Düsseldorf Gerresheim: Das Glasmacherviertel gilt nun international als schlechtes Beispiel
Es gibt imposante Animationen und große Pläne, seit 2020 auch bunt mit Graffiti bemalte Bauzäune – aber keinen Baustart. Jetzt macht das sogenannte Glasmacherviertel in Düsseldorf Gerresheim als Negativbeispiel für undurchsichtige Immobilienspekulationen Schlagzeilen.
Düsseldorfer Prestige-Projekte in Frage gestellt
Der britische Investor Fraser Perring wirft der in Luxemburg sitzenden Immobilienunternehmen Adler Group Bilanzbetrug vor, unter anderem detailliert bei der seit Jahren unberührt daliegenden Brache in Düsseldorf Gerresheim. Die Beschuldigten kündigten an, sich zu wehren. Auch mit juristischen Mitteln. Ihre Aktien befinden sich im Sturzflug, minus 20, 30 Prozent. Und: In Düsseldorf sind zahlreiche, vor sich hindümpelnde Prestige-Projekte betroffen.
Österreich-Verbindungen
Das Ganze ist ein Börsen-Krimi. Perrings Attacke auf die Adler Gruppe und einen angeblich dahinterstehenden Kreis österreichischer Geldgeber und Manager hat Gewicht, weil er als einer der ersten vor zweifelhaften Machenschaften beim Skandalunternehmen Wirecard gewarnt hat. Perrings Attacke auf Adler dient aber in erster Linie seinem eigenen Geschäftsmodell. Er verdient mit gezielten Wetten auf fallende Aktienkurse. „Short Seller“ heißt das an der Börse. Dieser Teil des Angriffs ist bereits gelungen.
Konkurrenten in Sorge
Sogar noch intensiver als ursprünglich von Perring geplant. Denn die deutschen Wohnungsbaukonzerne Vonovia und LEG sprangen der Adler Gruppe spontan bei. Vonovia hat sich eine Option von 13,3 Prozent an Adler gesichert. Bereits jetzt vermuten französische Börsenanalysten dahinter schlicht ein Panikmanöver, um nicht selber mit in den Strudel gezogen zu werden. Lukrativer wäre es für Vonovia gewesen, zu warten, bis Adler richtig am Boden liegt. Und auch die bei zahlreichen Mietern schlecht beleumdete LEG will kaufen: 15.350 Wohnungen und 186 Gewebeeinheiten – allerdings erst nach sorgfältiger Buchprüfung. Dem Aktienkurs von Adler hat das ein wenig Luft verschafft. Marktteilnehmer sehen darin nur den Beginn eines Ausverkaufs.
Herber Rückschlag für Düsseldorf
Der träfe Düsseldorf besonders hart. Denn neben dem Glasmacherviertel in Düsseldorf Gerresheim steht die Luxemburger Adler Group durch Unternehmens-Aufkäufe in den vergangenen drei Jahren hinter zahlreichen Düsseldorfer Großprojekten. Genannt werden von der Stadt das Grand Central hinter dem Hauptbahnhof Düsseldorf, die sogenannten Benrather Gärten, einem völlig neuen Stadtviertel auf dem ehemaligen Thyssen Krupp Gelände in Düsseldorf Benrath, das Upper Nord Quartier am Mörsenbroicher Ei, Grafental-Ost und der Zauberberg im Grafenberger Wald.
Späte Distanzierung
Oberbürgermeister Stephan Keller und Baudezernentin Cornelia Zuschke haben sich in ungewöhnlich deutlicher Weise vom Immobilienentwickler Adler distanziert. Was hinter den Anschuldigungen des Briten Fraser Perring stecke, wolle und könne man nicht bewerten, sagt eine Stadtsprecherin auf Nachfrage von Ddorf-aktuell. Baudezernentin Zuschke zeigt sich jedoch irritiert darüber, dass bei den Düsseldorfer Adler-Projekten „seit zwei Jahren nichts vorangeht“. Ständig habe man es mit wechselnden Gesprächspartnern zu tun. Und mit unterschiedlichen Aussagen. Selbst vorhandenes Baurecht werde von Adler und Tochterunternehmen nicht genutzt, sagte Zuschke der Rheinischen Post.
Bauruine in Mörsenbroich
Der Upper Nord Tower in Düsseldorf Mörsenbroich sei so ein Beispiel. Zuschke wird mit den Worten zitiert, die seit Monaten stillstehende Baustelle sei auf dem besten Wege zur Bauruine zu werden. Aus diesen Worten spricht pure Panik. Denn die Düsseldorfer Verwaltungsspitze liegt um zwei Jahre hinter dem Stadtrat und der Verwaltung von Leipzig, wo Adler ebenfalls in Verruf gekommen ist. 2019 bekam Leipzigs Oberbürgermeister jedoch vom Rat die Rückdeckendeckung, mit verbindlichen Zeitplänen und kontrollierbaren Absprachen die Interessen der Wohnungssuchenden und der Stadt zu wahren.
Örtlicher Statthalter
Demgegenüber regiert in Düsseldorf eher der rheinische Frohsinn. Nicht nur, weil der Präsident der KG Regenbogen und Immobilienfachmann Andreas Mauska versucht, als Statthalter gute Stimmung für das Glasmacherviertel zu verbreiten. Die jetzigen Vorwürfe des Briten Fraser Perring hätten Verwaltung und Politik und alle Interessierten bereits in einem sehr detaillierten, sehr kenntnisreichen und gut recherchierten Text der Immobilienzeitung nachlesen können. Und dann längst handeln müssen. Darin geht es neben Ausflügen in zahlreiche deutsche Städte auch um das Glasmacherviertel in Düsseldorf Gerresheim.
Spekulation in Düsseldorf Gerresheim
Die 32 Hektar große Fläche wurde demnach 2008, 2012 und 2018 jeweils veräußert. Immer mit einem Millionengewinn, ohne dass irgendjemand auch nur einen Stein umgedreht hätte. 2018 erwarb die börsennotierte Brack Capital Partners (BCP) das Gelände. BCP gehöre mehrheitlich der Adler Real Estate. Schon 2019 sei demnach das Glasmacherviertel erneut im Düsseldorfer Monopoly gehandelt worden. Die Immobilienzeitung schreibt „an einen nicht genannten Investor“. Der Brite Perring konkretisiert: An den Schwager eines eigentlich hinter Adler stehenden Schattenvorsitzenden aus Österreich – der Perring deshalb nun strafrechtlich und privatrechtlich verfolgen lässt. Unter anderem „wegen Marktmanipulation“.
Der Wohnungsnot zum Trotze
Immobilienexperten und Börsenanalysten halten das Ganze erst für den Anfang eines Strudels, der den gesamten deutschen Immobilienmarkt erfassen könnte. Vor Wohnungsbesitz in Deutschland werde zurzeit international gewarnt, ist nachzulesen. Düsseldorf könnte mit seinen großen Bauprojekten ein prominentes Opfer werden. Die in der Stadt herrschende Wohnungsnot, die für normale Menschen kaum mehr bezahlbaren Mieten zählen da – gar nichts.