Denkmal für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt in Düsseldorf eingeweiht
Die Idee für das Denkmal ist zwanzig Jahre alt. Doch es brauchte Zeit, Diskussionen und Änderung von Ansichten bis im Mai 2020 in Düsseldorf die Entscheidung getroffen wurde, einen Erinnerungsort für die LSBT*- Community (LGBT ist die Abkürzung für “Lesbian, Gay, Bisexual and Transgender”) zu errichten. In einem Wettbewerb setzte sich der Entwurf des Künstlers Claus Richter “Ein seltsam klassisches Denkmal” durch. Mit der Suche nach einem passenden Standort verging dann nochmals Zeit. Am Freitag (15.10.) zum Start des CSD 2021 konnte das Denkmal nun endlich enthüllt werden.
Das Denkmal
Vier Menschen strecken mit jeweils einem Arm die Fäuste Richtung Himmel oder formen das Victory-Zeichen. Doch mit den anderen Arm halten sie sich gemeinsam. Künstler Claus Richter: “Die Figuren der Skulpturengruppe halten sich alle an den Händen. Sie sind vereint, und das hat etwas sehr humanistisches für mich. Das ist eine Utopie, die nur ab und zu aufleuchtet, aber dann umso stärker und schöner. So kitschig das klingt: Es geht um die Kraft der Gemeinschaft.“ Die Figurengruppe symbolisieren alle Spektren sexueller und geschlechtlicher Vielfalt. Die Tafel auf dem Sockel bekundet: “Ort für die Erinnerung und Akzeptanz geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Dieser Ort ist den Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans* Menschen gewidmet, die Opfer von Gewalt, Verfolgung und Diskriminierung in Düsseldorf wurden. Und all denen, die in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt einstanden und einstehen.”
Zeichen für Vielfalt und gegen Ausgrenzung
Mit dem Denkmal will die Stadt Düsseldorf ein Zeichen für die Vielfalt und den Respekt in Düsseldorf und gegen Hass und Ausgrenzung setzen. Bewusst wurde als Standort die Dreieckswiese am Rheinufer ausgewählt, weil dies ein Ort der Begegnung ist – wie an diesem Wochenende Veranstaltungsort für den CSD.
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller: “Düsseldorf ist eine weltoffene, bunte und tolerante Stadt. Hierher passt das Kunstwerk für die Erinnerung und Akzeptanz von geschlechtlicher und sexueller Vielfalt. Ich hoffe auch auf eine Strahlkraft: Dieser Ort soll uns alle immer wieder daran erinnern, dass ein vielfältiges und tolerantes Miteinander keine Selbstverständlichkeit ist. So soll es jede und jeden dazu ermutigen, sich dafür einzusetzen, für gegenseitigen Respekt und Akzeptanz einzutreten – und Hass und Diskriminierung damit entschieden entgegenzutreten.
Blick zurück
Die Moderatorin der Einweihungsfeier, Laura Rohrbeck, und eine Abordnung des Jugendzentrums PULS verdeutlichten den rund 250 Gästen auf der Dreieckswiese, dass Düsseldorf während der NS-Zeit eine “Hochburg” der Schwulenverfolgung war. In kaum einer anderen deutschen Stadt wurden so viele Männer auf Grund des Paragraphen 175 verhaftet. Sie wurden in Lager deportiert, mussten Zwangsarbeit verrichten und wurden ermordet. Die Überlebenden hatten nach 1945 keine Chance auf Wiedergutmachung, da der Paragraph 175 immer noch Bestand hatte. Im Jahr 1969 wurden die Paragraphen 175 und 175a laut Strafgesetzbuch erstmals liberalisiert und erst 1994 als Folge der deutschen Wiedervereinigung endgültig aufgehoben.
Blick nach vorn
“Auch in einhundert Jahren werden die nachfolgenden Generationen noch wissen, was mit diesen vier Figuren hier am Rhein gesagt werden soll: Wir stehen hier, weil es Menschen gibt, die sich dafür eingesetzt haben, dass Lieben und Begehren nicht darauf beschränkt wird, dass eine Frau einen Mann liebt und begehrt, sondern ein Mensch einen anderen Menschen. Und dass es mehr als zwei Geschlechter gibt,” betonte Gabriele Bischoff vom “LSBTIQ+ Forum Düsseldorf” .
Beim CSD sind in diesem Jahr wieder Gäste aus Düsseldorfs Partnerstädten eingeladen. Dabei liegt das Augenmerk besonders auf Warschau, da die Länder Polen und Ungarn sich als LSBTIQ+-freie-Zonen deklariert haben. OB Keller betonte in seiner Rede, dass man dies nicht sprachlos hinnehmen dürfe und rief zum lauten Protest auf.
Realisiert wurde das Denkmal in Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer LSBTIQ+ Forum, der Mahn- und Gedenkstätte, dem Amt für Gleichstellung und Antidiskriminierung sowie dem Kulturdezernat und den Oberbürgermeistern Keller und Geisel.