Düsseldorf: 6000 Menschen protestieren gegen Impfzwang und Corona-Maßnahmen
Rund 6000 Menschen demonstrierten am Samstag (18.12.) in Düsseldorf gegen die von ihnen so empfundene „Corona-Diktatur“, die „Macht der Pharmakonzerne“, die „Degradierung der Menschen zu Labor-Ratten“ und den „Impfzwang, der jetzt auch den Kindern auferlegt“ werde. Bereits am Samstag zuvor hatte eine ähnlich große Menschen-Menge ihre Meinung kundgetan.
Die Bilder ähnelten sich, denn Abstand und Maske lehnen die meisten Teilnehmer*innen ab. Hinzu kamen Rufe wie „Widerstand“, die dem Umsturz der deutschen Demokratie galten und von Rechtsradikalen stammten. An diesem Samstag gab es zwei Unterschiede: Erstmals seit langem war die in Düsseldorf offenbar dienstmüde Polizei mit einem Großaufgebot vertreten. Und noch wichtiger: Zahlreiche Gruppen der Stadtgesellschaft formierten sich mit rund 400 Teilnehmenden zum Gegenprotest.
AFD-Jugend grölt unter Deutschlandflaggen
Die vom NRW-Verfassungsschutz beobachteten „Corona Rebellen Düsseldorf“ traten nur vereinzelt auf. Die deutsch-nationale Bruderschaft Deutschland aus Garath und Eller suchte nach einem kurzen Auftritt auf dem Johannes-Rau-Platz das Weite.
Die Versammlung wollte braunen Gestank vermeiden. Ganz gelang das Demo-Anmelder Ingo Marks nicht. Downtown Bilk versuchte er die ihm auf der Nase herumtanzende ASFD-Jugend samt Identitärer Kumpane in die Schranken zu verweisen und ans Ende des Zugs zu verbannen. Die Gröl-Jugend mit den Under-Cuts hustete ihm was.
Mahn- und Gedenkstätte ausgespart
Die Polizei hatte die Demostrecke so abgeändert, dass es dieses Mal nicht an der Mahn- und Gedenkstätte in der Mühlenstraße vorbeiging. Nach dem Protest am vergangenen Samstag hatten lodernde Pechfackeln und Schmäh-Aufkleber das Team der Gedenkstätte empört.
Demo gegen die Corona-Maßnahmen-Leugner
Der Gegenprotest zahlreicher linker Gruppen versammelte sich unweit der Startkundgebung der Querdenker am Johannes-Rau-Platz. Die Polizei hatte zwar mit ihren Einsatzfahrzeugen eine lockere Barriere zwischen den beiden Gruppierungen errichtet, war aber nicht in der Lage, die Teilnehmenden zu trennen.
Selbst Teilnehmende konnten manchmal nicht erkennen, wo ihre Gruppe stand – rechts bei den selbsternannten Querdenkern oder links bei der Gegendemo. Dort sprachen Henrike Tetz, Vorsitzende des Förderkreises der Mahn- und Gedenkstätte, und Jürgen Schuh von der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Antifaschistinnen ihre Grußworte.
Gegenprotest an der Kö im Polizeikessel
Nachdem die rund 6000 Demonstrierenden sich in Richtung Düsseldorf Bilk auf den Weg gemacht hatten, versammelten sich Teile des Gegenprotest unter dem Lichterbogen auf der Kreuzung Steinstraße und Kö, um den Demonstrationszug zu empfangen. Die Polizei sperrte die Brücke und kesselte den Gegenprotest ein. Niemand durfte die Brücke verlassen, bis die Demo vorüber war.
Kommentar: Kann man erwarten, dass Menschen sich informieren?
Nach unserer Berichterstattung am vergangenen Wochenende haben sich zahlreiche Menschen bei der Redaktion gemeldet und ihren Unmut darüber geäußert, in einem Topf mit den „Schwurblern“ geworfen zu werden. Dass dies geschieht, haben diese Menschen, die sich selber besorgte Bürger nennen und mit ihren Ängsten ernst genommen werden wollen, selber zu verantworten. Wer sich über die Anmelder der Demonstrationen und die diversen Aufrufe informiert, erhält bereits einen Eindruck davon, mit welchen Gruppierungen man es zu tun hat. Wenn man das möchte, findet man Informationen über Die Basis, die AfD, die Republikaner, die Identitären oder auch die Corona Rebellen Düsseldorf. Schwierig wird es natürlich, wenn die Medien als Lügenpresse abgetan werden und als Quelle für Informationen entfallen. Recherchiert man auf einschlägigen Seiten, auf denen die Pandemie geleugnet, die Impfungen als genverändernd und der Staat als Diktatur dargestellt wird, läuft man eben in die Irre.
Dabei hat jeder die Möglichkeit, sich mit seinem Arzt oder anderen öffentlichen Institutionen über Ängste zu unterhalten und sich zu informieren. Ein paar Denkanstöße für Skeptiker:
- Keine Corona-Diktatur würde Corona-Leugner-Demos zulassen und sie auch noch vor Gegenprotest schützen.
- Die immer wieder in lauten Rufen eingeforderte „Freiheit“ ist bei den Ungeimpften die Freiheit, andere mit dem Virus anzustecken und womöglich zu Tode zu bringen und Todkranken das Intensivbett zu nehmen, wenn man doch an der geleugneten Pandemie erkranken sollte.
- Das gilt auch für die immer wieder beschworene körperliche Unversehrtheit. Damit ist ausschließlich die eigene Unversehrtheit gemeint. Dass man andere ansteckt und deren körperliche Unversehrtheit durch Tod erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird, wird ausgerechnet von denen ausgeblendet, sich selbst für die Checker, für die moralisch überlegenen Zweifler halten.
- Die Solidarität der Gesellschaft, die durch die Impfung den Schutz der gefährdeten Gruppen erreichen möchte und das Ziel hat, das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, ist Teilnehmern der Querdenken-Demonstration völlig egal.
Am Samstag erzählte ein kleiner Junge an der Kö begeistert davon, dass er am Dienstag seine Kinderimpfung im städtischen Impfzentrum bekommen wird. Er hat mehr verstanden, als jene 6.000, die am Samstag in Düsseldorf an ihm vorüberzogen.
In eigener Sache: Die angegebenen Teilnehmerzahlen wurden von uns nicht geschätzt, sondern gezählt.