Düsseldorfer bei Anschlag in Kabul verletzt
Am 19. August hatte Sejfuddin Dizdarevic, Vorstand des Kreises Düsseldorfer Muslime (KDDM), bei der Demonstration für die Luftbrücke aus Afghanistan über das Schicksal von Ali Hussaini berichtet. Das Vorstandsmitglied der Düsseldorfer Hazara-Gemeinde war mit seiner Frau in Kabul am Flughafen gestrandet und hoffte auf seine Ausreise nach Deutschland. Doch die Hoffnung erfüllte sich nicht und nach aktuellen Informationen ist Hussaini eines der Opfer der Anschläge, die am Donnerstag (25.8.) in der Nähe des Flughafens verübt wurden. Das Ehepaar hielt sich am Abbey Gate des Flughafens auf, als sich die Explosion ereignete.
Ein Kontakt in Kabul berichtete Sejfuddin Dizdarevic am Donnerstagabend „… leider gibt es schlechte Neuigkeiten. Bei den Anschlägen heute ist Ali verletzt worden. Er liegt gerade im Krankenhaus. Seine Frau steht unter Schock. Es hat seine Arme und Beine erwischt. Ich weiß nicht genau, wie es ihm geht.“
Die Situation stellt sich nach Schilderung der Kontaktpersonen am Freitagmorgen so dar, dass seine Frau nicht zu ihm gelassen wird. Zutritt zum Krankenhaus erhalten nur Patienten und Personal. Die Ärzte gaben die Information, dass Ali Hussaini neben den Verletzungen an Armen und Beinen einen schweren Schock erlitten hat, keinerlei Reaktionen zeige und nicht hören kann.
Ali Hussaini lebt seit 2013 in Düsseldorf und wollte in Kabul nur die Papiere einreichen, damit seine Frau auch nach Deutschland ausreisen kann. Ali gilt für die Taliban als Abtrünniger, als Verräter seit seiner Flucht. Seine Frau ist als Schiitin, als Hazara und als Frau gefährdet. In dem Brief, der bei der Demonstration auf dem Kirchplatz verlesen wurde, betont er, dass die Taliban auf die Hazara herabblicken, sie erniedrigen und sie als Ungläubige betrachten. Seit dem Abzug der Amerikaner sind viele Tausend gefährliche Taliban aus den Gefängnissen frei gekommen, die jetzt Posten übernehmen und ihre Macht ausspielen, beschreibt er.
Unterstützung von deutscher Seite
Viele Angehörige und Freunde in Deutschland sind verzweifelt, da sie nichts für die Menschen in Afghanistan tun können. Seit Freitag hat sich die Bundeswehr komplett zurückgezogen und damit ist die Chance mit deutscher Unterstützung ausreisen zu können zunichte gemacht.
Seit dem 16. August hat das Auswärtige Amt nach eigenen Angaben über 5.300 Personen aus Kabul in Sicherheit gebracht, darunter über 530 deutsche Staatsangehörige, 360 Bürger*innen anderer Staaten sowie rund 4.400 Afghaninnen und Afghanen, davon knapp die Hälfte afghanische Frauen.
Mit dem Ende der militärischen Luftbrücke versucht die Bundesregierung die Ausreise auf anderen Wegen zu ermöglichen. Dazu würden einerseits Gespräche über einen zivilen Weiterbetrieb des Flughafens Kabul geführt, heißt es seitens des Amts. Zum anderen sollen Voraussetzungen geschaffen werden, damit zu Evakuierende über die Landgrenzen in Nachbarstaaten Afghanistans gelangen, um von dort aus nach Deutschland weiterreisen zu können. Die deutschen Botschaften in den Nachbarländern sollen ehemaligen Ortskräften und anderen gefährdeten Personen mit Aufnahmezusage Einreisedokumente ausstellen. Dafür sollen sie mit zusätzlichen Ressourcen ausgestattet werden.
Deutsche Staatsangehörige haben nur eine Chance, wenn sie sich unter ELEFAND (Elektronische Erfassung von Deutschen im Ausland) registriert haben. Ferner kann die Notfallhotline des Auswärtigen Amts unter 030-18 17 1000 angerufen werden oder das Auswärtige Amt per Mail an 040-krise16@diplo.de angeschrieben werden. In jedem Fall sollte die Registrierung auf dem Portal afg.diplo.de erfolgen. Ehemalige Beschäftigte des Auswärtigen Amts sollen unter okv@kabu.auswaertiges-amt.de Kontakt aufnehmen. Ortskräfte mit einem gültigen Pass und Visum und der Absicht in ein Nachbarland auszureisen, teilen dies bitte ihren früheren Arbeitgebern mit.
Die individuelle Risikoabwägung, sich über den Landweg zur Grenze zu begeben, muss in Abhängigkeit von den persönlichen Umständen von den Betroffenen selbst vorgenommen werden, heißt es auf der Seite des Auswärtigen Amtes. Für Verletzte, wie Ali Hussaini ist dieser Weg nun auch nicht mehr möglich.