Düsseldorf: NRW Justizminister Biesenbach weiht neue Räume für Jugendarrestanstalt ein
Eine Jugendarrestanstalt mit Tag der offenen Tür und Fluchtwegen? Dass dies kein Widerspruch sein muss, wurde am Mittwoch (7.7.) bei der Einweihung der neuen Räumlichkeiten für die Jugendarrestanstalt Düsseldorf deutlich. Die Einrichtung liegt etwas versteckt an der Heyestraße 63 hinter dem Gebäude, das in der Vergangenheit als Übergangshaus der Justizvollzugsanstallt genutzt wurde. Der ehrwürdige Bau aus dem Jahr 1895 wurde komplett renoviert und gehört ab sofort zur Jugendarrestanstalt. Neben Räumen für die Verwaltung sind dort Gruppen-, Sport- und Lern-Räume für die Arrestanten entstanden.
Pädagogisches Konzept
Justizminister Peter Biesenbach kannte die Jugendarrestanstalt noch aus früheren Jahren und hatte die Räumlichkeiten als sehr beengt und unfreundlich in Erinnerung. In seiner Rede zur Einweihung der neuen Räume verwies er auf das Jugendarrestvollzugsgesetz, das seit Mai 2013 gilt. Darin wendet sich das Land NRW als erstes Bundesland vom reinen Sanktionscharakter des Jugendarrests ab. Erziehung und Förderung der Jugendlichen und Heranwachsenden soll im Mittelpunkt stehen, damit sie befähigt werden, künftig eigenverantwortlich und ohne Straftaten zu leben.
Die Voraussetzungen dafür wurden mit dem Umbau des Gebäudes an der Heyestraße geschaffen. Die Leiterin der Jugendarrestanstalt, Gabriele Kuhn, berichtet über die Konzepte, die nun verwirklicht werden können. Neben Angeboten wie Gruppenarbeit und Sport, haben die Arrestanten die Gelegenheit im Computerraum an ihren Bewerbungen zu arbeiten, an Kunst-Projekten teilzunehmen oder eines der über 1000 Bücher umfassenden Bibliothek auszuleihen. Eine Küche steht für Ernährungsberatung und Kochkurse zur Verfügung und im Hof sollen noch Beete angelegt werden und Bienenvölker einziehen. Vor der Fertigstellung des Gebäudes konnten einige Angebote nur mit großem Aufwand bei externen Anbietern erfolgen und die Zahl der Teilnehmer war beschränkt. Nun können parallele Maßnahmen organisiert werden und alles kann direkt an der Heyestraße stattfinden.
Jugendarrest ist kein Wellness
Dabei betont Kuhn, dass es nicht darum ginge den Jugendlichen Wellnesstage zu bescheren. Die Regeln im Arrest sind strikt: Kein Handy, keine Zigaretten, keine elektronischen Geräte. Die Arrestanten sind in acht Quadratmeter großen Zellen untergebracht, in denen es neben Tisch, Bett und Stuhl nur einen Schrank, die Waschecke mit Toilette und ein Kehrblech gibt. Geweckt wird um 6:30 Uhr, nach der Freistunde auf dem Hof stehen Gruppenmaßnahmen auf dem Programm, 12 Uhr Mittagessen, weitere Gruppenmaßnahmen, eine Freistunde, Reinigung der Arresträume, 17 Abendessen und ab 21 Uhr Nachtruhe. Die Mahlzeiten werden alleine auf den Zimmern eingenommen, inklusive spülen des Geschirrs. Bei guter Führung kann tagsüber ein Radio erlaubt werden. Tageszeitungen werden den Jugendlichen angeboten, aber die Nachfrage ist äußerst gering, berichtet Justizvollzugsbeamter Marcel Steinmetz.
Durch Corona ist die mögliche Belegung mit 60 Arrestanten derzeit auf etwa 40 reduziert. Durchschnittlichen bleiben die Jugendlichen für zehn Tage in der Jugendarrestanstalt, längstens vier Wochen. In dieser Zeit wollen die Mitarbeitenden (28 allgemeine Vollzugsbeamte, 5 Sozialarbeiter, 1 Pädagoge, 1 Leiterin und 1 Verwaltungsmitarbeiterin) Denkanstöße geben und die jungen Menschen wieder auf den richtigen Weg bringen. Sie werden auf ihre Entlassung vorbereitet und über Ansprechpartner für die Zeit danach informiert, die oft noch eine längere Bewährungszeit umfasst. Typische Delikte der Arrestanten sind Diebstahl, Körperverletzung, Drogenmissbrauch, Fahren ohne Führerschein oder Schule schwänzen. Bei schweren Straftaten, die zu einer Jugendstrafe von mehr als sechs Monaten führen, kommen die Verurteilten nicht mehr in die Jugendarrestanstalt sondern ins Jugendgefängnis.
Drei Millionen Euro für den Umbau
Koordiniert wurde der Umbau des Gebäudes durch den Bau- und Liegendschaftsbetrieb NRW (BLB). Nach einer längeren Planungsphase sind die Arbeiten nun nach etwas mehr als zwei Jahren abgeschlossen. Der BLB hat seine Arbeitsbereiche so strukturiert, dass die Betreuung der Justizvollzugsanstalten von einer Fachstelle erledigt werden. Denn die Anforderung an Arbeiten in sicherheitsrelevanten Bereichen sind deutlich höher, als in normalen Gebäuden. Die Handwerker müssen Sicherheitsanforderungen erfüllen und auch für Materialien und Ausführung gibt es Vorschriften. Rund drei Millionen Euro wurden für die Jugendarrestanstalt Düsseldorf investiert.