher
Nach wenigen Minuten schweigen Geige, Posaune, Saxophon, Flöten, Klarinetten und die Streicher. Gemeinsam haben die Musiker auf ihre Art gegen den Völkerrechtsbruch in der Ukraine protestiert. Noch lange stehen einige von ihnen zusammen, diskutieren miteinander und mit Passanten. Flashmob gelungen.