Beschäftigte des Einzelhandels streiken in Düsseldorf
Seit Anfang Mai laufen die Verhandlung der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit den Arbeitgebern des nordrhein-westfälischen Einzelhandels. Bisher ohne Einigung. Deshalb legten Beschäftigte des ver.di-Bezirks Düssel-Rhein-Wupper am Freitag (23.7.) erneut die Arbeit nieder. Es ist der wiederholte Versuch Druck auf die Arbeitgeber auszuüben, die den Vorschlag von ver.di in der vierten Verhandlungsrunde erneut abgelehnt haben.
Auf dem Düsseldorfer Corneliusplatz versammelten sich am Freitagmorgen Beschäftigte aus den Filialen von H&M in Hilden, Düsseldorf Bilk und Remscheid, dem Esprit Outlet in Ratingen, von Esprit-Store und Primark an der Schadowstr, der Douglas-Filiale an der Königsallee sowie Saturn in Flingern und auf der Königsallee.
Ver.di hatte den Arbeitgebern vorgeschlagen, Teile einer möglichen Entgelterhöhung für einen bestimmten Zeitraum in Freizeit umzuwandeln. Dies hätte den Mitarbeiter*innen mehr Arbeitszeitsouveränität geboten und einen Beitrag zum Gesundheitsschutz geleistet. Die Arbeitgeber hätten den Vorteil, anstelle von Entgelterhöhungen den Beschäftigten zunächst nur mehr Urlaubstage zu gewähren.
Doch das Angebot wurde abgelehnt, ohne eigene Vorschläge oder Lösungsansätze zu unterbreiten. Die Arbeitgeber bleiben bei ihrem „freiwilligen Orientierungsrahmen“, bei dem sie tarifgebundenen Mitgliedsunternehmen eine Erhöhung der Entgelte nach zwei Nullmonaten um zwei Prozent zum 1. Juli 2021 empfehlen. Als weitere Option ist die Rede von einer Einmalzahlung in Höhe von 300 Euro. Robert Puleski, Gewerkschaftssekretär für den Handel im Bezirk Düssel-Rhein-Wupper, kritisiert, dass es sich dabei um freiwillige Zahlungen ohne Rechtsanspruch für die Beschäftigten handele, die jederzeit widerrufen werden könnten und unterm Strich Reallohnverlust bedeuteten. Kaufland habe die Empfehlung bereits angenommen und den Mitarbeiter*innen freiwillig eine Lohnerhöhung von drei Prozent gezahlt.
„Das Verhalten der Arbeitgeber gegenüber den Beschäftigten ist respektlos und nicht hinnehmbar. Die Antwort der Kolleginnen und Kollegen auf diese Ignoranz und starre Haltung kommt heute aus den Betrieben hier in der Region. Sie streiken und setzen ein Zeichen. Sie lassen sich nicht unterbuttern und kämpfen weiter für ihre Forderung. Weil sie es verdient haben!“ betont Puleski.
ver.di fordert für die rund 502.000 sozialversicherungspflichtig- und 197.000 geringfügig Beschäftigten im nordrhein-westfälischen Einzelhandel 4,5 Prozent und 45 Euro mehr Lohn, Gehalt und Ausbildungsvergütung bei einer Laufzeit von 12 Monaten, ein Mindestentgelt von 12,50 Euro pro Stunde sowie die gemeinsame Beantragung der Allgemeinverbindlichkeit der Tarifverträge.
Helmut Born, Ratsmitglied für Die Linke und deren Bundestagskandidat für den Düsseldorfer Norden, bestärkte die Streikenden in ihren Forderungen. Dabei sei es wichtig nicht nachzulassen und weiter Druck aufzubauen. „Ein deutliches Zeichen ist wichtig“, rief er den Teilnehmern der Kundgebung auf dem Corneliusplatz zu.
Auch Zanda Martens, stellvertretende SPD-Vorsitzende in Düsseldorf und Bundestagskandidatin für den Norden, bezeichnete die Haltung der Arbeitgeber als Frechheit. Alle Menschen müssten angemessen verdienen. Durch die Arbeitsstrukturen mit befristeten Verträgen, Leiharbeit und Selbstständigen würden die Beschäftigten vom Engagement in Gewerkschaften abgehalten, da ihnen negative Folgen drohten. Diese Macht nutzten Arbeitgeber aus und verhinderten allgemeingültige Tarifverträge. Es sei Aufgabe der Politik die Gesetze zu ändern, vertrat Martens.
Die Tarifverhandlungen im Handel werden am 1. September fortgesetzt.