Düsseldorf: An 22 Opfer des Nationalsozialismus wird mit neuen Stolpersteinen erinnert
Der Förderkreis der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf koordiniert das Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus durch die Verlegung von Stolpersteinen. 372 Stolpersteine gibt es mittlerweile in der Landeshauptstadt, die von privaten Paten finanziert werden. 22 von ihnen wurden am Dienstag (24.8.) verlegt.
Zehn mal zehn Zentimeter groß sind die Messingtafeln auf den Pflastersteinen, die der Kölner Künstler Gunter Demnig seit 1996 verlegt. Viele Länder haben sich dieser Erinnerung an die Opfer aus der Zeit des Nationalsozialismus angeschlossen und so gibt es weit über 75.000 Stolpersteine in Europa und bis nach Argentinien. Auf jeder Tafel sind die Lebensdaten des Opfers aufgeführt, wo er oder sie wohnte sowie der Todestag und die Todesumstände.
“Stolpersteine sind immer noch wichtige Wegmarken in der Erinnerungslandschaft unserer Stadt. Wir sind derzeit damit befasst, einen großen Onlinegang der Opferbiografien zu entwickeln. Es sind besonders die hinter den kleinen Kunstwerken stehenden Lebensgeschichten, die uns sehr wichtig sind,” betont Hildegard Jakobs, stellvertretende Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte und leitende wissenschaftliche Betreuerin des Projekts.
Hinter jedem Stolperstein steht eine Lebensgeschichte
Auf der Kreuzbergstraße 62 wurde ein Stolperstein für Sally Eduard Heydt verlegt. Der Werkmeister kam 1910 nach Düsseldorf, wo er zwei Jahre später die katholische Maria Clemens heiratete und mit ihr drei Kinder bekam. In dieser Zeit ließ sich Heydt zudem katholisch taufen. Nachdem seine Frau verstarb, heiratete er 1925 die ebenfalls katholische Helene Josefine. Durch seine katholische Ehefrau und den Einsatz seines Arbeitgebers war er trotz nationalsozialistischer Rassengesetze zunächst von den schlimmsten Zwangsmaßnahmen ausgenommen. Nach steigendem Druck der Gestapo wurde Sally Heydt zusammen mit anderen Juden in einen geschlossenen Arbeitseinsatz überstellt. Am 12. Juli 1944 wurden fünf in “Mischehe” lebende Düsseldorfer*innen ins Ghetto Theresienstadt deportiert. Möglicherweise hatte Sally Eduard Heydt Kenntnis davon. Am 28. Juli 1944 nahm er sich in Kaiserswerth das Leben.
Zwei Stolpersteine gibt es jetzt für Julie und Siegmund Levy in der Friedrich-Ebert-Straße 12. Das Ehepaar lebte damals mit seinen beiden Kindern in der Kaiser-Wilhelm-Straße 12. Siegmund Levy war Partner der Firma Francken und Lang GmbH und Mitherausgeber der Handelskammer-Blätter. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten musste er seinen Geschäftsanteil verkaufen. Während beide Kinder der Familie Levy nach Palästina emigrierten, blieben die Eheleute Levy zunächst in ihrer Wohnung, bis sie in das “Judenhaus” in der Gartenstraße 112 ziehen mussten. Am 22. April 1942 wurden Sigmund und Julie Levy vom Güterbahnhof Düsseldorf-Derendorf in das Ghetto Izbica deportiert. Sie haben nicht überlebt.
Die ursprünglich aus Polen stammenden Rosa Estera und Simon Klarmann lebten mit ihren drei Kindern zunächst in der Marktstraße 11. Dort wurden zwei Stolpersteine für sie verlegt. Gemeinsam führten sie ein Geschäft für Stoffe und Schneidereibedarfsartikel. 1938 wurde die Familie in ihrer Wohnung von der Polizei abgeholt und an die deutsch-polnische Grenze nach Zbaszyn abgeschoben. Während seiner befristeten Rückkehr nach Deutschland begann der zweite Weltkrieg, sodass Simon Klarmann nach Belgien floh. Er wurde verhaftet und im Konzentrationslager Sachsenhausen inhaftiert. Simon Klarmann starb am 23. Februar 1942 im Konzentrationslager Groß Rosen. Rosa Estera Klarmann war in der Zwischenzeit mit ihren Kindern in Polen, lebte zunächst in Krakau, später in Tarnow. Ihr Schicksal ist unbekannt.