Düsseldorf: Kreide-Aktion vor dem Rathaus zum Weltkindertag
1.890 Kreide-Figuren sprühte am Samstagnachmittag (18.9.) das Team des Kinderschutzbunds vor dem Düsseldorfer Rathaus auf den Marktplatz, um damit zum Weltkindertag (20. September) auf das Ausmaß von Kinderarmut hinzuweisen. Die kleinen Kinderfiguren stehen stellvertretend für die 18.906 Mädchen und Jungen, die in Düsseldorf in Armut leben. Diese Zahl basiert auf der Anzahl der Personen unter 18 Jahren, die mit Stand 31.12.2020 in Bedarfsgemeinschaften nach SGB II, das bedeutet mit Grundsicherung, lebten. Der Ortsverband Düsseldorf machte gemeinsam mit dem Landesverband des Kinderschutzbundes zum Weltkindertag sichtbar, wie viele junge Menschen von Kinderarmut betroffen sind. Der Titel der Kampagne lautet „Kinder haben Armut nicht gewählt“.
An verschiedenen Stellen in der Stadt wurde in den vergangenen Tagen bereits auf die Kampagne aufmerksam gemacht. So wurde er mit Unterstützung der Rheinbahn auf den Infoscreens in den U-Bahn-Stationen gezeigt und vor der Tonhalle und dem Rathaus wurden Flaggen mit dem Kampagnen-Motiv gehisst. In der Merkur Spiel Arnea flimmerte der Slogan beim Heimspiel von Fortuna Düsseldorf über die große Anzeigentafel der Merkur Spiel-Arena. „Unsere Kampagne gegen Kinderarmut erfährt breite Unterstützung in der Stadt“, bedankte sich Dr. Hauke Duckwitz, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Düsseldorf. „Jedes fünfte Kind wird in der reichen Landeshauptstadt Düsseldorf in einer Familie groß, die mit wenig Geld auskommen muss“, erklärte er. „Das hat sich keines dieser Kinder ausgesucht. Als Gesellschaft dürfen wir es nicht zulassen, dass das geringe Einkommen der Eltern die Zukunftschancen junger Menschen negativ beeinflusst.“
Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller griff am Nachmittag selber zur Sprühkreide und beteiligte sich an der Aktion des Kinderschutzbundes. „Wenn jedes fünfte Kind in unserer Stadt in einer Familie mit geringem Einkommen aufwächst, muss das für uns Auftrag sein, dies zu ändern und für faire Chance zu sorgen“, sagte Keller.
Dem Kinderschutzbund ist bei der Kampagne die landesweite Relevanz wichtig. Auf ganz Nordrhein-Westfalen bezogen ist jeder fünfte junge Mensch unter 18 Jahren von Armut betroffen. In manchen Regionen, insbesondere im Ruhrgebiet, liegen die Zahlen noch weit darüber. Nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung lebten 2019 in Nordrhein-Westfalen 18,6 Prozent der Kinder und Jugendlichen im SGB II-Bezug. Der Sozialbericht NRW 2020 legt die „relative Einkommensarmut“ zugrunde. Demnach lebten 22,6 Prozent (2018) der Minderjährigen in einem einkommensarmen Haushalt.
Die NRW-Landesvorsitzende des Kinderschutzbundes, Prof. Dr. Gaby Flösser kritisierte: „Wenn Kinder und Jugendliche in Armut aufwachsen, hat das Einfluss auf ihr ganzes Leben – und das ist zutiefst ungerecht“. Armut bedeute für Kinder häufig, von Anfang an ausgegrenzt und in ihrer Entwicklung benachteiligt zu sein. Das spiegele sich insbesondere in den Bereichen Bildung, Kultur, Soziales und Gesundheit wider. „Daher machen wir uns als Kinderschutzbund für faire Startbedingungen und gesellschaftliche Teilhabe für alle Kinder und Jugendlichen stark“, so Flösser.