Düsseldorf: Hispi erarbeitet Integrationskonzepte über Ländergrenzen hinweg
Im Jahr 2015 startete Hispi (Hilfe bei sprachlicher Integration) als ehrenamtliches Projekt von Menschen, die den zahlreichen Geflüchteten den Neuanfang in Düsseldorf erleichtern wollten. Von Beginn an richtete sich dabei der Fokus auch auf die Erwachsenen, die im Gegensatz zu den Kindern und Jugendlichen oft keinen Anspruch auf Sprachunterricht hatten. Mit eigenen Lernkonzepten vermittelten die Ehrenamtler die deutsche Sprache für die verschiedensten Startbedingungen: vom Analphabeten bis zum Studierten. Seit 2018 ist Hispi ein Teil der Sophia:Akademie gGmbH und bis heute wurden über 2.000 Teilnehmer*innen von rund 400 Ehrenamtlern im Spracherwerb unterstützt.
Sprachkurs allein reicht nicht
Bei der Arbeit stellten sich schnell heraus, dass neben der Sprache weitere unterstützende Angebote erforderlich sind. Dabei war das Rollenverständnis der Geflüchteten ein Aspekt, denn die Zahl der weiblichen Zuwanderinnen stieg an, sie absolvierten aber seltener einen Integrationskurs und hatten geringe Sprachkenntnisse. Das und die familiäre Situation führte dazu, dass sie über wenig Berufserfahrung verfügten, entsprechend selten eine Arbeit annahmen bzw. den Wunsch hatten dies zu tun, und es wenig Berührungspunkte mit Einheimischen gab.
Start „Creative FEM-Power“
Diese Punkte waren aber nicht nur bei den Geflüchteten in Deutschland ein Thema, auch andere Länder mit einem hohen Migrationsanteil standen vor der gleichen Situation. Im Erasmus + Projekt „Creative FEM-Power“ arbeitet Hispi deshalb mit drei ausländischen Organisationen zusammen, die in ihren Ländern ähnliche Schwerpunkte bei der Integration von Erwachsenen haben. Dustvo Disoragibt gibt es seit 2018 in Maribor in Slovenien. Seit 1993 arbeitet die Bildungs- und Berufsberatungsorganisation Eurocultura in Vincenza, Italien. Von der künstlerischen Seite zieht das Teatterimuseo in Helsinki, Finnland, sein Engagement auf, denn es ist ein Museum der darstellenden Künste.
Alle vier Organisation hoben im Februar 2021 das Projekt „Creative FEM-Power“ aus der Taufe, das von Erasmus+ gefördert wird. Ziel ist es, den Frauen die Lust am Spracherwerb zu vermitteln, ihre Motivation und ihr Selbstwertgefühl zu steigen, Teilhabe zu ermöglichen und die Begegnungen mit Muttersprachler*innen zu vereinfachen. Erreicht werden soll dies, durch die Entwicklung verschiedener Workshops, um allgemein geltende Standards in Form von begleitenden und unterrichtenden Programmen zu schaffen, und diese im EU-Raum zu vereinheitlichen.
Hürde Corona wurde genommenk
Durch Corona war die Kommunikation der vier beteiligten Organisation auf den digitalen Kontakt beschränkt, da Reisen lange Zeit nicht möglich schien. Unter Federführung von Hispi gelang es in der vergangenen Woche neun Vertreter*innen aus Italien, Slovenien und Finnland nach Düsseldorf einzuladen, um persönlich miteinander an den Konzepten zu arbeiten. Das gelang unter anderem durch die Unterstützung einiger Düsseldorfer Firmen, ohne die der Aufenthalt der Projektpartner*innen kaum möglich gewesen wäre: das Hotel Residenz Eurostar, die Eiskellerbar, die Brauerei Schumacher, Bäckerei Hinkel und die Rheinbahn.
Kunst als Mittel der Integration
Es galt Lösungen zu finden, die den Migrantinnen neue Wege der Integration eröffnen. Dabei waren sich die Teilnehmer*innen schnell einig, dass die Kunst bestens geeignet ist, neue Ausdrucksformen zu entdecken, Herausforderungen zu bewältigen und vielleicht auch mit vergangenen Traumata besser umzugehen. Durch die Einbindung von Künstler*innen soll ein neuer Zugang vermittelt werden. Es wurde ein Leitfaden entwickelt, wie dabei die Sprachkompetenz erweitert werden kann und so auch Berufspotentiale und Karriereplanung ins Auge gefasst werden können.
Nach dem Start in Düsseldorf sind bis Jahresende weitere Workshops in den jeweiligen Ländern geplant. Es wird ein Handbuch verfasst, das die Inhalte beschreibt und eine Art Curriculum für die Arbeit mit den Migrantinnen werden soll. Im Februar 2022 sollen die Ergebnisse in nationalen Symposien mit dem Ziel vorgestellt werden, das Konzept auch in andere europäische Länder zu übertragen.
Weitere Information über das Projekt und was Hispi in Düsseldorf noch mehr macht finden sie hier