1.000 Paketdienstleister und Logistiker streiken in Düsseldorf für ihre faire Bezahlung
Aus verschiedenen Städten in ganz Nordrhein-Westfalen waren am Freitag (22.10.) Beschäftigte von Speditionen, Logistikern, Kurier- und Paketdiensten nach Düsseldorf gekommen, um den Arbeitgebern Druck zu machen. Fünf Verhandlungsrunden für einen Tarifvertrag gab es mit den Arbeitgebern bereits, doch aus Sicht der Gewerkschaft ver.di kein ernstzunehmendes Angebot. „Keine Arbeit unter Wert“ riefen deshalb die Streikenden auf dem Schadowplatz, die sich in drei Sternenmärschen dorthin auf den Weg gemacht hatten.
Von der Reitallee im Hofgarten, der Ver.di-Verwaltung auf der Karlstraße und dem Johannes-Rau-Platz waren am Freitagvormittag rund 1.000 Beschäftigte durch die Innenstadt zum Schadowplatz gezogen und hatten dabei lautstark ihren Unmut über die schlechte Bezahlung Ausdruck verliehen. Es ist bereits die dritte Streikwelle, die die Mitarbeitenden der Speditionen, Logistik und Kurier-Express-Paketdienste in NRW organisiert haben, um Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Diesmal sind es mehrtägige landesweiten Streiks, die mit der Kundgebung in Düsseldorf enden. Die Beschäftigten der großen Paketdienstleister und Logistiker sowie weiterer Betriebe der Speditions- und Transportbranche wollen nicht ausbaden, dass die Arbeitgeber untereinander zerstritten sind und es deshalb noch nicht einmal einen Termin zur Fortsetzung der Verhandlungen gibt. ver.di fordert die Arbeitgeberseite auf, umgehend ein verhandlungsfähiges Angebot vorzulegen.
„Nachdem die Arbeitgeber dazu bisher nicht bereit waren, tragen wir den Protest nun vor ihre Haustür. Unser Ziel ist es, den Druck massiv zu erhöhen und so an den Verhandlungstisch zurückzukehren“, erklärt ver.di-Verhandlungsführer Hermann Völlings. „Die Beschäftigten empört es, dass die Arbeitgeberseite weiterhin an der Ungleichbehandlung zwischen Angestellten und gewerblich Beschäftigten festhält. Und das in Zeiten, in denen wir vielerorts sehen, wie sehr unsere Wirtschaft auf die Arbeit der gewerblich Beschäftigten in Speditionen angewiesen ist. In Großbritannien ist dieser Bedarf aktuell mehr als sichtbar, aber auch in Deutschland fehlen viele Kolleginnen und Kollegen. Die Attraktivität der Branche muss dringend gesteigert werden!“
Während der Coronazeit ist die Zahl der Sendungen nochmals gestiegen und es hat sich gezeigt, wie systemrelevant die Logistik-Branche ist. Die Spediteure hätten Gewinne gemacht, seien aber nicht bereit ihre Mitarbeitenden fair zu bezahlen, kritisiert ver.di und verlangt endlich ein verhandlungswürdiges Angebot.
Ihre Solidarität mit den Streikenden zeigte auch die frisch in den Bundestag gewählte Gewerkschafterin Zanda Martens (SPD). Sie versicherte den Demonstranten auf dem Schadowplatz, dass sie das Sprachrohr der Beschäftigten in Berlin sein wolle, denn die Lobby der Unternehmer sei dort bereits groß genug.
ver.di fordert eine Erhöhung der Löhne und Gehälter um sechs Prozent, mindestens aber 150 Euro, bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Für die gewerblich Beschäftigten soll ein neues Lohnsystem in sechs Stufen eingeführt werden, bei dem auch die Betriebszugehörigkeit gewürdigt werde. Die Ausbildungsvergütungen sollen pro Ausbildungsjahr jeweils um 80 Euro angehoben werden. Ausbildungsjahre in der Branche sollen zukünftig bei der Einstufung berücksichtigt werden.