Düsseldorf-Altstadt: Raum für die Kunst im LRRH_Aerial
Die Pandemie ist der große Spaßverderber zwischen den Kneipen und Weihnachtsmarktbuden in der Düsseldorfer Altstadt. Umso wohltuender wirken Orte der ruhigen, inspirierenden Betrachtung – Museen und Galerien. Im extravaganten Glashaus an der Kapuzinergasse, genannt „LRRH_AERIAL“, präsentiert die Textilunternehmerin Daniela Görgens zum zweiten Mal ein raumprägendes Werk aus „metal mesh“, Metallgewebe – und noch andere, überraschende Kunst.
Nach Rosemarie Trockel, die skulpturale Kappen entwarf, hat wieder ein Weltstar der Kunst mit Görgens kooperiert: Die ehemalige Akademie-Professorin Katharina Grosse (60), berühmt für spektakuläre Farbräume, lieferte die fotografische Vorlage für ein 7,50 mal 5,60 Meter großes, schimmerndes Objekt aus Abertausenden kleiner Metallteilchen in 108 Stücken, die per Hand zusammengeknüpft wurden: „While Many“. Wer genau hinsieht, erkennt das Fotomotiv – die Hände der Künstlerin, die eine Folie herunterreißen – aber entscheidend ist der Fluss der Farben: flammendes Rot, golden schimmerndes Gelb, Türkis, Schwarz.
Das Starre und das Fließende
Oben an der Wand befestigt, fließt das Metallgewebe über die Wand und den Boden. Anders als eine Raum-Malerei kann es jederzeit in der Form verändert werden. Im hinteren Teil des Hauses gibt es weitere Beispiele für die Geschmeidigkeit textiler Materialien: eine orange leuchtende New-Orleans-Szene auf Seide von Katharina Grosse sowie seidene Kunst-Tücher von Lucy McKenzie („Marble Parquet“) oder Richard Woods („Logo No.73“), die sowohl als Bild an die Wand gehängt wie auch um den Hals getragen werden können.
Der torförmige „Faltenbalg“, den Johannes Wohnseifer aus Fliegerjackenstoff gebaut hat, steht hingegen als Skulptur im Raum. Auch Paulina Hoffmann (27), die 2019 ihren Akademie-Abschluss als Meisterschülerin von Lothar Hempel gemacht hat, meidet jeden modischen Gedanken. Sie liebt schweres Werkzeug und industrielle Materialien, die sie des praktischen Nutzens beraubt. Ganz oben im Glashaus, im Säulensaal, hat sie drei Wochen lang an einer Installation gearbeitet, die sie „Störung des Gebräuchlichen“ nennt. Aus einer PVC-Plane zur landwirtschaftlichen Nutzung schnitt sie Stück für Stück, bohrte Löcher und nähte die Teile mit Maurerschnur und bildhauerischer Geste zu einer sieben Meter langen, gewaltigen Wand zusammen, die an 12 Haken von der Decke hängt. „Ich wollte den Raum beherrschen“, sagt die junge Künstlerin. Und das hat sie geschafft. Wow!