Düsseldorf Carlstadt: Weißes Geisterrad erinnert an verstorbene Radfahrerin
Dienstag, 26. Oktober 2021, 09:47 Uhr
Eine 23-jährige Fahrradfahrerin wurde heute Morgen durch den Zusammenprall mit dem Mercedes A-Klasse einer 72-Jährigen so schwer verletzt, dass sie noch vor Ort ihren Verletzungen erlag.
Meldung der Polizei Düsseldorf
Lerke Tyra hat einen Kloß im Hals. „Ich bitte Euch um eine Minute des Schweigens für Emma“, sagt die Vorsitzende des ADFC Düsseldorf . Knapp 40 Radfahrer*Innen verstummen und schauen auf das Ghost Bike, ein komplett weiß gestrichenes Fahrrad, das an der Straßenecke Haroldstraße/Schwanenmarkt an einen Pfahl angeschlossen ist. Kerzen stehen vor dem weißen Rad. Auf dem Gepäckträger ist ein Strauß roter Rosen festgebunden. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad Club (ADFC) Düsseldorf gedenkt an diesem Samstag (20.11.) der jungen Frau, die hier vor knapp einem Monat zu Tode kam.
„Die junge Radfahrerin, Emma, hat alles richtig gemacht“, sagt Lerke Tyra. Die Autofahrerin hatte laut Polizeibericht ein Stauende zu spät gesehen und wollte dem Zusammenstoß nach rechts ausweichen. Auf den Radweg. Dorthin, wo Emma radelte. Mit dem schneeweißen Fahrrad will der ADFC nicht bloß der im Düsseldorfer Straßenverkehr zu Tode gekommenen Radfahrer*Innen gedenken.
Radfahrer*Innen werden “ausgeblendet”
Sie sollen zugleich eine optische Mahnung an alle Verkehrsteilnehmer sein. Noch immer werden radfahrende Menschen von Autofahrer*Innen nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer wahrgenommen. Und wenn es darauf ankommt – einfach übersehen. Dies sei keine Vermutung, sondern die Auskunft der Beamt*Innen des Düsseldorfer Polizeipräsidiums, die sich mit dem Thema Unfallprävention und Unfallvermeidung beschäftigen. Weil Radfahrer kein Gefährdungspotenzial für Menschen in Blechkisten sind, werden sie oftmals einfach ausgeblendet.
Das schneeweiße Geisterrad an der Ecke Haroldstraße/Schwanenmarkt ist bereits das dritte, das der ADFC Düsseldorf zur Mahnung aufstellt. Am 27. Februar 2020 wurde ein 53 Jahre alter Radfahrer an der Ecke Werdener/Mindener Straße von einem Lastwagen überrollt und starb noch an der Unfallstelle. Am 27. Oktober 2020 geriet eine 83-jährige Radlerin an der Ecke Ulmenstraße/Johannstraße ebenfalls unter einen Lastwagen und starb wenig später.
Knapper Platz auf Düsseldorfs Straßen
Wenn es wieder um den knappen Platz auf Düsseldorfs Straßen geht, werden Lerke Tyra und die anderen vom ADFC Düsseldorf sichere Radwege in der Stadt fordern, keine halbherzigen Kompromisse. Doch heute – vor dem Ghost-Bike – gilt das stille Gedenken an Emma, der gebürtigen Luxemburgerin, die in Düsseldorf lebte, nichts falsch gemacht hat und an einer Straßenecke dieser Stadt auf dem Asphalt starb.