Gegenwind für 8.500 Schwurbler in Düsseldorf
Nachdem die Querdenker in den vergangenen Wochen mit sinkenden Teilnehmerzahlen durch die Düsseldorfer Innenstadt zogen, haben sie am Samstag (12.2.) versucht, Mitstreiter in NRW zu mobilisieren. Ihre mühsam aufgebaute Strahlkraft sollte nicht nachlassen. Allerdings lässt auch der Gegenprotest nicht nach. Konnten die Impfgegner, Verschwörungstheoretiker, Rechtsextreme und sonstige Teilnehmer*innen noch im vergangenen Jahr weitgehend unbehelligt von Gegenprotesten und Ordnungsamt ihren Zug durchführen, gibt es nun Gegenwind.
Polizei und Ordnungsamt waren mit einem starken Aufgebot vor Ort. Auf die Kritik in der Vergangenheit, die Teams des OSD würden nur stichprobenartig bei der Auftaktkundgebung auf dem Johannes-Rau-Platz die Einhaltung der Auflagen kontrollieren, wurde offenbar reagiert. Auch während des Demozuges wurden immer wieder Menschen ohne Maske oder bei Missachten der Corona-Regeln herausgezogen und kontrolliert. Die Polizei teilte mit, dass es bis Samstagabend vier Strafverfahren wegen Körperverletzung und Verstößen gegen das Versammlungsgesetz gab. Darüber hinaus wurden 73 Verfahren wegen Verstößen gegen die Coronaschutzverordnung eingeleitet. Für viele Fahrgäste der Rheinbahn hab es am Samstagnachmittag die bittere Erkenntnis, dass Busse und Bahnen unplanmäßig bereits am Hauptbahnhof endeten, da die Fahrroute die geplante Demonstrationsstrecke kreuzte und daher bereits um 15 Uhr Busse und Bahnen stoppten. Auch Autofahrer mussten sich in Geduld üben, es gab zahlreiche Straßensperrungen.
Rund 8.500 Teilnehmer*innen hatten die Organisatoren der selbsternannten „außerparlamentarischen Opposition“ (APO) mobilisiert. Offenbar wurden die Materiallager der Coronarebellen Düsseldorf und Querdenker 211 bemüht, so dass verschiedene Flaggen aus den Anfängen der Querdenker-Bewegung aus 2020 erneut zum Einsatz kamen. Einige Gruppierungen hatten Klatsch-Choreografien einstudiert, wie man sie sonst aus den Fankurven der Stadien kennt. Damit versuchte eine Gruppe von Menschen in frei erhältlicher Klinikkleidung vor dem NRW-Gesundheitsministerium am Fürstenwall Eindruck zu machen.
„Superman“ K., der seit Sommer 2020 deutschlandweit auf Querdenken-Veranstaltungen auftaucht, quaselte am Samstag fast eine Stunde per Megafon auf die Protestierenden an der Lorettostraße ein, die mit Plakaten und roten Karten den Demonstranten die deutliche Botschaft entgegenhielten: Sie sind in Düsseldorf unerwünscht. Die zahlreichen Hand-Shakes, die Superman seitens der Querdenker erhielt, zeigten, dass viele deutschlandweite Stamm-Protestierende nach Düsseldorf gekommen waren.
Ein Bündnis aus SPD, Grüne, Linke und dem Düsseldorfer Appell hatte erneut zum Gegenprotest aufgerufen. Um die Menschen, die sich dem Gegenprotest anschlossen vor polizeilichen Maßnahmen zu schützen, waren entlang der Querdenker-Route Mahnwachen von Stefan Engstfeld (Grüne) angemeldet worden. In der Vergangenheit hatten einige Anwohner Anzeigen wegen Verstoß gegen das Versammlungsgesetz von der Polizei erhalten, da sie sich einfach spontan mit ihren Nachbarn zum Protest verabredet hatten.
Die Anwohner der Kronprinzenstraße sind mittlerweile auf eine Gruppe von fast 80 Menschen im Alter zwischen 15 und 89 Jahren angewachsen, die sich dagegen wehren, dass jeden Samstagnachmittag die Demo an ihren Häusern vorbeizieht. Da die Strecke diesmal über die Lorettostraße führte, unterstützten sie den dortigen Protest. Rund 200 Menschen hatten sich an der Kreuzung Fürstenwall/Lorettostraße versammelt, um dem unsolidarischen Verhalten der Querdenker die rote Karte zu zeigen. Stefan Engstfeld machte die Erfahrung, wie „friedlich“ die Querdenker mit Gegenprotest umgehen. Eine Ordnerin mit Megafon blieb extra in seiner Sichtweite stehen, um die Vorbeiziehenden darauf hinzuweisen, wie der Anmelder der Gegenproteste aussieht und wie er heißt.