Düsseldorf: Über 100 Menschen beteiligen sich an der Rettungskette am Rheinufer
Unter dem Motto #HandinHand bildeten Menschen eine Rettungskette von der Nordsee bis zum Mittelmeer, um auf das Sterben der Menschen auf den Fluchtrouten aufmerksam machen. Laut dem United Nations High Commissioner for Refugees (UNHCR) sind seit 2014 21.500 Menschen auf der Flucht über das Mittelmeer ertrunken (Stand 1.8.2021). 286 Organisationen aus Deutschland, Österreich und Italien beteiligen sind an der Aktion. Ziel ist eine 1.500 Kilometer lange Kette entlang der Linie Hamburg, Hannover, Bielefeld, Dortmund, Duisburg, Köln, Koblenz, Mainz, Mannheim, Karlsruhe, Stuttgart, Ulm, durch Österreich bis nach Chioggia am Mittelmeer/Italien zu bilden. Düsseldorf zeigt damit, dass die Bürger*innen zusammen für ein geeintes Europa und gegen die Angst- und Abschottungspolitik stehen. Es kamen über 100 Menschen zusammen.
Flucht vor Hunger und Krieg
Die Bilder aus Kabul, als Menschen versuchen sich an Flugzeugen vor dem Start festzuklammern, zeigen, wozu Angst und Verzweiflung flüchtende Menschen treiben kann. Hundertausende sind in Afghanistan auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Ein Prozent der Weltbevölkerung ist nach Angaben der UNHCR auf der Flucht. Die meisten flüchten in Nachbarländer in der Hoffnung, später in ihre Heimat zurückkehren zu können. Doch vielfach ist die Situation dort auch nicht besser und daher versuchen die Geflüchteten es über das Meer nach Europa zu schaffen. Die Fluchtrouten über Land sind schon lange geschlossen und blockiert.
Miriam Koch, Leiterin des Düsseldorfer Amts für Migration und Integration, forderte am Samstagnachmittag, dass endlich angemessene Aufnahmemechanismen installiert werden, um den Geflüchteten zu helfen. Sie kritisierte die Verantwortlichen in der Regierung und betonte, dass die Verelendung in den Lagern und das Sterben auf den Fluchtwegen eine politische Entscheidung sei. Wenn nun davor gewarnt würde, dass sich „2015“ wiederholen könne, sei das absurd, führte Koch aus. Denn viele der Menschen, die sich zur Rettungskette am Rheinufer versammelt hatten, waren 2015 dabei und haben es geschafft. „Die Welt schaute voller Respekt und Anerkennung nach Deutschland, wie die Flüchtlingssituation gemeistert wurde. Deutschland habe damit sein humanitäres Gesicht vor der Welt wiedergewonnen“, führte Miriam Koch aus. Man dürfe nicht zulassen, dass die Geschichten verdreht würden, denn seit 2015 seien starke Bündnisse entstanden, die bis heute immer noch funktionierten. Ein langer Atem sei nötig, aber viele Städten hätten sich zu sicheren Häfen erklärt. Gemeinsam habe man 2015 geschafft und können das auch wieder schaffen, versicherte sie.
Forderung nach Rettungsprogramm
Die „Rettungskette für Menschenrechte“ setzt sich mit ihren Unterstützer*innen und Partnerorganisationen für die Schaffung sicherer Fluchtwege ein. Sie wollen, dass die EU sich für die Bekämpfung der Fluchtursachen einsetzt und Menschen in Lebensgefahr rettet, anstatt sie auf der Flucht zu bekämpfen. Die EU-Mitgliedsstaaten müssten sich auf ein europäisches Seenotrettungsprogramm verständigen und die Kriminalisierung der zivilen Seenotrettung beenden, fordern sie. Es wurde eine Petition zur Aktion „Rettungskette“ gestartet. Weitere Informationen finden sie hier.
In Düsseldorf organisierte ein Bündnis aus „Flüchtlingsrat Düsseldorf, B90/Die Grünen (Vorstand Düsseldorf), Flüchtlinge willkommen in Düsseldorf, Amnesty International Gruppe 1368, Multikulturelles Forum e.V.“ die Rettungskette. Unterstützt wurde die Aktion von Amnesty International Ratingen und der Seebrücke Wuppertal.