Flughafen Düsseldorf: Personalengpässe bei Sicherheitskontrolle immer noch ein Thema
Die Personalsituation bei den Sicherheitskontrollen ist nicht erst seit Corona ein Thema. Özay Tarim, ver.di-Gewerkschaftssekretär, kritisiert seit 2017 die schlechte Situation bei den Mitarbeiter*innen der Dienstleister, die am Düsseldorfer Flughafen die Sicherheitsüberprüfungen bei den Fluggästen durchführen. Der Krankenstand ist mit 20 Prozent überdurchschnittlich hoch, was Tarim mit der ständigen Überforderung der Beschäftigten erklärt. Es ist zu wenig Personal da und das wird auf dem Rücken derer ausgetragen, die zur Arbeit kommen.
Auf dem Rücken der Beschäftigten
Am Mittwochmittag (29.9.) haben sich rund 75 Beschäftigte des Dienstleisters DSW zu einer aktiven Mittagspause in der Abflughalle getroffen. Sie halten Transparente, auf denen ihre Forderungen formuliert sind: „Schluss mit Überlastung“ und „Keine Kostenspiele zu Lasten der Gesundheit von Beschäftigten in der Luftsicherheit“. Es ist kein Streik, sondern ihre Mittagspause, die sie nutzen, um auf die schlechte Situation aufmerksam zu machen.
Im Juni 2020 ist die Firma DSW von der Bundespolizei mit den Luftsicherheitsüberprüfungen beauftragt worden, die vorher von der Firma Kötter durchgeführt wurde. Doch verbessert hat sich die Lage nicht. Im Gegenteil. Die Gewerkschaft kritisiert knapp 100 krankheitsbedingte Kündigungen, anhaltende Kurzarbeit sowie zu knappe Personalbegrenzungen. Dabei sei der wachsende Personalbedarf nach der Coronakrise nicht unerwartet gekommen. Den Beschäftigten graut jetzt bereits vor den Herbstferien, die ab 8. Oktober eine Reisewelle auslösen werden. Denn schon jetzt bilden sich immer wieder lange Schlangen und es kommt zu Verzögerungen bei der Passagierabfertigung, was den Druck auf die Mitarbeiter*innen erhöht.
Flughafen und Airlines kennen das Problem
Selbst Flughafenchef Thomas Schnalke und der Leiter von Tuifly in Deutschland, Oliver Lachmann erklärten in einer Pressemitteilung ihre Befürchtung, dass es in den nächsten Wochen am Düsseldorfer Airport immer wieder zu längeren Wartezeiten für Passagiere kommen könne. „Wir sehen häufiger personelle Unterbesetzungen beim Sicherheitsdienstleister der Bundespolizei“, sagt Schnalke und erklärt „es scheint in den Verträgen nicht ausreichend sichergestellt zu sein, dass wirklich immer genügend Leute für die Kontrollen der Passagiere da sind, auch bei besonders vielen Fluggästen.“ Lackmann teilt diese Ansicht: „Wir erleben häufiger, dass es an den Sicherheitskontrollen wegen personeller Unterbesetzung zu Verzögerungen und dadurch zu Verspätungen bei Abflügen kommt. Die Bundespolizei scheint da zu wenig Leute beim Sicherheitsdienstleister zu bestellen. Das ist ärgerlich für den Flughafen, der völlig unschuldig an diesem Problem ist. Aber es ist auch nicht zu akzeptieren für uns und die Passagiere.“
Die DSW-Beschäftigten am Flughafen fordern von der Bundespolizei ein härteres Durchgreifen gegenüber der DSW-Unternehmensführung. Für sie wirkt es so, als habe das Geschäftsgebaren von DSW keine Konsequenzen, was offenbar dazu anrege, weiter mit dünner Personaldecke Kosten zu optimieren.
Bundespolizei zieht keine Konsequenzen
Auf Nachfrage von Ddorf-aktuell teilte die Pressestelle der Bundespolizei am Mittwochnachmittag mit, dass „die Gewährleistung der Sicherheit für den Luftverkehr und damit auch für die Flugreisenden höchste Priorität hat“. Daher erwartet die Bundespolizei von dem beauftragten Sicherheitsdienstleister eine umfassende Einhaltung aller vertraglichen Grundlagen und stehe mit ihm im ständigen und intensiven Austausch.
Offenbar erklärt DSW den Fachkräftemangel mit der Corona-Pandemie und „arbeitsmarkttechnischen Verwerfungen“. Es hätten keine neuen Ausbildungsverträge abgeschlossen werden dürfen und auch Zeitverträge hätten auslaufen müssen. DSW hat der Bundespolizei versichert, ab dem 1. Oktober 2021 eine Einstellungs- und Ausbildungsoffensive zu starten, um den vertraglich vereinbarten Personalforderungen schnellstmöglich und vor allem wieder vollumfänglich nachkommen zu können.
Die Wartezeiten am Flughafen in den vergangen Tagen entschuldigt die Bundespolizei mit vielfältigen Ursachen und betont diese „lassen sich nicht in jedem Fall einem einzigen Partner (Luftfahrtunternehmen, Flughafenbetreiber, Sicherheitsdienstleister) am Flughafen zuordnen“. In der Antwort der Pressestelle heißt es, dass „die derzeitigen Fluggastzahlen nicht prognostiziert wurden und auch in näherer Zukunft eine Prognose über die Fluggastentwicklung schwierig ist“.
Kommentar: Keiner will die Verantwortung übernehmen
Die Bundespolizei hat keine Fluggastzahlen, daher kann sie dem Dienstleister nicht sagen wie viele Beschäftigte er einsetzen soll. Der Flughafen hat offenbar Fluggastzahlen, ist aber nicht Vertragspartner der Dienstleister. Die Fluggäste stehen im Stau vor den Kontrollen und die Beschäftigten, die die Kontrollen durchführen sollen, sind das kleinste Rädchen im Getriebe und müssen ausbaden, was Bundespolizei, Dienstleister und Flughafen nicht auf die Reihe bekommen: Miteinander zu reden und die Zahlen frühzeitig zu kommunizieren!