SPD Düsseldorf nominiert ihre vier Kandidat*Innen für die Landtagswahl 2022
Natürlich wissen alle 150 Sozialdemokraten auf diesem Düsseldorfer Parteitag: Genosse Trend ist ein Hochstapler. Abgerechnet wird zum Schluss. Aber jetzt im Moment fühlt das „Hoch“ verdammt gut an. Die Bundestagskandidaten Andreas Rimkus (Düsseldorf Süd) und Zanda Martens (Düsseldorf Nord) spüren an den Wahlkampfständen und in den Umfragen Wind unter den Flügeln. Und seit Samstag (28.8.) ist klar: Die SPD Düsseldorf zieht mit Markus Herbert Weske (Düsseldorf Nord). Annika Maus (Düsseldorf West), Oliver Schreiber (Düsseldorf Ost) und Jürgen Bohrmann (Düsseldorf Süd) in die Wahl im Mai 2022 für den Düsseldorfer Landtag.
„Zum Greifen nah“
Den Ton setzen die Parteivorsitzenden Annika Maus und Oliver Schreiber gleich zu Beginn. „Die Sensation sei zum Greifen nah“, schwört Schreiber den Parteitag ein. Denn Andreas Rimkus hat momentan einen deutlichen Umfrage-Vorsprung vor der Rechtsdraußen-Frau Sylvia Pantel. Und auch Zanda Martens ist im Norden dem CDU-Astronauten Thomas Jarzombek dicht auf den Fersen. An den Wahlkampfständen muss sich niemand mehr dafür entschuldigen, Mitglied in der SPD zu sein. Sondern Olaf Scholz erklären, den Schlumpf, der das Feld von hinten aufgerollt hat. „Zum ersten Mal seit 1998 haben wir eine reelle Chance, beide Bundestagswahlkreise in Düsseldorf direkt zu gewinnen“, sagt Schreiber – selbst auf die Gefahr hin, mit solchen Parolen die vom eigenen Spitzenkandidaten tief enttäuschten CDUler doch noch zur Wahlurne zu bringen. Nicht wegen Laschet, sondern aus Panik und Trotz.
Abgewirtschaftet
Und Annika Maus sagt, warum es keinen Grund gibt, die CDU zu wählen. Wirksame Maßnahmen zum Klimaschutz hätten die Konservativen verhindert. Krisen wie Corona in den NRW-Schulen und das Hochwasser Mitte Juli denkbar schlecht gemanagt. In Düsseldorf habe Schwarz-Gelb auf ganzer Breite abgewirtschaftet. Versprochen hatte die FDP im NRW-Wahlkampf 2017 die „weltbeste Bildungspolitik“. Bekommen hat das Land Schulministerin Yvonne Gebauer.
Weske zündet
Also muss die Düsseldorfer SPD zeigen, dass sie es besser kann. Für drei von vier Wahlkreisen gab es exakt einen Kandidat*In. Drei von vier Wahlkreisen sind durch Kandidaten besetzt. Die mit Abstand beste Rede des Parteitags hielt Markus Herbert Weske. Der Vater zweier Söhne (7 und 10 Jahre alt) schlug den Bogen vom Versagen der schwarz-gelben Koalition in Düsseldorf in Coronazeiten über die mehr als 2000 Düsseldorfer Kinder ohne Seepferdchen bis hin zu den aus seiner Sicht fragwürdigen Randbedingungen rund um den Verkauf von Schloss Kalkum durch das Land: „Da bekommt ein Investor 40.000 Quadratmeter Land für ‘n Appel und Ei.“ Angesichts der Wohnungsnot sollte die Stadt Düsseldorf das Bauland ähnlich billig bekommen.
Gegenkandidatur im Osten
Der SPD-Stadtvorsitzende Oliver Schreiber hatte als einziger einen Gegenkandidaten: den Kopf der Gerresheimer SPD, Jan Mathis Romich, Spitzname „Metti“. Romich verschätzte sich mit seinem Vortrag in der Länge. Er könne „links, laut und läuft“ und lehnt die Agenda 2010 ab. Die Unterschiede zwischen ihm und Schreiber wurden nicht deutlich. Schreiber hingegen schilderte als Anwohner der Aderstraße, wie dort ein Miethaus nach dem anderen in die Hände von Spekulanten fällt, die es Miet- in Eigentumswohnungen umwandeln. Die sich anschließend niemand mehr leisten könne. Ungewöhnlich für die SPD: Oliver Schreiber betonte den Punkt „Sicherheit in Düsseldorf“. Dies sei ein ur-sozialdemokratisches Anliegen, so Schreiber, angesichts der wöchentlichen Gewalteskalationen in der Altstadt. „Als schwuler Mann fühlt es sich momentan nicht gut an, mit meinem Freund Hand in Hand am Rheinufer entlang zu gehen.“
Bildung und Chancengerechtigkeit
Annika Maus setzte ihre Themen ebenfalls bei „Bildung“ und „Wohnen“, auf beiden Feldern brauche es dringend mehr SPD in NRW. „In der Bildung darf die Zukunft junger Menschen keine Glücksache mehr sein“, betonte sie und forderte mehr Chancengerechtigkeit ein. Dazu gehöre, dass Spätzünder nicht nach der vierten Klasse einfach aussortiert werden, alle eine Ganztagsbetreuung bekommen und das Bafög nicht länger auf Darlehensbasis gewährt werden dürfe. Denn dann zahlten junge Menschen am Bafög ab und könnten sich zugleich in Düsseldorf und anderen Großstädten keine Mietwohnung mehr leisten, für die oftmals die Hälfte des Monatseinkommens gezahlt werden müsse.
Mann mit Erfahrung
Jürgen Bohrmann, der Ortsvereinsvorsitzende von Garath, kam im grauen Sakko, mit roter Krawatte und Fortuna-Kappe. Er betonte seine langjährige Erfahrung in der Bezirksvertretung und im Düsseldorfer Rat. Zugleich wurde deutlich, dass er im Kandidaten-Quartett der Mann für den klassischen SPD-Wähler ist.
In der Abstimmung gab es keine Überraschungen: Weske bekam 137 von 146 Stimmen. Romich erhielt 33, Schreiber 113 Stimmen. Maus verbuchte 111 Ja-Stimmen – und mit 22 Neins die meisten Gegenstimmen. Bohrmann brachte es auf 121 Stimmen.
Noch 30 Tage bis zur Bundestagswahl
Zum Abschied sagte Oliver Schreiber: Nun werde man noch 30 Tage mit vollem Einsatz um die beiden Düsseldorfer Mandate für den künftigen Bundestag kämpfen; dann eine Erholungspause einlegen – und 2022 die Mehrheitsverhältnisse im Düsseldorfer Landtag ändern.