Düsseldorf: Entscheidung zum Deutschen Fotoinstitut erst nach der Bundestagswahl
Die Standortdebatte zum Deutschen Fotoinstitut ist vertagt. Erst nach der Bundestagswahl am 26. September sollen weitere Gespräche geführt werden, hieß es seitens Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU), nachdem am Montag (16.8.) die Gespräche ohne Düsseldorfer Vertreter stattgefunden hatten.
Bundestag hat Finanzierungszusage für Düsseldorf gegeben
In Berlin sollte das Gespräch stattfinden, zu dem Ministerin Monika Grütters eingeladen hatte. Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller hatte gemeinsam mit den Fotokünstlern Andreas Gursky und Moritz Wegwerth im Vorfeld des Termins darauf gedrungen, das Düsseldorfer Konzept dabei zu berücksichtigen. Die Stadt Düsseldorf sowie der Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstitutes e.V. (DFI e.V.) sagten ihre Teilnahme an dem Gespräch ab, nachdem ihre Bitte um eine Verschiebung und Neuorganisation des Treffens abgelehnt worden waren. Die Düsseldorfer gingen davon aus, dass es dabei lediglich um das von Grütters favorisierte Konzept für den Standort Essen gehen würde.
Düsseldorf hatte sich bereits mit Essen auf einen Kompromiss geeinigt, da beide Städte das gleiche Ziel haben, ein Deutsches Fotoinstitut zur Bewahrung der Fotografie und Stärkung der Fotokunst zu schaffen. Düsseldorf sollte ein offenes Haus der Fotografie bekommen und internationales Kompetenzzentrum werden. Am Standort Essen wäre mit dem Bundesarchiv/-nachlassverwaltung für Fotografie die archivarische, konservatorische sowie restauratorische Vor- und Nachlassverwaltung beheimatet.
Allerdings hatte die Expertenkommission und auch eine anschließende Machbarkeitsstudie sich für Essen als Standort für das Fotoinstitut ausgesprochen. In einem Bundesinstitut für Fotografie sollen Nachlässe von Fotografen gesammelt, Forschung zu Restaurierung und Konservierung vorangetrieben sowie Ausstellungen, Publikationen und Veranstaltungen organisiert werden. In Essen stünden dafür Räumlichkeiten auf dem Gelände der Zeche Zollverein zur Verfügung.
Nachdem die Stadt Essen den Kompromiss im Sinne einer Aufgabenteilung zunächst zugestimmt hatte, zog sie die Zusage nun doch zurück.
“Aus unserer Sicht muss ein gemeinsames Gespräch die Anforderung erfüllen, dass beide Konzepte gleichwertig behandelt werden, inhaltliche Überschneidungen ausgelotet werden und so ein Weg für eine Verbindung beider Konzepte geschaffen wird. Wobei dafür aber auch wesentliche Teile des Düsseldorfer Konzeptes in der Landeshauptstadt umgesetzt werden müssen”, erklärt Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller. “Die Suche nach einem Kompromiss verfolgen wir bereits seit Monaten, obwohl wir von unserem Konzept eines Deutschen Fotoinstituts am alleinigen Standort Düsseldorf nach wie vor überzeugt sind. Und obwohl es einen Beschluss des Deutschen Bundestages und des Landtages gibt, dieses am Standort Düsseldorf mit 83 Millionen Euro zu finanzieren. Dass so ein Beschluss des Deutschen Bundestages einfach nicht umgesetzt wird, ist ein wohl einmaliger und mehr als zweifelhafter Vorgang.”
Kulturdezernent Hans-Georg Lohe: “Wir stehen bereit, unser gesamtes Konzept des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf umzusetzen, verschließen uns aber keinen Gesprächen zu einer möglichen Kooperation der Landeshauptstadt Düsseldorf mit der Stadt Essen, die Positionen und Ansätze der Fotografie gemeinsam zusammenführen und so ein breit aufgestelltes Cluster Fotografie mit internationaler Strahlkraft entwickeln könnte. Wir müssen jedoch zunehmend den Eindruck gewinnen, dass wir offensichtlich als einziger Akteur überhaupt zu einem Kompromiss bereit sind – obwohl lediglich unser Konzept einen Finanzierungsbeschluss vorweisen kann.”
Die Chronologie der Ereignisse aus Sicht der Stadt
August 2021
Nach einer Einladung im Juli von Staatsministerin Prof. Monika Grütters zu einem gemeinsamen Austausch für den 16. August 2021 erklärt OB Dr. Keller seine Zusage einer Teilnahme und bittet darum, den Teilnahmekreis um den Vorsitzenden des DFI e.V. und der Leiterin der Photographischen Sammlung der SK Stiftung Köln zu erweitern. Dies wird vonseiten des BKM abgelehnt. Daraufhin bitten OB Dr. Keller und Prof. Andreas Gursky in einem gemeinsamen Schreiben um eine Verschiebung des Gesprächs um zunächst über die Agenda und personelle Zusammensetzung des Treffens, sowie den Gesamtprozess Einvernehmen herzustellen. Da auch dies vonseiten des BKM abgelehnt wird, sagen die drei Düsseldorfer Teilnehmer (Oberbürgermeister Dr. Keller, Prof. Andreas Gursky und Dr. Markus Klimmer) ihre Teilnahme ab.
Mai/August 2021
Bereits Anfang Mai wurde die neue Koordinierungsstelle Fotografie im Kulturamt eingerichtet und mit dem Künstler und Fotograf Stephan Macháč besetzt. Anfang August kehrt Diplom-Restauratorin Jessica Morhard aus Essen zum Team des Restaurierungszentrum Düsseldorf zurück.
Juli 2021
Die Landeshauptstadt Düsseldorf, der DFI e.V. (Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts e.V.) mit Sitz in Düsseldorf und die Photographische Sammlung/SK Stiftung Kultur, Köln, haben sich zusammengeschlossen, um die Gründung und Förderung eines Fotoinstituts mit Standort in Düsseldorf voranzutreiben.
April 2021
Oberbürgermeister Dr. Keller begrüßt die Ankündigung von Staatsministerin Prof. Monika Grütters, alle Beteiligten an einen Tisch zu holen und bekräftigt, dass er einen Fotografie-Cluster für NRW für eine akzeptable Lösung für alle Seiten hält.
März 2021
Die Landeshauptstadt Düsseldorf und der Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstituts haben am 15. März die Machbarkeitsstudie der Staatsministerin für Kultur und Medien Prof. Monika Grütters für ein Bundesinstitut für Photografie zur Kenntnis genommen und bekräftigen im Interesse der Fotografie weiterhin ihre Gesprächsbereitschaft über die beiden unterschiedlichen Konzepte für Düsseldorf und Essen. Das Konzept des DFI ist nicht in die Machbarkeitsstudie des BKM mit eingeflossen. Stattdessen wurde untersucht, ob das BKM (Essener) Konzept sich besser in Essen oder in Düsseldorf realisieren lässt.
Oktober/ November 2020
Noch vor Amtsantritt trifft sich Dr. Stephan Keller mit dem Essener Oberbürgermeister Thomas Kufen, um die Möglichkeit einer gemeinsamen Konzeption zu erörtern. Es wird vereinbart, eine gemeinsame Erklärung an Kulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen zu adressieren. Zudem soll über einen gemeinsamen Antrag für den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags die Finanzierung der im Gemeinschaftskonzept ermittelten Mehraufwendungen gesichert werden. Die Stadt Essen zieht ihre anfängliche, grundsätzliche Zusage zu einem Kompromiss jedoch wieder zurück.
Juni 2020
Der Rat der Landeshauptstadt Düsseldorf hat sich in seiner Sitzung am Donnerstag, 18. Juni, einstimmig für die Realisierung des Deutschen Fotoinstituts in Düsseldorf ausgesprochen. Als Standort für das Institut soll das am Hofgarten gelegene und bisher vom Gartenamt als Betriebshof genutzte Grundstück im Ehrenhof dienen. Mit diesem Entschluss bekennt sich die Landeshauptstadt noch einmal deutlich zu einem Deutschen Fotoinstitut in Düsseldorf und schafft die Voraussetzungen für dessen Realisierung.
März 2020
Die von Staatsministerin Prof. Monika Grütters berufene Expertenkommission legt am 10. März 2020 ein Konzept zur Gründung eines Bundesinstituts für Fotografie mit Standortempfehlung Essen vor.
Oktober/November/Dezember 2019
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags beschließt am 14. November 2019 die Mittelbereitstellung (41,5 Millionen Euro) zur Gründung eines Deutschen Fotoinstituts eines Deutschen Fotoinstituts mit Standort in Düsseldorf. Dabei ist vorgesehen, dass die Stadt Düsseldorf ein Grundstück am Ehrenhof in das Finanzierungspaket einbringt. Bei der Antragstellung am 10. Oktober 2019 war der
Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstitutes e.V. durch die Künstler Prof. Andreas Gursky und Moritz Wegwerth vertreten. Andreas Gursky bearbeitete die Idee zur Gründung eines Fotoinstituts in Düsseldorf bereits seit 10 Jahren intensiv. In einer Pressemitteilung der Landesregierung am 15. November 2019 erklärte Ministerpräsident Armin Laschet: “Düsseldorf ist ein lebendiges Zentrum der Fotografie und damit ein hervorragender Standort für das bundesweit bedeutsame Projekt.” Der Haushalts- und Finanzausschuss des Landtags NRW beschließt am 13. Dezember 2019 die notwendige Co-Finanzierung der Bundesmittel für die Errichtung des DFI in Höhe von 41.5 Millionen Euro.
Wenigen Wochen zuvor hat sich auf Initiative von Prof. Andreas Gursky der Verein zur Gründung und Förderung eines Deutschen Fotoinstitutes e.V. gegründet. Dieser bildet einen internationalen Zusammenschluss von FotografInnen, KünstlerInnen und Fachleuten. Zu den Gründungsmitgliedern zählt u.a. Max Becher, Sohn von Bernd und Hilla Becher und selbst Fotograf. Weitere Mitglieder und Unterstützer sind u.a. Hans-Peter Feldmann, Thomas Ruff, Cindy Sherman und Jeff Wall. Erster Vorsitzender ist der Künstler Moritz Wegwerth. Der Verein hat ein dezidiertes Konzept für ein Deutsches Fotoinstitut erarbeitet und eng mit der Stadt Düsseldorf abgestimmt.
Mai 2019
Ein erster Entwurf des inhaltlichen Konzepts wird am 11.05.2019 dem Ministerpräsidenten des Landes NRW Armin Laschet und Ministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen persönlich vom Verein (vertreten durch Andreas Gursky) überreicht.
Darüberhinaus erhielten die späteren Vertreter der Expertenkommission, Prof. Weski und Frau Prof. Eskildsen, die Konzeption persönlich von Andreas Gursky.
April 2019
Mehrere Fachgespräche u.a. mit Kulturdezernent der Stadt Düsseldorf, Hans-Georg Lohe, und Moritz Wegwerth im Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen unter Beteiligung von Ministerin Isabell Pfeiffer-Poensgen, zentraler Institute und Prof. Thomas Weski.
Februar 2019
Beginn der Erstellung eines Konzepts zu einem nationalen Fotoinstitut in Düsseldorf.