Worringer Platz Düsseldorf: Architektin mahnt die öffentliche Nutzung des gesamten Platzes an
Die Architektin Christiane Voigt war im Jahr 2004 gemeinsam mit dem bildenden Künstler Jürgen LIT Fischer an der Neugestaltungen des Worringer Platzes beteiligt. Sie ist betroffen, dass ein Zaun nun die Nutzung für die Öffentlichkeit unterbindet. „Der Zaun entzieht einen großen Teil des Platzes der öffentlichen Nutzung, die in unserem Entwurf als eine zentrale Voraussetzung der Aufenthaltsqualität vorgesehen war“, heißt es in einem Brief, den sie an Bürgermeister Josef Hinkel richtet. Hinkel will an einem runden Tisch mit Beteiligten über den Zaun diskutieren, den der Gastronom nach Genehmigung durch die Verwaltung auf den Platz Ende Mai errichtet hat.
Die Genehmigung war von der Verwaltung erteilt worden, ohne Rücksprache mit den Gremien zu nehmen, die sich seit langem Gedanken über die Verbesserung der Situation auf dem Platz machen: Streetworker, Bezirksvertretung, Polizeipräventiver Rat und andere. Da der Platz durch den Zaun nun kaum noch Möglichkeiten bietet, sich im Schatten hinzusetzen, kommt es häufiger zu Problemen. Denn der Worringer Platz ist einer der wenig verbliebenen Rückzugsorte für Menschen, die auf der Straße leben oder Drogen und Alkoholprobleme haben. Für sie ist der Platz ein Treffpunkt, an dem sie miteinander den Tag verbringen und ihre sozialen Kontakten pflegen. Er ist auch die Stelle, an der die Streetworker diese Menschen erreichen und ihre Angebote machen.
Nach dem Zaunbau eskaliert die Situation öfter, da der Gastronom auf sein Hausrecht besteht. Mit dem Zaum wird auch die Nutzung der Leuchtbänke verhindert, die von Christiane Voigt und Jürgen LIT Fischer als Treffpunkt und zur Aufwertung des Platzes installiert wurden. Planungsziel war eine robuste Aufenthaltsqualität für alle Menschen. Die rahmenden Bänke sollten als Abschottung zum fließendem Verkehr dienen und grünes Licht nachts Aufenthaltsqualität vermitteln. Das Künstler-Glashaus und später „Grüne Insel“ sollte für soziale Kontrolle und Durchmischung durch Belebung sorgen. Der Zaun schränkt die Aufenthaltsmöglichkeiten für Umsteigende, Fußgänger, Suchtkranke, Wohnungs- und Obdachlose beträchtlich ein, kritisiert Voigt. Und beschreibt weiter, dass die Aufwertung des Düsseldorfer Bahnhofsumfelds (z.B. am Immermannhof) in den vergangenen Jahren zu einer Konzentration sozialer Problemlagen auf dem Worringer Platz geführt habe und den Druck auf diesen besonderen Stadtraum zusätzlich erheblich erhöhte. Sie sieht eine langfristige und nachhaltige Sicherung des beschlossenen Konzeptes nur, wenn der ursprüngliche Entwurf behutsam weiterentwickelt wird, der zaun als Barriere abgebaut wird, Weiterentwicklung des Entwurfs, eine kurzintervallige intensive Pflege von Platz und Möblierung erfolgt, die Wartung der Beleuchtung regelmäßig durchgeführt wird und eine alternative Nutzungen in der „Grünen Insel“ ermöglicht wird. Voigt fordert Hinkel auf, dies bei den Gesprächen am Runden Tisch zu berücksichtigen.
Kommentar: Menschen oder lieber Gastronomie entfernen?
Beim Konzept 2005 gab es noch keine Gastronomie in einem festen Glasbau. Damals war der Betreiber noch mit einem mobilen Imbisswagen auf dem Worringer Platz. Ob die Gastronomie dort sinnvoll ist, oder man man vielleicht lieber eine mit Streetworkern besetzte Anlaufstelle an dieser Stelle vorsieht, sollte vielleicht auch am Runden Tisch diskutiert werden.