Düsseldorf: Falschparken ist keine Bagatelle, es kann Menschenleben gefährden
Parkraum ist in Düsseldorf knapp und viele Düsseldorfer*innen kennen das Problem, auf der Suche nach einem Parkplatz mehrere Runden durch das eigene Viertel zu fahren. Oft genug wird dann ein Parkplatz gewählt, der „so gerade noch geht“, da ein Pkw auf der Straße noch durchkommen würde. Das gilt aber nicht für die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, die im Notfall darauf angewiesen sind, auch in engen Straßen durchzukommen und ihren Leiterwagen in Position zu bringen, um Menschenleben zu retten. Regelmäßig versuchen Feuerwehr und Ordnungsamt die Menschen zu sensibilisieren, dass Falschparken keine Bagatelle ist, sondern Menschenleben gefährden kann. Am Dienstag (3.8.) wurde in Oberbilk veranschaulicht, wie gedankenlos viele Autofahrer*innen agieren.
Im Ernstfall kommt es bei Feuerwehreinsätzen auf jede Minute an. Die Planer des Amts für Verkehrsmanagement haben die Beschilderung der Straßen in Düsseldorf so ausgelegt, dass mindestens drei Meter Platz bleiben, wenn ordnungsgemäß geparkt wird. Diese Breite benötigen große Fahrzeuge wie Müllwagen, aber auch Löschzüge der Feuerwehr. In Kurvenbereichen müssen es sogar fünf Meter sein, um die zehn bis zwölf Meter langen Fahrzeuge rangieren zu können. Dies ist vielen Autofahrern offenbar nicht bewusst, wenn sie ihre Fahrzeuge gedankenlos an Ecken oder vermeintlich ausreichend breiten Stellen einer Straße abstellen.
Kommt es zu einem Einsatz, rücken die Löschzüge bereits in strategischer Reihenfolge aus. Als erstes fährt das kleinere Fahrzeug der Einsatzleitung, die sofort durchgibt, wenn die Straße zugeparkt ist, um das Festfahren der folgenden längeren Wagen möglichst zu vermeiden. Sind zwei Löschzüge angefordert, fahren diese möglichst aus verschiedenen Richtungen an, in der Hoffnung, dass ein Weg frei ist. Notfalls müssen die Feuerwehrleute mit ihrer Ausrüstung die letzten Meter zu Fuß zurücklegen, was wieder wertvolle Zeit kosten kann. Falsch abgestellte Fahrzeuge – insbesondere in zweiter Reihe oder in Kurven – behindern nicht nur die Durchfahrt, sondern auch das Aufstellen von Drehleitern, die zur Rettung von Menschen aus oberen Etagen bei Wohnungsbränden notwendig sind. Selbst Hydranten, die von der Feuerwehr bei Bränden zur Wasserentnahme benötigt werden, sind regelmäßig zugestellt. Wenn das Umfahren der Hindernisstelle nicht möglich ist, wird versucht das Fahrzeug wegzudrücken. Damit verbundene Beschädigungen der Autos sind keine Seltenheit.
Übungsfahrt in Oberbilk
Gemeinsam mit der Verkehrsüberwachung des Ordnungsamts und dem Amt für Verkehrsmanagement startete die Feuerwehr Düsseldorf Dienstag gegen 18 Uhr eine Erkundungsfahrt in Oberbilk im Bereich der Borsigstraße, Sonnenstraße, Flügelstraße, Linienstraße und Kirchstraße. Viel zu früh, wie Bewohner, die die Aktion beobachten, mehrfach berichten. Denn erst abends nach 20 Uhr würden die Parkplätze so knapp, dass alle Hemmungen fallen, die Fahrzeuge überall abzustellen. Aber auch schon jetzt wird es an vielen Stellen zu eng für das Löschfahrzeug mit zehn Metern Länge. Der Leiterwagen mit zwölf Metern hätte noch mehr Probleme. Bei der Übungsfahrt bleibt genügend Zeit zu rangieren und das Team der Verkehrsüberwachung macht Halterabfragen, lässt bei Bedarf Fahrzeuge wegsetzen und schreibt Knöllchen. Diese Zeit bleibt im Ernstfall nicht.
“Ziel unserer Aktion ist es, die Autofahrer für dieses Thema zu sensibilisieren. Jedem muss bewusst sein, ‘Falschparker gefährden Menschenleben’, denn die Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst brauchen Platz um schnelle Hilfe leisten zu können“, betont Feuerwehrsprecher Tobias Schülpen. “Wir schreiben selbst keine Strafzettel, uns geht es vielmehr darum, darzustellen, dass wenn auch ein Auto an einer engen Stelle noch durchkommt, ein großes Feuerwehrfahrzeug dort seine Grenzen findet”, erklärt Schülpen.
Situation in der Landeshauptstadt
Die städtische Verkehrsüberwachung sprach für zugeparkte Feuerwehrbewegungszonen und -zufahrten alleine im vergangenen Jahr 2.322 Verwarnungen aus und leitete 600 Abschleppmaßnahmen ein. Damit steigerten sich bereits die Zahl der Fälle gegenüber den Vorjahren. Allein in der ersten Jahreshälfte 2021 waren es bereits 1.440 Verwarnungen und 586 Abschleppmaßnahmen, die durch die Einsatzteams des Ordnungsamtes ausgesprochen werden mussten. Gründe für den enormen Anstieg kann Dennis Grebe vom Ordnungsamt nicht nennen, gibt aber zu, dass das Personal aufgestockt wurde und daher effektiver gearbeitet werden kann.
Das ordnungswidrige Parken im Bereich einer Feuerwehrzufahrt wird nach derzeit gültigem Bundeseinheitlichen Bußgeldkatalog mit 35 Euro geahndet. Sollten die Verursachenden nicht ermittelt werden, kommen im Falle einer Abschleppmaßnahme noch weitere Kosten von mindestens 200 Euro dazu. Rücksichtsloses Parkverhalten kann rechtliche Folgen nach sich ziehen. Neben der Ordnungswidrigkeitenanzeige werden die Falschparker an den Kosten für Beschädigungen an den Feuerwehr- sowie dem eigenen Fahrzeug beteiligt. Wenn durch das Falschparken jemand zu Schaden kommt, können zusätzlich noch Ersatzansprüche gestellt werden.
Aktuelle Beispiele für zugeparkte Rettungswege
Am 19. Juni kam es zu einem Feuer unterhalb der Rheinkniebrücke auf der Oberkasseler Seite. Das anrückende Löschfahrzeug konnte nicht über die Zufahrt am Kaiser-Wilhelm-Ring zum Brandort gelangen, da dort mehrere im absoluten Halteverbot geparkte Fahrzeuge von Spaziergängern den Weg versperrten. Mit großen Zeitverzug gelang es, über andere Zufahrtsstraßen das Feuer zu erreichen.
Bereits im April hatten mehrere falsch abgestellte Fahrzeuge die Zufahrt zur Hasselbeckstraße im Stadtteil Gerresheim versperrt. Anrufer meldeten am späten Abend einen Wohnungsbrand. Die anrückenden Feuerwehrkräfte konnten durch im Kurvenbereich abgestellte Pkw nicht in die Straße einfahren. Die letzten 100 Meter legten die Einsatzkräfte dann zu Fuß zurück. Glücklicherweise konnte dann schnell Entwarnung gegeben werden. Einer älteren Dame war das Essen auf dem Herd angebrannt, und die Feuerwehr konnte noch rechtzeitig Schlimmeres verhindern.
Ende Januar war es in Gerresheim auf der Ikenstraße zu einer Behinderung bei einem Brandeinsatz der Feuerwehr gekommen. Am späten Abend des 28. Januar versuchten die Einsatzkräfte über verschiedene Straße das Haus zu erreichen. Trotz aller Bemühungen blockierten Falschparker im Bereich der Lakronstraße und der Pfeifferstraße das Vorankommen der Rettungskräfte. Auch hier gingen die Feuerwehrleute die letzten Meter zu Fuß zum Gebäude. Der zunächst angenommene Brand eines Dachstuhls bestätigte sich nicht, und die Einsatzkräfte konnten kurze Zeit später wieder abrücken.