Kö-Bogen-II-Projektentwickler will neue Oper in Düsseldorf zu einem Festpreis bauen
Ganz große Oper in Düsseldorf: Der Projektentwickler des Kö-Bogen-II, die Centrum Gruppe, hat am Montag (4.10.) seine Idee für die Oper am Rhein in den Ring geworfen. Am heutigen Opernstandort soll ein kompletter Neubau entstehen, größer und mit einem Prachtfoyer aus Holz und Glas zum Hofgarten hin – also um 180 Grad gedreht. Überragt wird die gegenüber dem heutigen Gebäude um 2800 Quadratmeter anwachsende Oper von zwei Glastürmen. Einer soll 140 Meter, der Nachbarturm 115 Meter hoch werden. Zum Vergleich: Das Dreischeibenhaus ragt 94 Meter empor.
Renommierte Architekten gewonnen
Zwei Honigstreifen hat Uwe Reppegather, Geschäftsführender Gesellschafter der Centrum-Gruppe, für die Entscheider aus der Stadtpolitik ausgelegt. Sobald das Raumprogramm steht, sagt er laut Pressemitteilung zu, die neue Düsseldorfer Oper zu einem Festpreis zu bauen. Kein Fass ohne Boden wie in Köln oder bei der Elbphilharmonie in Hamburg. Die beiden hohen Türme mitten in der Stadt tragen dabei zur Querfinanzierung bei. Und: die Centrum Projektentwicklung GmbH konnte das weltweit anerkannte Architektur- und Designbüro Snøhetta gewinnen. Seit seiner Gründung im Jahr 1989 erlangte das norwegische Büro Snøhetta mit Projekten wie der Oper in Oslo, dem National September 11 Memorial Museum Pavilion und der Neugestaltung des Times Square (beides in New York) sowie dem kürzlich eröffneten Unterwasserrestaurant Under in Norwegen internationale Bekanntheit.
„Weltweit einmaliger Standort“
Jette Hopp fungiert als Direktor für Akquisition und Geschäftsentwicklung Europa von Snøhetta. Sie warb bei der Präsentation ihres Vorschlags dafür, die Oper in Düsseldorf an ihrem Stammplatz zu belassen. Der sei „weltweit einmalig“ – mit der Kö als Blickachse und der Düsseldorfer Altstadt vor der Tür und eingebunden in das blau-grüne Band der Kulturinstitute in Düsseldorf.
Seit drei Jahren arbeiten Centrum und Snøhetta an diesem Entwurf, aus der Oper ein offenes Haus für ganz viele Nutzer und Projekte zu machen: Ballettschule, Tonstudio, nutzbare Nebenbühnen – es ergäben sich viele Chancen mit einer solchen neuen Oper. Die Basis sei das hochmoderne, international kompatible Opernhaus mit Hauptbühne, Hinterbühne, zwei Seitenbühnen, Bühnenturm, Untermaschinerie und einem Auditorium mit rund 400 Sitzplätzen.
Oper als Sockel für zwei Türme
Über dem holzvertäfelten Sockel erhöben sich in der Vorstellung von Centrum zwei kommerzielle Türme. Büro, Hotel, Wohnen, Gastronomie – hier sei vieles vorstellbar. Wie zwei Balletttänzer seien die Türme einander zugewandt. Und geben dem nun vorgestellten Vorschlag den Namen: Duett. Centrum Projektentwickler Jürgen Mentzel sagte bei der Präsentation: „Es macht keinen Sinn, drumherum zu reden: Ja, wir müssten 30 Bäume für unser Projekt fällen – aber wir geben der Stadt 60 Bäume an dieser Stelle zurück. Ja, wie leihen uns einen Teil des Hofgartens aus – aber auch diesen Teil geben wir zurück.“ Unter anderem in Form eines 6000 Quadratmeter großen begehbaren Opernhaus-Daches und in Form von zwei Hochhaus-Dach-Cafés, in denen die Öffentlichkeit der Sonne über dem Rhein beim Untergehen zuschauen könnte.
Erste Politiker-Reaktionen
Unter den Zuhörern der Präsentation befanden sich Markus Raub (SPD) und Manfred Neuenhaus (FDP), die zur Projektgruppe “Opernhaus der Zukunft” gehören. Sie zeigten sich vom Vorschlang von Centrum beeindruckt. Die Vorschläge entsprechen dem, was man in drei Dialogrunden mit den Bürgern zusammengetragen habe. Mit Snøhetta habe man sehr erfahrene Architekten gewonnen, die bei der Oper in Oslo Ruhm ernteten und aus den dort gemachten Fehlern lernen könnten. Sowohl Raub als auch Neuenhaus forderten eine genaue Prüfung der Abschattung durch die beiden neuen Hochhäuser mitten in der Stadt. Die Höhe der Türme sei eine Gretchenfrage. Projektentwickler Reppegather hielt dem entgegen: Zu niedrig dürften die Türme nicht sein, dann wirkten sie hässlich, weil zu gedrungen. Letztlich sei die Höhe momentan aber verhandelbar.
Der Preis
Mit seiner Kostenangabe für den reinen Opernneubau legte sich Reppegather auf „netto 430 Millionen Euro“ fest, hinzu kämen etwa 70 Millionen Euro für die Operntechnik – eine halbe Milliarde müsste Düsseldorf also schon berappen, für eine Oper der Zukunft.
Stand der Diskussion in Düsseldorf
Drei Dialogforen, mit Expertenvorträgen, dienten der Information und dem Austausch. Ein Bürgerinnen- und Bürgerrat beschäftigte sich über drei Sitzungen hinweg mit den Fragen „Was macht das Düsseldorfer Opernhaus der Zukunft aus?”, „Wie kann das Opernhaus zum dauerhaften Treffpunkt in Düsseldorf werden?“ und „Welche Kriterien sind für den Standort des Opernhauses wichtig?“ und formulierte daraus Leitlinien. Zusätzlich fanden 16 Schlüsselgespräche mit Funktionsträgern aus der Stadtgesellschaft statt. Eine Website zur Öffentlichkeitsbeteiligung lud die Bürger*Innen ein, ihre Ideen und Anmerkungen einzubringen. Die Webseite www.dialog-opernhaus-duesseldorf.de ist auch nach Abschluss der ersten Phase der Bürgerbeteiligung noch zugänglich und bietet zahlreiche Informationen rund um das Projekt.
Unterm Strich kristallisierten sich bislang diese Leitlinien heraus:
– Das Haus braucht eine neue Konzeption als „Oper für alle“, um einen Neubau zu rechtfertigen.
– Die Erreichbarkeit der neuen Oper soll sowohl mit öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto hervorragend sein.
– Das Gebäude soll in Bau und Betrieb nachhaltig sein.
– Die Kosten sollen transparent kalkuliert werden und im Rahmen bleiben.
– Das Haus soll eine herausragende Architektur bekommen, die zu einer Landmarke Düsseldorfs werden soll.
Nach der Prüfung auf Grundlage dieser Kriterien konnten fünf Standorte für die sogenannte Short-List-Neubau und fünf für eine Interimslösung als grundsätzlich möglich identifiziert werden. Für jeden dieser Standorte müsste das Baurecht geschaffen und mit den jeweiligen Rahmenbedingungen nach einer Entscheidung zum Standort entsprechend umgegangen werden.
Hinsichtlich eines Neubaus standen auf der Short-List:
Heinrich-Heine-Allee (aktueller Standort)
Am Wehrhahn 1
Rheinpark Golzheim
Medienhafen/Kesselstraße.
Der Graf-Adolf-Platz kam als weiterer Standort hinzu – muss aber noch analysiert werden.
Die vorläufigen und ausschließlich auf dem aktuellen Wissenstand beruhenden Kostenrichtwerte bewegen sich zwischen mindestens 457 Millionen Euro für eine Basissanierung des bestehenden Opernhauses bis zu mindestens 716 Millionen Euro für einen Neubau im Hofgarten zu Düsseldorf.