Düsseldorf: Der „Schwarze Pitter“ ist das neuste Glanzstück der Ausstellung 125 Jahre Rheinbahn
„Schwarzer Pitter“ ist der Name eine alten Elektro-Lok, die 1924 von AEG gebaut wurde und in ihren fast 100 Jahren schon viel erlebt hat. Doch zuletzt war sie alles andere als ein Glanzstück. Denn trotz mehrerer Restaurierungsversuche rostete die Lok vor sich hin, bis Ende 2020 drei Rheinbahnmitarbeiterinnen sich ihrer annahmen. Aufwendig wurde die Lok von Grund auf restauriert und ist nun das neue Glanzstück in der Ausstellung zum 125. Geburtstag der Rheinbahn am Steinberg.
Von der Rostlaube zum Oldtimertraum
Für die Fahrzeug-Lackiererin der Rheinbahn, Marina Paciorek, war es das erste eigenverantwortliche Projekt. Gemeinsam mit den Auszubildenden Julia Keulig und Chiara Sieburg nahm sie sich des „Schwarzen Pitters“ an und der war in keinem guten Zustand. 1924 war die E-Lok 1924 bei AEG gebaut worden. Für 20.334,52 Reichsmark kauften sie die Mettmanner Straßenbahnen. Dort erhielt sie die Betriebsnummer 100 und wegen des dunklen Anstrichs den Beinamen „Schwarzer Pitter“. Seit 1937 gehört die Lok zur Rheinbahn, die den Betrieb der Kreis Mettmanner Straßenbahnen übernahm und ihr Netz bis 1952 betrieb. Mit der Einstellung der letzten Mettmanner Linie kam die Lok per Tieflader ins Düsseldorfer Netz. Bis in die 1970-er Jahre war sie bei der Rheinbahn als Rangierfahrzeug im Dienst und erhielt dafür wie alle Arbeitswagen einen orangen Anstrich. 1991 restaurierte die Rheinbahn das interessante Fahrzeug und stellte es als technisches Denkmal im Betriebshof Lierenfeld auf. Doch auch eine erneute Restaurierung im Jahr 2001 konnte die Zerstörung durch Wind und Wetter nicht aufhalten. So kam die Lokomotive 2019 in den historischen Betriebshof Am Steinberg zu den drei Rheinbahnerinnen.
Marina Paciorek ist seit 14 Jahren in der Lackiererei und die Restaurierung dokumentierte sie mit Fotos und Videos. „Am 18. Dezember 2020 haben wir angefangen. Man sieht erst, wenn der Rost herunter ist, was alles zu tun ist. Man muss zwischendurch umdenken und neu planen – und es gab auch Unterbrechungen, wir konnten nicht durchgängig an der Lok arbeiten.“ Zehn Liter Rostschutzgrundierung, 13 Kilogramm Spachtelmasse, 20 Liter Schleiffüller, 80 Liter Lack in verschiedenen Farben und über 580 Arbeitsstunden allein in der Lackiererei waren nötig, um aus dem verrosteten „Schwarzen Pitter“ wieder einen vorzeigbaren Oldie zu machen. Demontieren, sandstrahlen, entrosten, spachteln und schleifen Schicht um Schicht haben Marina Paciorek, die Auszubildenden Julia Keulig und Chiara Sieburg und weitere Kolleg*innen die alte Lokomotive von ihrem Panzer aus Rost und Farbe befreit. Davor war aber noch viel harte Arbeit nötig: „Die Kollegen aus der Blechschlosserei haben uns beim Demontieren geholfen. Das sind alles schwere Teil, massiv und aus Stahl und deshalb sehr langlebig. Dann ging es ans Entrosten. Wir konnten nur wenige Teile sandstrahlen, weil die Lok nicht in die Kabine passte. Also haben wir sie mit einer Nagelpistole bearbeitet, jedes Teil einzeln.“ Dabei kamen ihnen die alten Farbschichten, von Dunkelgrün bis Orange, schon entgegen: „Die Bahn wurde zuletzt vor 20 Jahren lackiert, damals komplett in Dunkelgrün. Wir haben uns an einem alten Farbfoto orientiert und den Originalzustand ganz genau wiederhergestellt, mit rotem Rahmen und rot-weißen Warnstreifen an den Seiten.“
Pünktlich zur Eröffnung fertig
Aber schließlich war das letzte Fenster wieder eingebaut, die Beschriftung im ursprünglichen Stil wieder angebracht – und pünktlich zur Eröffnung ist die Lok im historischen Betriebshof Am Steinberg als Teil der großen Jubiläumsausstellung fertig geworden. Das seltene Fahrzeug ist nicht nur Zeitzeuge der Kreis Mettmanner Straßenbahn, sondern repräsentiert auch die Geschichte des Güterverkehrs bei der Rheinbahn. Sowohl im Straßenbahnnetz als auch auf der nicht elektrifizierten rechtsrheinischen Industriebahn transportierte die Rheinbahn ab 1898 Güter von der Industrie und den landwirtschaftlichen Betrieben nach Düsseldorf zu den Eisenbahn-Anschlüssen und den Rheinhäfen. Während des Ersten und des Zweiten Weltkriegs brachte die Rheinbahn zudem Kohle von den Zechen nördlich von Moers und Kamp-Lintfort über mehrere Straßenbahnnetze bis nach Düsseldorf.
Glanzstück der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn – Einfach. Immer. Da.“
Zu sehen ist der „Schwarze Pitter“ im Rahmen der Ausstellung „125 Jahre Rheinbahn – Einfach. Immer. Da.“ im Betriebshof Am Steinberg, die noch bis Mitte November jeden Samstag und Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet hat. Informationen zu den Öffnungszeiten gibt es hier. Der Eintritt ist frei. Die Linien 701, 706 und 827 halten an der Haltestelle „Am Steinberg“ direkt vor den Toren des Betriebshofs, die Buslinien 835 und 836 alternativ an der Haltestelle „Merowingerstraße“. Es gelten die 3G-Regel sowie die aktuellen Hygiene- und Abstandsregeln.
„Lebenslauf“ der Elektrischen Lokomotive
- 1924: Gebaut beim Hersteller AEG
- 1925: Ankauf durch die Kreis Mettmanner Straßenbahnen, Einsatz in Bauzügen und im Winterdienst
- 1937: Übernahme des Betriebs der Kreis Mettmanner Straßenbahnen durch die Rheinische Bahngesellschaft
- 1952: Transport ins Düsseldorfer Straßenbahnnetz, Einsatz im Betriebshof Heerdt, Rangierdienst
- 1970: Neue Betriebsnummer 5100, Nachrüstung mit Zug- und Stoßeinrichtungen für Eisenbahnen
- 1991: Aufstellung als technische Denkmal im neuen Betriebshof Lierenfeld
- 2001: äußerliche Restaurierung
- 2019: gesicherte Unterstellung im historischen Betriebshof Am Steinberg
- 2021: äußerliche Restaurierung
Technische Daten:
Baureihe: 5100
Hersteller: AEG
Baujahr: 1924
Leistung: 2 x 50 kW
Länge: 5,20 Meter bzw. 5,60 Meter mit Anbauteilen für Schneeräumer
Breite: 2,20 Meter