Düsseldorf: Zahl der Fehlzeiten nach Alkoholkonsum steigt
Die Krankenkasse AOK Rheinland/Hamburg hat die Gründe für krankheitsbedingte Fehlzeiten ausgewertet und dabei festgestellt, dass die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage wegen Alkoholerkrankungen um 14 Prozent zugenommen und damit auf einem Zehn-Jahres-Hoch ist.
Psychische Störungen oder Verhaltensauffälligkeiten
Der Verzicht auf Alkohol zählt bei vielen Menschen zu den guten Vorsätzen, die Anfang des Jahres vorgenommen werden. Im Corona-Jahr 2020, dem ersten Jahr der Pandemie, gab es einen starken Anstieg an Fehlzeiten, weil Berufstätige in Folge von Alkoholkonsum arbeitsunfähig waren. Nach der Auswertung der AOK Rheinland/Hamburg gab es im Jahr 2020 je 100 Versicherten genau 15 Arbeitsunfähigkeitstage (AU-Tage) aufgrund einer durch Alkoholkonsum ausgelösten psychischen Störung oder Verhaltensauffälligkeit. Das entspricht einem Anstieg von 14 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019, in dem 13,2 AU-Tage je 100 Versicherte gezählt wurden. Im Jahr 2018 waren es 13,3 AU-Tage.
Männer stärker betroffen als Frauen
Die Auswertungen belegen, dass Alkoholstörungen häufiger bei älteren Beschäftigten diagnostiziert werden. Am stärksten betroffen war im Corona-Jahr 2020 die Gruppe der 50- bis 59-Jährigen, bei der 26,4 AU-Tage je 100 Versicherte verzeichnet wurden. Auf die Gruppe der 20- bis 29-Jährigen entfielen 3,0 AU-Tage je 100 Versicherte. Große Unterschiede gibt es auch zwischen den Geschlechtern: Männer sind drei Mal so häufig von Alkoholstörungen betroffen wie Frauen.
Die höhere Fallzahl bei Männern kommt auch im Branchenvergleich zum Ausdruck. Mit 33,5 durch Alkohol verursachten Ausfalltagen je 100 Versicherte haben die Beschäftigten in den Ver- und Entsorgungsbetrieben im Jahr 2020 am häufigsten an ihrem Arbeitsplatz gefehlt. Diese Branche gilt als männerdominiert und ist durch ein hohes Durchschnittsalter der Beschäftigten gekennzeichnet. Die wenigsten AU-Tage dieser Art gab es nach den Zahlen der AOK Rheinland/Hamburg im Arbeitsbereich „Information/Kommunikation“ mit 6,1 AU-Tagen je 100 Versicherte.
Information und Prävention
Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums konsumieren 6,7 Millionen Menschen zwischen 18 und 64 Jahren in Deutschland Alkohol in gesundheitlich bedenklicher Menge. Rund 1,6 Millionen davon gelten als alkoholabhängig.
„Alkohol erscheint als leicht verfügbares Mittel gegen den Corona- und Winterblues – man möchte abschalten und sich etwas gönnen. Doch nur wenigen Menschen ist dabei bewusst, wie gefährlich der sorglose Umgang mit alkoholischen Getränken ist. Alkohol ist eine Droge, die im zentralen Nervensystem bewusstseins- und wahrnehmungsverändernd wirkt und süchtig machen kann“, warnt Rolf Buchwitz, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg.
Die AOK Rheinland/Hamburg unterstützt ihre Versicherten und auch Unternehmen dabei, für einen verantwortungsvolleren Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren. Angeboten werden beispielsweise Seminare, Kurse oder Vorträge zu den Themen Sucht, Stressbewältigung, Achtsamkeit und Entspannung. Infos dazu gibt für Versicherte hier und für Arbeitgeber unter www.aok.de/fk/betriebliche-gesundheit. Außerdem gibt es eine neue Podcast-Reihe der AOK Rheinland/Hamburg „Auf Herz & Ohren mit Doc Caro“. Darin widmet sich die Notfallmedizinerin Dr. Carola Holzner in einer Folge auch dem Thema Alkohol. Der Podcast erscheint auf vigo.de und überall da, wo es Podcasts gibt.