Düsseldorf Hamm: Die Verwaltungsmühlen mahlen den Hammer*innen zu langsam
Die Familie Baum hatte eine Halle ihres Gartenbaubetriebs am Viehfahrtsweg zur Verfügung gestellt, so dass der Förderverein Hamm am Dienstagabend (21.9.) für seine Mitgliedern nicht nur eine coronakonforme, sondern auch eine nett hergerichtete Versammlungsstätte hatte. 360 Mitglieder hat der Förderverein aktuell und zahlreiche von ihnen waren gekommen. Die Tagesordnung war lang, denn in Hamm tut sich viel und nicht alle Themen laufen zur Zufriedenheit der Bürger*innen. Daher freute sich der 1. Vorsitzende des Fördervereins, Daniel Leuchten, besonders, dass neben Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf auch Oberbürgermeister Stephan Keller an der Versammlung teilnahm. Die Hammer*innen hofften auf neue Informationen, wurden aber in vielen Punkten enttäuscht.
Wenn Hammer*innen anpacken, klappt es auch
Wenn man von außen betrachtet, was in Hamm gut funktioniert und den Stadtteil voran bringt, dann sind es die Projekte, die von den Hammer*innen selber auf die Beine gestellt werden. So erfuhren die Mitglieder des Fördervereins, dass mit den Erlösen der 625-Jahr-Feier im Jahr 2019 Projekte im Stadtteil realisiert werden, von denen alle Bürger profitieren. Der Schützenplatz erhält neben Sportgeräten auch Sitzmöglichkeiten und eine Boule-Bahn. Den Aufbau übernehmen ortsansässiger Gartenbaubetriebe zum Teil ehrenamtlich, sonst könnte das Projekt trotz der Zuschüsse der Bezirksvertretung und Sponsoren nicht bis Jahresende realisiert werden. Franz-Josef Etz installiert einen historischen Rundgang durch Hamm, bei dem an sieben Stationen Tafeln aufgestellt werden, die über die Geschichte der jeweiligen Orte berichten. Eine Erweiterung wird geprüft. Die Förderinitiative „Hammer Pänz“ stellte ihre Arbeit vor, die stark durch Corona beeinträchtigt war und warb um weitere, engagierte Eltern.
Oberbürgermeister wirbt um Verständnis
Im Gegensatz zu diesem Engagement sind sämtliche Themen, bei denen die Stadt plant oder etwas umsetzen soll in weiter Ferne. Oberbürgermeister Stephan Keller betonte gleich zu Beginn, dass der Stadtteil nur behutsam entwickelt werden solle, die Frischluftschneisen um Hamm herum für das gesamte Stadtklima von Bedeutung seien und er und seine Verwaltung stets ein offenes Ohr für die Belange der Bürger*innen hätten. Auf die Gartenbaubetriebe angesprochen, die von der Schließung des Großmarktes betroffen seien, verwies er auf die Stadt Köln, die die gleichen Probleme mit dem Großmarkt hätten. Auch dort müsse er weichen. Keller präsentierte die Idee, man könnte sich vielleicht mit Köln zusammen tun und einen gemeinsamen Großmarkt auf halber Strecke errichten – damit wäre allen geholfen, meint Keller.
Damit konfrontiert, dass in der Stadtverwaltung Düsseldorf offenbar die Stellen im Bauamt, die für das Gebiet Düsseldorf Hamm zuständig seien, seit langem unbesetzt seien, versicherte Keller, die aktuell 1500 freien Stellen würden zeitnah besetzt. Sein Amtsvorgänger habe die alte Philosophie vertreten, die Verwaltung müsse schlanker werden. Keller vertritt den Standpunkt „eine wachsende Stadt vertrage keine schrumpfende Verwaltung“.
Unterführung Aderkirchweg
Das Thema Unterführung Aderkirchweg gab Keller zu, schon in seiner Zeit als Verkehrsdezernent im Jahr 2011 auf dem Tisch gehabt zu haben. Schon damals stand fest, dass die Brücke erneuert werden müsse und die Erhöhung der Durchfahrt auf 4,50 Meter für die direkte Anfahrt der Lastwagen sinnvoll sei. Dabei sollte die Haltestelle verlegt werden. Ursprünglich war ein Baubeginn für das Jahr 2019 geplant – aber nichts ist bisher geschehen. Hier hatte der OB schlechte Neuigkeiten. Denn erst muss ein Planfeststellungsverfahren abgewickelt werden. Damit rückt der Baubeginn in weite Ferne, vielleicht wird es im Jahr 2025 was.
Verkehrsprobleme
Doch nicht nur die Unterführung ist ein Verkehrsproblem in Hamm. Das neue Verbot, nicht mehr halb auf dem Bürgersteig zu parken, sorgt auf einigen Straßen für Staus. Das Tempo 30 wird besonders vom Lieferverkehr, der Düsseldorf Hamm als Abkürzung zum Hafen benutzt, nicht eingehalten. Regelmäßig fahren sich zudem Lastwagen in den engen Straßen fest. Keller regte an, dass die zahlreichen Punkte über die Bezirksvertretung an die Verwaltung herangetragen werden und sagte eine Prüfung zu. Das Verkehrsgutachten, dass seit längerem beauftragt ist und auch die beiden Neubaugebiete Hinter der Boeck betrachten soll, ist noch nicht fertig. Ob weitere Bauvorhaben wie das Gymnasium an der Völklinger Straße oder geplante Radschnellwege im Gutachten berücksichtigt werden, wusste OB Keller nicht. Er glaubt, dass die Planer wissen was sie tun und sich “sicherlich” auch vor Ort ein Bild von der Situation machen würden. Einige Zuhörer im Saal bezweifelten das.
Heiß diskutiert wurde in der Vergangenheit die Route des geplanten Radschnellwegs, der nach Idee der Verwaltung über den Hammer Deich führen sollte. Doch die Hammer*innen befürchten dort große Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern, da der Deich nicht breit genug ist. Deshalb hatten sie sich gemeinsam mit den Bezirksvertretern dafür eingesetzt, eine alternative Route zu planen. Im Rat wurde jetzt beschlossen, die Strecke über den Südring näher zu betrachten, da diese Strecke auch den Pendlern eine schnellere Verbindung in die Innenstadt bieten würde. Der Status ist aktuell allerdings „Prüfung“, es passiert also auch hier nichts.
Wohnungsbau und Nahversorger
Noch nicht weiter ist die Verwaltung mit der Anwerbung eines Nahversorgers, aber immerhin läuft bis Ende des Jahres eine Ausschreibung für einen Standort Am Kuhtor/In der Bullack mit 800 Quadratmeter Fläche. Über dem Ladenlokal soll zusätzlich bezahlbarer Wohnraum entstehen.
Nach dem Streit über das Neubaugebiet Hinter der Boeck ist die Fläche in zwei Gebiete getrennt worden. Planungen laufen zurzeit nur für den westlichen Teil in Richtung Rhein. Hier vermissten die Bürger*innen Transparenz und Kommunikation über den Planungsstand. Keller vertröstete auf das nächste Jahr, dann sei wieder eine Öffentlichkeitsbeteiligung vorgesehen.
Wirklich weiter hatte der Oberbürgermeister die Bürger*innen am Dienstagabend nicht gebracht. Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf forderte aber alle auf, wachsam zu bleiben und nicht nachzulassen, Probleme anzusprechen und Lösungen einzufordern.
Vorstand Förderverein
Wie es sich für eine Mitgliederversammlung gehört, gab es natürlich auch die Rechenschaftsberichte von Vorstand und Kassierer und schließlich stand noch die Neuwahl des Vorstands an. Dabei gab es eine Bestätigung für den ersten und zweiten Vorsitzenden, Daniel Leuchten und Christian Konen. Neuer Kassierer ist Sebastian van Betteray, den Theo Andree nach 27 Jahren auf diesem Posten ablöst. Als Schriftführer wurde Volker Herrmann bestätigt. Beisitzer sind Susanna Krauhausen, Petra Tappertzhofen, Engelbert Tubes, Karl-Heinz Stoffels, Theo Andree, Peter Wolfgarten und Franz-Josef Etz.