Düsseldorf wird zur Fahrradstadt – wenn die Critical Mass rollt
Jeden zweiten Freitag im Monat geschieht das, was sich viele Radler*innen wünschen: Eine Spur weniger für den Autoverkehr und stattdessen Radfahren, wo sonst die Motoren brummen. Allerdings ist das kein neues Mobilitätskonzept der Stadt Düsseldorf, sondern die „Critical Mass“ (CM). Die CM-Gruppe tourt gemütlich durch Düsseldorf und unterstreicht damit die Forderung nach Verkehrswende und für eine fahrradfreundliche Stadt. Am Freitag (10.9.) rollten fast 50 Teilnehmende von der City zum Schloß Benrath und zurück. Start war um 19 Uhr am Fürstenplatz und diesmal führte ein 26 Kilometer lange Route in den Düsseldorfer Süden. Es war bereits dunkel als alle gegen 22 Uhr Uhr wieder am Ausgangspunkt eintrafen.
CM ist ein “Geschlossener Verband”
Da die CM als geschlossener Verband fährt, dürfen sie nach Paragraph 27 der Straßenverkehrszulassungsordnung nebeneinander fahren und so viel Platz auf der Straße belegen wie nötig. Ab 15 Teilnehmer*innen zählt es als Verband. Sofern der erste an einer Kreuzung bei Grün über die Ampel gefahren ist, darf auch der letzte im Verband durchziehen und muss nicht abreißen lassen. Auch wenn ihm die Ampel schon längst Rot zeigen sollte. Die Autofahrer müssen warten, bis der letzte aus dem Verband vorüber ist. Für das sichere Geleit der Gruppe sorgen einige Teilnehmende, die an Kreuzungen den Verkehr der Seitenstraßen im Auge behalten. Die Polizei hat im Laufe der zahlreichen CM akzeptiert, dass es keinen Anmelder gibt und es sich nicht um eine Demonstration handelt. Oft wurde der Verband in der Vergangenheit durch ein oder zwei Streifenwagen gesichert. Am Freitag tourte man komplett ohne Polizeibegleitung, was die Situation an einigen Stellen unangenehm machte, denn so mancher Autofahrer konnte mit der Situation nicht umgehen. Sie reagierten sehr aggressiv und überholten an kuriosen Stellen mit viel zu wenig Abstand.
Mehr Tempo in Düsseldorf gefordert
Dass die Stadt Düsseldorf für Fahrradfahrende attraktiv werden möchte, halten viele Teilnehmer*innen der Critical Mass für gut. Doch der Fortschritt geht langsam und vielen nicht weit genug. Daher genießen sie einmal im Monat das Gefühl der Freiheit, als geschlossener Verband über die Düsseldorfer Straßen zu rollen.
Critical Mass in vielen Städten
In Hamburg, Köln, Berlin und weiteren deutschen Städten gibt es ähnliche Critical Mass Termine. Manchen der Beteiligten geht es darum, auf diese Weise zu zeigen, wie viel Platz Radfahrern eigentlich zusteht. Schließlich trägt das Fahrrad 20 Prozent aller innerstädtischen Bewegungen, soll sich aber mit gerade mal drei Prozent des Straßenraums zufrieden geben.
Die nächste CM rollt am 8. Oktober um 19 Uhr ab Fürstenplatz – willkommen sind alle Radfahrer*innen.
Fotos: Dirk Schmidt