Düsseldorf: 21. Jahrestag des Wehrhahn-Anschlags – ein stilles Gedenken
Rund 20 Menschen kamen am Dienstag (27.7.) zur Gedenktafel des Wehrhahn-Anschlags, dem heimtückischen, rassistischen und antisemitisch motivierten Terrorakt genau vor 21 Jahren. Im vergangenen Jahr war zum 20. Jahrestag die Gedenktafel am Geländer der Brücke über den Gleisen an der Gerresheimer Straße angebracht worden. Vertreter vieler Parteien, darunter auch Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt bei der Kommunalwahl im September 2020, gedachten damals der zehn Verletzten und des verstorbenen ungeborenen Kindes.
Das Gedenken zum 21. Jahrestag fand in deutlich kleinerem Kreis statt. Das Bündnis Düsseldorf stellt sich quer hatte eingeladen. Betti Tielker und Kemal Kiran vom Bündnis betonten wie wichtig es sei, solange an den Anschlag zu erinnern, bis ein Täter zur Verantwortung gezogen wurde.
Der Täter hatte am 27. Juli 2000 gegen 15 Uhr eine Bombe am S-Bahnhof “Wehrhahn” zur Explosion gebracht. Ziel des Anschlags war eine Gruppe von zwölf Personen, die nach ihrem Deutschkurs zur S-Bahn gehen wollten. Sie kamen aus Russland, der Ukraine, Aserbaidschan und Kasachstan und waren ausgespäht worden als Menschen, unterschiedlicher Herkunft und Religion. Lebensgefährlich verletzte die Bombe mehrere von ihnen, eine Schwangere so sehr, dass ihr Kind nicht gerettet werden konnte.
Extrem rechte Kreise zeigten damals deutlich ihre antisemitische und rassistische Haltung gegen Zuwanderer aus Osteuropa. Zu dieser Düsseldorfer Neonaziszene gehörte auch der spätere Tatverdächtige Ralf S.. Doch ihm konnte die Tat nicht nachgewiesen werden. Das lag auch daran, dass er erst 17 Jahre nach der Tat angeklagt wurde und die Beweislage nach so langer Zeit schwer zu belegen war. Polizei und Staatsanwaltschaft nahmen das politische Motiv der Tat – Antisemitismus und Rassismus – nicht ernst. Es gab zahlreiche Ermittlungspannen. Der Verfassungsschutz hielt Kenntnisse zum Tatverdächtigen und seinem Umfeld zurück. 2018 endete der Prozess mit “Freispruch” und ist damit vorläufig juristisch abgeschlossen.
Für die Opfer ist die Tat immer noch aktuell, viele von ihnen wurden traumatisiert und leiden bis heute unter den Folgen des Anschlags und der mangelhaften Aufklärung. Auch dass erst nach zwanzig Jahren ein offizielles Gedenken ermöglicht wurde und bis heute keine Entschädigung der Opfer oder Entschuldigung von offizieller Seite erfolgte, belastet viele von ihnen.
Das Bündnis Düsseldorf stellt sich quer betont, dass der rassistische und antisemitische Anschlag am Wehrhahn ein Teil der Geschichte und Gegenwart rechten Terrors und Teil der Geschichte Düsseldorfs sei. Rechter Terror dürfe niemals vergessen, niemals vergeben, niemals verharmlost werden. „Kein Vergeben, Kein Vergessen!“ mahnen sie und würden sich wünschen, dass auch von städtischer Seite das Datum des Anschlags als Gedenktag gesehen würde.