Düsseldorf: Social Sculpture Award an fünf Preisträger*innen verliehen
Der Social Sculpture Award wurde am Sonntag (22.8.) von der Social Sculpture Corporation (SSC) im Düsseldorfer Stadtmuseum verliehen. Ausgezeichnet werden Einzelpersonen und Initiativen, die sich in besonderer Weise für Teilhabe, soziale Gerechtigkeit und ökologische Verantwortung einsetzen. Das Besondere des Awards ist die Verortung im erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys, in dessen Mittelpunkt die Soziale Skulptur steht. Damit wird Kunst bezeichnet, die den Anspruch verfolgt, gestaltend auf die Gesellschaft einzuwirken. Die fünf Preisträger sind: Konstantin Adamopoulos, fiftyfifty, Schulhausroman, F+F und die Werkstatt Lebenshunger.
Idee der Sozialen Plastik nach Beuys
Die SSC wurde im Oktober 2019 von Dr. Suzanne Augenstein mit dem Ziel gegründet, eine Initiative auf den Weg zu bringen, die die Idee der Sozialen Skulptur fördert und sich für eine bessere Gesellschaft einsetzt. Bei der ersten Preisverleihung 2019 wurde das Projekt Utopiastadt aus Wuppertal und der in Düsseldorf lebende Künstler und Autor Johannes Stüttgen mit dem Award geehrt. Stüttgen ist Weggefährte von Joseph Beuys und möchte die Idee der Sozialen Plastik weiterverbreiten. Das Stadtmuseum verfügt über eine große Sammlung des politischen Beuys, dessen Anliegen es war nicht Wände zu schmücken, sondern mit seiner Kunst aufzurütteln und Veränderungen zu bewirken. Dr. Suzanne Augenstein freute sich besonders, dass die Verleihung des Awards in Kooperation mit dem Stadtmuseum stattfinden kann.
“Ich freue mich sehr über die produktive Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Düsseldorf, wir haben hier einen wunderbaren Partner gefunden und sind für dieses “Zuhause” sehr dankbar. Unsererseits werden erneut 50.000 Euro für Preisgelder und Abwicklung breitgestellt. Darüber hinaus unterstützen wir in Zusammenhang mit der Preisverleihung eine Installation der Fotokünstlerin Katharina Sieverding im Stadtmuseum. Unser Ziel ist es den Award dauerhaft in Düsseldorf zu etablieren – für die Menschen, die Stadtgesellschaft und den Grundgedanken des erweiterten Kunstbegriffs von Joseph Beuys. Gesellschaftliches Engagement ist jetzt gerade in der COVID 19-Pandemie Zeit ganz besonders wichtig”, betont Augenstein.
Kooperation mit dem Stadtmuseum
Die Direktorin des Stadtmuseum und gleichzeitig Mitglied der Jury für den SSC-Award, Dr. Susanne Anna: “Das Stadtmuseum versteht sich im Sinne von Joseph Beuys als Ort der ‘Permanenten Konferenz’. Daher sind wir sehr stolz und dankbar, Partner der SSC Corporation zu sein.” Neben Dr. Anna waren Prof. Walter Kugler aus Basel, Prof. Till Velten aus Luzern sowie die Düsseldorfer*in Prof. Katharina Sieverding und Johannes Stüttgen Jurymitglieder.
Im schönen Rahmen des Rosengartens im Stadtmuseums wurden am 22. August die diesjährigen Preisträger*innen ausgezeichnet. Rund 100 geladenen Gäste hatten sich eingefunden, darunter auch Bürgermeisterin Clara Gerlach. Das Preisgeld beträgt insgesamt 20.000 Euro, 10.000 Euro für Konstantin Adamopoulos und jeweils 2.500 Euro für die anderen Preisträger*innen.
Konstantin Adamopoulos
Der studierte Philosoph und Kunsthistoriker wird für seine Verdienste auf dem Gebiet der sozialen Plastik, insbesondere für seinen Einsatz für das Brombacher Stipendium des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft im BDI, ausgezeichnet. In der Laudatio erläuterte ein ehemaliger Stipendiat die Bedeutung der Kurse für die Teilnehmer*innen. Denn BWL-Studierende hätten nicht immer einen Zugang zu Kunst und würden durch Adamopoulos mit Ideen und Gedanken in neue Bereiche geführt, die sie für die weitere Karriere prägen.
Fiftyfifty
Das Obdachlosenmagazin fiftyfifty ist eine Zeitung, aber mit deutlichem Bezug zur Kunst. Denn Kunst leistet dort einen Beitrag zum sozialen Diskurs. So gibt es eine eigene Galerie, in der regelmäßig Ausstellung namhafter Künster*innen gezeigt werden. Durch die Förderung zahlreicher Künstler*innen, die fiftyfifty Kunstwerke überlassen, konnten bereits zahlreicher Wohnraum im Projekt Housing First finanziert werden. Dabei erhalten Obdachlose eine eigene Wohnung, durch die ihnen eine Rückkehr in ein geregeltes Leben mit Begleitung durch Sozialarbeiter ermöglicht wird.
Werkstatt Lebenshunger
In Zeiten, in denen einen Blick auf das Fittnessarmband oder die App Auskunft darüber gibt, wie ein Mensch sich fühlt und ob es ihm gut geht, tritt das eigenen Körpergefühl immer mehr in der Hintergrund. Rund 400.000 Kinder und Jugendliche leiden in Nordrhein-Westfalen an Essstörungen und zählt man ihre Familien hinzu, sind über 1 Millionen Menschen direkt oder indirekt betroffen. Der Düsseldorfer Verein „Werkstatt Lebenshunger“ bietet Aufklärung, Prävention und Begleitung mit kreativen Konzepten an. Dabei gibt es nicht nur Angebote für die jungen Menschen, auch an die Eltern und Familienmitglieder wird gedacht. Viele Eltern erschrecken bei dem Thema „Essstörungen“ und die Schuldfrage an der Erkrankung steht im Vordergrund. Ihnen wird geholfen mit den eigenen Unsicherheiten, Sorgen und Ängsten umzugehen und vermittelt, nicht allein da zu stehen.
Schulhausroman
Das Projket Schulhausroman ist in Zürich beheimatet, hat mittlerweile aber auch Anklang in deutschen Städten gefunden. Dabei besuchen Autor*innen Schulklassen und erarbeiten mit den Schüler*innen Texte, die anschließend in einem „Schulhausroman“ verlegt werden. Seit 2005 entstanden auf diesem Weg in der Schweiz, Deutschland und Österreich rund 200 Schulhausromane, die etwa 100 Schreibcoaches mit mehreren tausend Schüler*innen erarbeitet haben. In Düsseldorf ist es den Organisatoren noch nicht gelungen Partner zu finden, was sich nach dieser Preisverleihung vielleicht ändern wird.
F+F
Die F+F Schule für Kunst und Design ist die größte unabhängige Kunst- und Gestaltungsschule der Schweiz mit Sitz in Zürich. Seit 50 Jahren wird den Studierenden an der ältesten privaten Kunsthochschule Europas von über 200 Dozierenden Wissen aus den Bereichen Kunst, Gestaltung, Fotografie, Film, Film, Mode und Kulturwissenschaft vermittelt. Schon Joseph Beuys bescheinigte der Schule die förderungsfähige Arbeit.