Erneut ziehen 7.000 Impfgegner*innen durch Düsseldorf
Sie wollen weitermachen, bis die von ihnen empfundenen Einschränkungen der Grundrechte auf Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung ein Ende haben. Mit dieser Begründung gingen am Samstag (15.1.) erneut rund 7.000 Menschen auf die Straße. Dass die meisten Teilnehmer*innen nicht aus Düsseldorf kommen, ist deutlich daran zu erkennen, dass sie brav in der Masse mitgehen – egal wie lang die Strecke auch ist.
In verschiedenen Gruppen der sozialen Netzwerke wurde zur Demonstration unter der Überschrift „Frieden und Freiheit – Impfpflicht, nicht mit uns“ eingeladen. Beliebt ist auch der Slogan „My Body, my Choice“, der von der Frauenbewegung gekapert wurde. Berauscht sind die Organisatoren von der Anzahl der Menschen, die sie für die Veranstaltung in Düsseldorf mittlerweile mobilisieren. Die Anmelder nennen sich APO (außerparlamentarische Opposition) und hatten für vergangenen Samstag (8.1.) die Teilnehmerzahl von 4.000 genannt. Das Team von Ddorf-aktuell hatte die Teilnehmer*innen gezählt und war auf 6.500 gekommen. Da pro 50 Teilnehmenden ein Ordner gestellt werden muss, erklärt sich schnell, warum die APO lieber tief stapelt. An diesem Samstag waren es rund 7.000 Teilnehmende, was 140 Ordner*innen entspräche – die waren nicht erkennbar.
Angeführt wurde der Demonstrationszug diesmal von Menschen in der Kleidung von Pflegepersonal, um auf die drohende Impfpflicht in diesem Bereich aufmerksam zu machen. Da kurz vor Demostart noch Kittel verteilt wurden, gehen wir davon aus, dass nicht in jedem Kittel ein Angehöriger dieses Berufszweigs steckte – aber es sollte wie üblich ein Bild von „wir sind viele“ transportiert werden.
Aktualisierung 15.01.2022, 8 Uhr: Nach Pressemeldungen demonstrierten am Samstagabend in Karlsruhe 700 echte Ärzte und Pfleger in ihrer Dienstkleidung und FFP2-Masken. Damit wollten sie auf die starke Belastung der Mitarbeitenden hinweisen und über die Notwendigkeit der Impfungen sowie weiterer Corona-Schutzmaßnahmen informieren. Zitiert werden Plakate mit den Texten: „Impfen und Maske schützen. Leugnen und Aluhut nicht“ oder „Die größten Kritiker der Virologen sind und bleiben Demagogen“.
Die selbsternannte APO bemüht sich von Woche zu Woche Personen aus dem Erscheinungsbild des Demozuges zu verbannen, die ein schlechtes Licht auf das Motto „Friede, Freiheit, Selbstbestimmung“ werfen könnten. So wurde die Jugend der AfD aufgefordert, weniger massiv aufzutreten, was dazu führte, dass diesmal eher die älteren Parteimitglieder teilnahmen. Die Partei die Basis zeigte ihre Plakate wieder ungeniert – getragen wurden sie von Menschen ohne Maske. Auch Mitglieder der Querdenker Düsseldorf, Coronarebellen Düsseldorf und rechtsradikale Gruppierungen fehlten nicht.
Allerdings gibt es bei der APO nicht die zahlreichen Redebeiträge bei der Eröffnungskundgebung und das offene Mikrofon, wie es noch im vergangenen Jahr bei vergleichbaren Veranstaltungen üblich war. Offenbar haben die Organisatoren Angst, durch die wissenschaftsfeindlichen Reden und radikalen Aufrufe zum Widerstand diejenigen zu verschrecken, die scheinbar die Masse der Teilnehmenden ausmachen: die Unsolidarischen.
Kommentar: Zug der Unsolidarischen durch Düsseldorf
Die Redaktion von Ddorf-aktuell wird nach jeglicher Berichterstattung von Teilnehmer*innen per Telefon oder Mail mit Vorwürfen, Beleidigungen oder subtilen Nachfragen traktiert. Die Berichterstattung sei nicht neutral, sie würde die Meinung beeinflussen, entspreche nicht dem Pressekodex oder man wird beleidigend. Pressefreiheit und Meinungsfreiheit sind ein hohes Gut, ebenso wie das Recht auf Demonstrationen. Da müssen es die Teilnehmer*innen auch aushalten, dass beschrieben wird, was da jeden Samstag auf den Düsseldorfer Straßen zu sehen ist. Eine Menge an Menschen, die ihr eigenes Wohl über das Wohl der Allgemeinheit stellen.
Ein Schild eines Gegendemonstranten in Dresden am Donnerstag (13.1.) drückt den Sachverhalt gut aus „In Krisenzeiten suchen Intelligente nach Lösungen, Idioten nach Schuldigen“. Es ging bei den Demonstration im vergangenen Jahr überwiegend darum, die Corona-Pandemie an sich in Frage zu stellen und dies von Pseudo-Wissenschaftlern belegen zu lassen. Verbunden damit wurde die Unfähigkeit der Regierung an den Pranger gestellt, die Corona-Diktatur ausgerufen. Der Maskenzwang war lange das Symbol der Protestbewegung für die Entrechtung der Menschen.
Mittlerweile ist bei vielen angekommen, dass die Pandemie ein echtes Problem ist – die vielen Toten zu leugnen, ist allerdings immer noch ein beliebtes Vorgehen. Jetzt ist die Impfpflicht in der Vordergrund gerückt – wohl auch weil die Einschränkungen durch die Coronamaßnahmen zeitweise so gering waren, dass mit ihnen allein keine Mobilisierung mehr möglich war.
Niemand wird in Deutschland gezwungen sich impfen zu lassen. Auch die Plakate, die die „armen Kinder“ beklagen, denen jetzt eine Impfung aufgezwungen wird, sind Lügen. Kein Kind wird geimpft, wenn nicht beide Elternteile zugestimmt haben.
Wer nicht geimpft ist, muss sich testen lassen. Einige Bereiche des öffentlichen Lebens sind nur für Geimpfte oder Genesene zugelassen. Das wäre nicht nötig, wenn mehr Menschen sich solidarisch verhalten würden und sich impfen lassen oder einfach in Kauf nehmen, auf bestimmte Aktivitäten zu verzichten. Ist das eine Beschneidung der Grundrechte? Nein, das ist die Reaktion auf eine Pandemie, die vielen Menschen das Leben gekostet hat und noch kosten wird, wenn nicht alle an einem Strang ziehen.