Düsseldorf: Grüne bestimmen ihre Direktkandidaten für die NRW-Landtagswahlen im Mai 2022
„Jede Zeit hat ihre Farbe“ steht über der Facebook-Seite der Grünen in Düsseldorf. Vordergründig wurde dieses Motto am Samstag (20.11.) bei einer Mitgliederversammlung bestätigt. Die Düsseldorfer Grünen wählten ihre vier Direktkandidaten für die NRW-Landtagswahlen im Mai 2022. Mona Neubaur (74 Ja-Stimmen, 13 Enthaltungen, 85,06 Prozent, Wahlkreis Düsseldorf I Nord), Lukas Mielczarek (60 Ja, 31 Enthaltungen, 65,93 Prozent, Wahlkreis Düsseldorf II Ost), Stefan Engstfeld (67 Ja, 21 Enthaltungen, 76,14 Prozent, Wahlkreis Düsseldorf III West) und Yousra El Makrini (46 Ja, Uwe Warnecke 36 Ja, 8 Enthaltungen, 51,11 Prozent, Wahlkreis Düsseldorf IV Süd) bekamen jeweils im ersten Wahlgang die nötigen Stimmen. Yousra El Makrini erreichte jedoch gerade mal 46 von 46 notwendigen Ja-Stimmen und warf Uwe Marold Warnecke, Rechtsberater des Düsseldorfer Mietervereins, aus dem Rennen.
Ärger bei den Garather Grünen
Sehr zum Ärger der Garather Grünen: „Warum hast Du Dich nie bei uns sehen lassen, obwohl Du Dich angeblich so sehr für den Süden interessierst? Und auch im Bundestagswahlkampf hast Du nur einmal geholfen, Wahlplakate zu kleben…“ kritisierte eine Grüne Delegierte die offensichtliche Rochade der grünen Jugend.
Rochade der Grünen Jugend
Kurzfristig war der von den Düsseldorfer Fridays for Future und vom Jugendrat bekannte Lukas Mielczarek (21) aus dem Süd-Wahlkreis in den Osten Düsseldorfs gewechselt. Dort hatte Parteisprecherin Paula Elsholz auf eine Landtagskandidatur verzichtet. Und so konnte Yousra El Makrini (27) im Süden antreten. Offensichtlich, ohne sich dort bekannt gemacht zu haben. Wortgleich lasen Mielczarek und Makrini vom Blatt, sie würden für ihre künftigen Wahlkreise „brennen“.
Scharfe Worte
Die Grüne Jugend hievte also gleich zwei ihrer Leute auf Kandidatenplätze. Was nach einer idealen Parität von Frauen und Männern, Erfahrung und neuen Impulsen aussieht – geht bei den Grünen in Düsseldorf zu Lasten der Erfahrung und der Senioren. Bei der Kandidatenvorstellung wurde Warnecke aus den Reihen der jungen Grünen scharf angegangen: Wieso er als alter, weißer Mann gegen eine junge grüne Frau antrete und überhaupt, in den Bundestagswahlkämpfen 2013 und 2017 habe er unter ferner Liefen abgeschnitten – wieso Warnecke auf den Gedanken komme, im Mai 2022 mehr Wählerstimmen für die Grünen zu holen?
Senioren erneut vernachlässigt
Die Plattitüden passten nicht zur Analyse der jüngsten Bundestagswahl, bei der die Grünen vor allem bei älteren Wählern auf keinen grünen Zweig kamen. Doch sachdienliche Hinweise konnten im straffen Zeitkorsett des Düsseldorfer Grünen Parteitags nicht thematisiert werden. Das harsche Zeitregiment erstickt jede Diskussion, was den Grünen auf Dauer schaden wird.
Zeitbudget
Bei der Kandidaten-Vorstellung hatte die designierte NRW-Spitzenkandidatin Mona Neubaur den leichtesten – und zugleich schwersten Stand. Routiniert zeigte sie auf, dass NRW nun mehr als ein Jahr lang als Spielball für die gescheiterten Kanzlerpläne von Armin Laschet gedient habe. Das müsse sich in einer künftigen Landesregierung unter starker Grünen-Beteiligung ändern. Demütig deutete Neubaur an, dass sie als mögliche NRW-Spitzenfrau nicht an jedem Wochenende 48 Stunden lang im Düsseldorfer Norden verbringen könne. „Aber das habe ich mit den Vorsitzenden der Ortgruppen besprochen.“ Neubaur bekam das beste Wahlergebnis.
Schneller Aufbruch
Lukas Mielczarek nutze seine fünfminütige Vorstellung unter anderem dazu, eines zu erklären: Wieso will das 21-jährige grüne Talent, das gerade mal Düsseldorfer Ratsherr geworden ist, nach wenigen Monaten weiterziehen auf die Landesebene? „Ich habe bei meiner lokalen Arbeit festgestellt, dass wir in Düsseldorf an vielen Stellen von den Regelungen auf Landes- und Bundesebene abhängig sind.“ Entscheidende Weichenstellungen für seine wichtigsten Themen würden nun einmal anderswo getroffen.
Wissensvorsprung
Stefan Engstfeld nutzte als Landtagsabgeordneter seinen Erfahrungsvorsprung. Als rechtspolitischer Sprecher der grünen Landtagsfraktion müsse er feststellen: „NRW wird schlecht regiert“. Ob die Räumung des Hambacher Forsts, die Inbetriebnahme des Kohlekraftwerks Datteln IV oder die vom FDP-Vize Stamp durchgesetzte Abschiebung des Tunesiers Sammy A. – all diese Entscheidungen der jetzigen schwarz-gelben Regierung seien durch Oberverwaltungs- und Verwaltungsgerichte korrigiert worden. Engstfelds zweiter Punkt: Was die Grünen in Düsseldorf mit der CDU begonnen hätten, dürfe nicht im luftleeren Raum hängen bleiben. Um die Verbesserungen für Düsseldorf durchzusetzen, brauche es eine starke Grünen-Beteiligung in der künftigen NRW Landesregierung.
Erstkontakt
Yousra El Makrini betonte: Sie stehe für soziale Gerechtigkeit, werde Diskriminierung bekämpfen und sich für den Gesundheitsschutz für alle einsetzen: „Gesundheit ist kein Luxusgut“ – in Zeiten der Corona-Pandemie schon mal gar nicht. Im Süden wolle sie „nahbar sein“ und im Wahlkampf von Haustür zu Haustür ziehen, um Wählerstimmen für die Grünen zu gewinnen.