Düsseldorf Friedrichstadt: Hilferuf der Anwohner im Kiez Mintropstraße – Grüne bitten zum Rundgang
„Wir fühlen uns von der Stadt, der Politik und der Awista vernachlässigt. Das muss sich rasch ändern“, sagt Omid Gudarzi, die deshalb eine Nachbarschaftsinitiative gegründet hat. Am Sonntag (11.07.) zeigte Gudarzi den Grünen ihren Kiez zwischen Mintropplatz und Stresemannplatz in Düsseldorf Friedrichstadt. Als prominenter Gast war Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth gekommen.
Die Liste der Beschwerden ist lang. Die Awista hält sich nicht an den verbindlichen Kehrplan, klagen die Nachbarn. Deshalb verdrecken die Bürgersteige genauso regelmäßig wie der Kehr-Service der Awista mittlerweile von Anwohnern angemahnt werde. Viele Ladenlokale stehen leer und vermitteln ein trostloses Bild. Nutzer der Notschlafstelle an der Graf-Adolf-Straße 73, eröffnet im Dezember 2019, werden von den Betreibern „Franzfreunden“ morgens einfach vor die Tür gesetzt. „Dann verrichten ihre Notdurft in den Hauseingängen und bedrohen und belästigen Anwohner und Kunden“, klagen Geschäftsführer Maximilian Giesen und Martina Klinkhammer von der Nachbarschaftsinitiative. Vor den Häusern werde gedealt.
Die Grünen seien die ersten, die sich hier blicken lassen – loben die Anwohner. Das hat viel mit dem neuen Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf zu tun. Der netzwerkt am Rande des Rundgangs nach Kräften. Neben der langen Mängelliste erfuhren die zwei Dutzend Sonntagsspaziergänger auch die positiven Seiten des „Aschenputtel-Viertels, das auf Glitzer-Sneaker wartet“ (Gudarzi).
Gleich gegenüber vom Treffpunkt an der Mintropstraße steht der Schriftzug „Elektro Müller“ über einer Hofeinfahrt. „Hier ist die Gruppe ‚Kraftwerk‘ entstanden“, sagt Gudarzi. Einige der Rotlichtbars an der Mintropstraße sind verschwunden.
Stattdessen bietet ein türkisches Hamam Badefreuden und medizinischen Massagen an – streng nach Männern und Frauen getrennt. Due Gruppe spricht mit dem Perkussionisten Nicolas Bollmann, der der Gruppe seinen Hinterhof zeigt und mit Vertretern der Marokkanisch-Islamischen Moschee-Gemeinde, die ganz auf die Corona-Regeln ausgerichteten Gebetsraum zeigt. Vor Corona kamen bis zu 2000 Gläubige zum Freitagsgebet. Jetzt sind es rund 200 – in zwei Terminen. „Wir sind hier mittlerweile eine echt tolle Gemeinschaft“, sagen Omid Gudarzi und Martina Klinkhammer, die die Nachbarschaft organisieren.
Die Grüne Claudia Roth will nicht stumm durchs Viertel gehen. Vor einem Café spricht sie Noez Nafla an: „Was ist hier gut? Was ist schlecht?“ Der Tunesier würde mit seiner Familie gerne mehr Fahrrad fahren in Düsseldorf. „Aber es gibt kaum Fahrradwege.“ Er vertraue aber Ministerpräsident Armin Laschet, dass er für Verbesserungen sorgen werde. Roth schnaubt: „Da hoffen sie auf den Falschen.“ Am Ende des Gesprächs hat sie beinahe einen neuen Grünen-Wähler dazu gewonnen.
90 Minuten dauert die große Runde um den kleinen Block. „Es ist beeindruckend, wie hier die Nachbarn zusammen für Verbesserungen kämpfen“, sagt die Grüne Bundestagskandidatin Sara Nanni. Gastronomie-Geschäftsführer Maximilian Giesen berichtet, dass er anderthalb Jahre lang gesucht habe, um Räume für sein Lokal zu finden. Unmittelbar vor Corona eröffnete er am Stresemannplatz. Und blickt auf leere Läden gleich gegenüber.
Appell an den Bundes-Gesetzgeber
Hier hakt Dietmar Wolf ein: „Um rascher Nachmieter zu finden, müsste in Berlin das Bundesbaugesetz geändert werden“, sagt er in Richtung von Roth. Beispiel: Erst nach anderthalb Jahren dürfe ein Mieter sein Ladenlokal umbauen. „Solange kann keiner warten.“ Außerdem müsse Düsseldorf hier intensiver mit den Programmen zur Belebung der Innenstadt arbeiten.
Dann ist Zeit, ein Fazit zu ziehen. Gegen Fäkalien im Eingang empfiehlt Claudia Roth einen gut gepflegten Toilletenwagen als Soforthilfe. Roth verspricht wiederzukommen. Die grüne Bundestagskandidatin Sara Nanni will ebenso am Ball bleiben wie Bezirksbürgermeister Dietmar Wolf. Das letzte Wort hat Martina Klinkhammer von der Nachbarschaftsinitiative: „Als wir vor 20 Jahren bewusst hier hingezogen sind, da wussten wir, dass wir in die Bahnhofsnähe ziehen. Aber was hier in den letzten Monaten passiert, kann nicht so weitergehen.“ Die Nachbarschaftsinitiative will ihren Einsatz für das Viertel fortsetzen.