Mitten in Düsseldorf: Zwei Obdachlose auf der Straße erfroren
Das Team des Obdachlosenmagagzins fiftyfifty berichtet am Mittwoch (8.12.) auf Facebook, dass mitten in der reichen Stadt Düsseldorf innerhalb weniger Tage zwei Obdachlose auf der Straße erfroren sind. Die Endgültige Todesursache wird derzeit noch untersucht. Die Betroffenheit in den Kommentaren ist groß, doch welche Konsequenzen werden gezogen? Die Vermietung von Wohnungen an Obdachlose könnte helfen, wie das Projekt „Housing First“ zeigt.
Die beiden Obdachlosen Horst und Rudolf lebten schon länger auf der Straße und schliefen draußen an einsamen Plätzen. Ein Arzt entdeckte Horst zufällig an seinem Schlafplatz am Rhein im Rosengarten unweit der Tonhalle. Er erkannte die schlechte Verfassung und verständigte den Rettungsdienst. Die Körpertemperatur von Horst betrug nach Schilderung von fiftyfifty nur noch 27 Grad, er starb im Krankenhaus.
Rudolf hatte seinen Schlafplatz an der Witzelstraße. Eine Anwohnerin wurde auf ihn aufmerksam und verständigte einen Streetworker der Wohnungslosenhilfe. Dieser fuhr umgehend Platte. Doch auch hier war die Unterkühlung mit 30 Grad Körpertemperatur soweit fortgeschritten, dass er im Krankenhaus starb, hoeß es in dem Facebook-Post.
Hilfsangebot der Stadt erreicht nicht alle
Das Hilfsangebot in Düsseldorf besteht. Es gibt Notschlafplätze, in denen sich meist mehrere Personen ein Zimmer teilen müssen, Tiere in vielen Fällen nicht erlaubt sind und die am frühen Morgen wieder verlassen werden müssen. Viele Obdachlose haben Vorbehalte gegen diese Unterkünfte und ziehen die Übernachtung im Freien vor. Doch bereits bei Temperaturen unter 10 Grad besteht Lebensgefahr durch Unterkühlung.
Die Obdachlosenorganisation fiftyfifty fordert schon lange, die Angebote für obdachlose Menschen passgenau zu gestalten, zu verbessern und auszuweiten. Der Krisenstab der Stadt Düsseldorf hatte während der Pandemie die Hilfen für Obdachlose ausgeweitet und die Unterbringung in einfachen Hotels ermöglicht, damit die Notschlafstellen den nötigen Abstand gewährleisten konnten. Diese Maßnahmen endeten und das Regelangebot wurde wieder aufgenommen, bei dem es keinen Tagesaufenthalt oder Einzelzimmer in Notschlafstellen gibt. Beides würde die Akzeptanz gegenüber Notschlafstellen steigern, betont fiftyfifty. Im Winter wird an manchen Stellen die Übernachtung in Bahnhöfen geduldet, was zumindest vor Erfrierung rettet. Fiftyfifty appelliert an alle Menschen auf Obdachlose zu achten, sie anzusprechen und im Zweifel die 112 zu wählen.
Stadt Düsseldorf will Maßnahmen ergreifen
Housing First
In Düsseldorf leben geschätzt zwischen 250 und 400 Menschen dauerhaft auf der Straße. Einige haben sich dafür entschieden und wollen auch nicht in einer der Notschlafstellen der Stadt übernachten. Doch rund ein Drittel würde sofort in eine Mietwohnung ziehen, wenn sie denn die Möglichkeit dazu hätten. Doch der Wohnungsmarkt in Düsseldorf ist so angespannt, dass Obdachlose keine Chance haben an eine Mitwohnung zu kommen. Fiftyfifty versucht seit mehreren Jahren mit dem Projekt „Housing First“ Wohnraum für Obdachlose zu schaffen. Durch einen neuen Verein wird nun versucht, Wohnungsbesitzer zu motivieren an Obdachlose zu vermieten oder Investoren zu gewinnen, die eine Wohnung kaufen und diese dann jemanden von der Straße gegen Mietzahlung zur Verfügung stellen. Dabei kümmert sich der Verein um die komplette Abwicklung. Nach erfolgreichem Einzug werden die Bewohner von Wohlfahrtsverbänden betreut. Weitere Informationen zum Projekt finden sie hier.