Düsseldorf: Das Maß ist voll – Beschäftigte der Unikliniken fordern sofortige Maßnahmen gegen Personalnotstand
Einen eindringlichen Notruf haben rund 700 Beschäftigte der Universitätskliniken Aachen, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln und Münster verfasst. Der Personalnotstand in den sechs NRW-Kliniken ist so groß, dass sie von der Landesregierung in einem Ultimatum bis zum 1. Mai 2022 fordern, konkrete Maßnahmen einzuleiten. Für konkrete Maßnahmen geben sie den Verantwortlichen genau 100 Tage Zeit.
Das die Beschäftigten der Uni-Kliniken für ihre Forderungen kämpfen können, haben sie in Düsseldorf und Essen bereits im Jahr 2018 gezeigt. Fast zwei Monate lang wurde damals gestreikt, denn die schlechten Arbeitsbedingungen und die Überlastung sind nicht erst mit der Corona-Pandemie gekommen. Nun soll für die sechs Unikliniken ein Tarifvertrag Entlastung beschlossen werden, damit sich endlich etwas ändert. Darin müssen Mindestpersonalausstattungen für alle Bereiche der Unikliniken und angemessene Belastungsausgleiche festgelegt werden. Neben der Verbesserung der Arbeitsbedingungen geht es auch um die Qualität der Ausbildung.
Die Beschäftigten sind entschlossen, ihre Forderungen mit allen betrieblichen, gewerkschaftlichen und politischen Aktionsformen durchzusetzen.
ver.di Landesleiterin Gabriele Schmidt: „Wir erwarten von der Landespolitik, dass sie die konkrete Finanzierung sicherstellt und den Arbeitgeberverband des Landes (AdL) zu Tarifverhandlungen mit ver.di auffordert. Das wäre aus unserer Sicht ein klares Bekenntnis zu guten Arbeitsbedingungen, von denen am Ende alle profitieren. Wir werden die Arbeitgeberseite auffordern, sofort Verhandlungen mit uns aufzunehmen und ernsthaft an der Verbesserung der Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten zu arbeiten. Nur so kann dem Personalmangel entgegengewirkt und der Dominoeffekt unterbrochen werden!“
„Das Ultimatum ist ein erneuter deutlicher Notruf der Beschäftigten!“, erklärt Katharina Wesenick, Gesundheitsexpertin und Leiterin des zuständigen Bereichs in ver.di NRW. „Unser Ziel ist es vor dem Ablauf des Ultimatums ohne Eskalation zu einer Lösung zu kommen, die sowohl Beschäftigten als auch Bürgerinnen und Bürgern ein sicheres Gesundheitssystem ermöglicht. Dafür geben wir ausreichend Zeit. Wenn diese Zeit von den Arbeitgebern und Politik nicht genutzt wird, werden wir mit den Möglichkeiten, die Gewerkschaften haben, Druck für dieses Ziel machen. Dabei haben wir nicht nur die Pflege im Blick, denn ein Krankenhaus funktioniert nur mit allen Berufsgruppen.“
Die Corona-Pandemie wirkt wie ein Brennglas und zeigt, dass die Arbeitsbedingungen in den Kliniken nicht erst seit der Pandemie alarmierend sind. Unterbesetzte Stationen, Überlastung des Personals, Beeinträchtigung des Familienlebens durch den Personalnotstand – die Beschäftigten der Unikliniken wollen endlich sehen, dass sich die Situation wirklich verbessert. Bestärkt werden sie durch Kolleg*innen in anderen Bundesländern. Denn in 16 Kliniken bundesweit gibt es bereits entsprechende Verträge, der letzte wurde erst 2021 nach langen Arbeitskampfmaßnahmen an der Berliner Uniklinik Charité und den dortigen kommunalen Vivantes Kliniken vereinbart.
Das Gesundheitswesen in NRW leidet bereits jetzt unter Fachkräftemangel und die Situation droht sich durch die Überlastungen während der Corona-Pandemie noch zu verschärfen. Den Preis dafür zahlen die Patient*innen und die Beschäftigten. Die Politik hat bis jetzt
keine Lösung erarbeitet, um die Pflegekräfte im Beruf zu halten oder
mit besseren Arbeitsbedingungen in den Beruf zurückzuholen.
Alexa Schumann, Auszubildende in der Pflege, Uniklinik
Düsseldorf betont: „Es darf nicht sein, dass meine Kolleg:innen und ich schon in der Ausbildung wahnsinnige Angst haben durch Personalmangel und fehlende Anleitung die Patientensicherheit und eine angemessene Versorgung nicht gewährleisten zu können. Deshalb fordern wir für die gesamten Azubis einen entlastenden Tarifvertrag, in dem es um Förderung von Auszubildenden statt Ausbeutung geht. Wir wollen Bedingungen schaffen unter denen Auszubildende als qualifizierte Fachkräfte erhalten bleiben. Und nicht nach der Ausbildung aussteigen oder sogar die Ausbildung abbrechen, weil sie ausgebrannt und überlastet sind.“
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