Düsseldorf: Lilli Marx ist Namensgeberin für Straße in Benrath
Die Cäcilienstrasse, die Sophienstraße, seit zwei Jahren die Cäcilie-Beuken-Strasse und als vierte Straße, die nach einer Frau benannt wurde, gibt es seit Donnerstag (27.1.) die Lilli-Marx-Straße in Benrath. Am Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz und an ihrem 101. Geburtstag wurde das Straßenschild der Jüdin Lilli Marx enthüllt.
Nach Frauen benannte Straßen sind in Düsseldorf immer noch die Ausnahme, aber bei allen neuen Straßen bemüht man sich, die Quote zu verbessern. Der Paulsmühler Jürgen Thiemann hatte den Vorschlag bei der Stadt eingereicht, die neue Straße am Albrecht-Dürer-Kollege zwischen der Paulsmühlen- und Telleringstraße nach der jüdischen Publizistin und Verlegerin Lilli Marx zu benennen. Da die Eheleute Karl und Lilli Marx viele Verbindungen zur Benrather Paulsmühle haben, gab es allgemeine Zustimmung zu der Idee.
Geboren wurde Lilli Marx am 27. Januar 1921 in Berlin. Die Nationalsozialisten verfolgten die jüdische Familie, aber Lilli Marx gelang 1939 die Ausreise nach England. Das schafften ihre Eltern nicht mehr, sie kamen im Konzentrationslager um. In England lernte sie Karl Marx kennen, mit dem sie 1946 nach Deutschland zurückkehrte und ihn in Düsseldorf heiratete. Gemeinsam setzten sie sich für den Wiederaufbau des jüdischen Lebens in Düsseldorf ein. Sie wurden zu „Brückenbauern für Freundschaft und Aussöhnung“, betonte Wolfgang D. Sauer, Leiter des Benrather Heimatarchivs, bei seinen Ausführungen zum Leben von Lilli Marx. Ab 1946 brachte Lilli Marx mit ihrem Mann die “Allgemeine Jüdische Wochenzeitung” heraus, die zur öffentlichen Stimme der Juden in Deutschland wurde. Die Redaktionsräume waren in dem Haus an der Friedhofstraße, in dem auch das Benrather Tageblatt der Rheinischen Post lange erstellt wurde. 1966 starb Karl Marx. Lilli Marx war weiter aktiv in der Jüdischen Gemeinde und engagierte sich für die Frauengemeinschaft dort. Sie heiratete 1970 den Schriftsteller und Wittwer Alexander Czerski, der zwei Töchter hatte. Bis zu dessen Tod 1986 lebten sie abwechseln in Israel und Deutschland. Nach 1986 war sie im Vorstand der Christlich Jüdischen Gesellschaft. Ihren Lebensabend verlebte Marx im Jüdischen Seniorenheim Nelly-Sachs-Haus in Düsseldorf, bis sie am 5. April 2004 starb.
Lilli Marx setzte sich zeitlebens für jüdische Frauen und die Gleichberechtigung ein. Das wurde auch bei der Enthüllung des Straßenschild deutlich. Denn ihre Mitstreiterinnen von der Frauenorganisation Soroptimist International (SI) waren gekommen. Deren ehemalige Präsidentin Hanne von Schaumann-Werder stellte über Handy eine Verbindung nach Israel zu Daniela Stern, der israelischen SI-Präsidentin, her, die in Vertretung der Ziehtöchter von Lilli Marx Grußworte an die Anwesenden richtete. Besonders freuten sich die Soroptimistinnen, dass auch Dr. Rita Süssmuth an der Straßenbenennung teilnahm.
Die Enthüllung des Straßenschildes übernahm Bürgermeister Josef Hinkel: “Der Mut von Lilli Marx, nach all den schlimmen Erfahrungen in ihre Heimatstadt Düsseldorf zurückzukehren, bewegt mich sehr. Durch ihr Engagement hat Lilli Marx das jüdische Leben in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg wieder sichtbar gemacht. Sie ist für uns alle ein Vorbild für Toleranz und den Dialog zwischen den Religionen und Kulturen. Es ist mir eine Freude, sie im Paulsmühlen-Quartier mit der Benennung einer Straße dauerhaft zu würdigen.”