Düsseldorf Flingern: Der FlingerPfad bekommt die zweite Stele – von 30
Stele Nummer zwei lebt: Am Freitag (10.9.) weihte der FlingerPfad seine zweite von geplant 30 Landmarken ein. So soll die Industriekultur von Düsseldorf Flingern sichtbar gemacht werden. Es gibt Führungen, bei denen sich die Teilnehmenden viel Historie erwandern und an Orte gelangen, die ihnen bislang verborgen geblieben sind.
An der Ronsdorfer Straße 77a erinnert die schlanke Edelstahl-Säule an den „Allgemeinen Konsumverein für Düsseldorf und Umgebung“. Und ist zugleich Hinweis auf eines der spannendsten Kulturprojekte in Düsseldorf. Denn die alte Betriebszentrale und das Zentrallager des Konsums haben sich 1973 – aufgekauft von Hans Peter Zimmer – zu einer Kultur-Stätte entwickelt, wie es sie nicht noch einmal gibt. Hier proben in mehr als 60 Räumen überwiegend Punk- und Rockband. Die Autowerkstatt war irgendwie schon immer da. In Studios, Ateliers und – ja auch in Büro – wohnt die Kreativität. Und zurzeit lohnt der Besuch der Ausstellung „Der Garten, der sich einmal um sich selber dreht“ mit Arbeiten des Künstlers Thomas Stricker.
Düsseldorf, Ronstorfer Straße 77a: Tor zu einer anderen Welt
Die Stele vor der Toreinfahrt in eine andere Welt an der Ronsdorfer Straße gilt dem, was war. Kaspars Michels kann davon erzählen. Galt die erste Stele dem Thema Energie – völlig klar am Kraftwerksstandort Düsseldorf Flingern – geht es bei der zweiten Stele um Nahrung und Genuss.
Die Gründer
Den Impuls setzten 30 Arbeiter und Handwerker in der Kneipe Kordes an der Kölner Straße. Dort kamen sie am 11. April 1897 zusammen, um den „Wohnungs- und Konsumverein der Arbeiter eGmbH in Düsseldorf“ zu gründen. Rasch öffneten zehn Läden – ein Zentrum war die Ackerstraße. Sie hatten Erfolg. Ab 1901 firmierte die Genossenschaft als „Allgemeiner Konsumverein für Düsseldorf und Umgebung“. Und weil es an der Acker Straße rasch zu klein wurde, plante man groß.
Düsseldorfs Schritt in die Genossenschaft
Ab 1907 entstand das rund 10.000 Quadratmeter große Areal an der Ronsdorfer Straße. Schauen wir wie bei einer Zwiebel von außen nach innen, dann gab es in den neuen Häusern entlang der Ronsdorfer Straße 73 bis 91 Wohnungen für die Genossenschafts-Mitglieder. Hinter der Häuserzeile errichteten ab 1909 Architekt Werner Stahl und der Kölner Stadtbaurat Carl Moritz ein zentrales Kolonialwarenlager, eine Verladehalle, eine Brotfabrik, Kaffeerösterei, Bierabfüllung und eine Limonaden- und Selterswasserfabrik plus Leergutschuppen.
Rasch aufwärts
Mit dem Konsumverein ging es rasant aufwärts. 1913 gab es mehr als 48 Verkaufsstellen und 17.300 Mitglieder. Bis Ende der 1920er Jahre versorgte der Konsumverein 28.000 Mitgliedsfamilien – etwa ein Viertel der Bevölkerung in Düsseldorf. Die Nazis liquidierten die Genossenschaft rasch. Doch die Idee überlebte die Verbrecher. Nach Kriegsende gründete sich 1946 die Konsumgenossenschaft Düsseldorf“ wieder neu und wuchs rasch. Binnen zehn Jahren gewann man 56.000 Mitglieder und mehr als 141 Läden. In den 1970er Jahren ging es an der Ronsdorfer Straße zu Ende – Hans-Peter Zimmer kaufte das Areal, das seit seinem Tod im Jahr 2009 von der gleichnamigen Stiftung verwaltet wird.
Auf diesen Teil der Geschichte von Düsseldorf Flingern macht die neue Stele aufmerksam. Zwei weitere Geschichts-Pfähle sollen noch in diesem Jahr folgen, verriet Kaspar Michels. Am Freitag wurde erst einmal auf das erreichte angestoßen.
Schwerpunkt des FlingerPfades sind die Standorte der ehemaligen Industriebetriebe, die sich im 19. Jahrhundert in der Nähe der Köln-Mindener und Bergisch-Märkischen Eisenbahnlinie angesiedelt hatten. Dazu gehören auch Wohnbereiche und Orte gesellschaftlichen Lebens und der Daseinsfürsorge, wie die Flurklinik, Fortuna Düsseldorf oder das Stadtbad an der Kettwigerstraße. Ziel der Mitglieder des FlingerPfads ist es, an möglichst allen dreißig beschriebenen Orten Informations-Stelen aufzustellen, um den Menschen ihre Bedeutung zu erklären. Die Stelen lehnen sich in ihrer Optik an die des Gerresheimer Industriepfads an, die von Niklaus Fritschi entworfen wurden. Die Flingeraner dürfen das Design übernehmen. Um weitere Stelen installieren zu können, werden noch Sponsoren gesucht, denn das Projekt finanziert sich aus Spenden. Eine Stele kostet 2500 Euro.
Das zakk unterstützt die Führungen zu den besonderen Orten in Flingern. Termine und Tickets für die Führungen sind über die Webseite des zakk erhältlich. Informationen und Anmeldungen unter stadtteilfuehrung@zakk.de.
(Die historischen Zeilen dieses Textes stützen sich auf das Redemanuskript von Kaspar Michels)