Neuer Kunst-Stoff in der Altstadt Düsseldorf: das „LRRH_Aerial“
Manche Düsseldorfer*innen zögern ja schon, durch die Altstadt zu gehen: zu viel Sauftouristen, Imbissbuden, Schmuddelecken. Umso wertvoller ist alles, was zwischen Akademie und Karlplatz zur Düsseldorfer Kultur beiträgt: K20, die Kunsthalle, ein paar beharrliche Galerien und jetzt das LRRH_Aerial im schicken Glashaus an der Kapuzinergasse 24. Wo im letzten Jahr der alte Kunstaktivist HA Schult seine Trash People zeigte, hat die Inhaber-Familie Görgens einen offenen Raum für die Begegnung von Kunst, Mode und Lebensgefühl geschaffen. Mit Espresso-Bar nach italienischer Art.
Berühren erlaubt: Daniela Görgens, Designerin und Textilunternehmerin, mit dem Metallschleier einer Kunstkappe von Rosemarie Trockel („Lesson 1“).
LRRH_Aerial? Ja, das muss man sich erst mal merken. Also, LRRH ist eine Abkürzung für Little Red Riding Hood, englisch für Grimms Rotkäppchen. So hieß das erste eigene Label der Kölner Designerin und Textilunternehmerin Daniela Görgens. Und das mit einer Underline verbundene „Aerial“ heißt Antenne, bedeutet aber auch frei schwebend, zur Luft gehörend. In heller, luftiger Atmosphäre sollen hier Ideen, Editionen und ein leckerer Cappuccino die Gäste inspirieren.
Eine Maschine zur Freude
Im ersten Abschnitt („chapter_1“) geht es ein Jahr lang um „metal mesh“, Metallgewebe, das Daniela Görgens für renommierte Künstler produziert. Der Kölner Bildhauer oder besser Objekte-Erfinder Björn Schülke hat für den haushohen, mit Glas überdachten Lichthof eine seiner „absurden Maschinen“ gebaut: „Solar Mesh Dance“. Eine silbern glitzernde Schlaufe aus kleinen Plättchen hängt da an einem Ring, der von Bewegungsmeldern und Solarplatten sanft in Bewegung gesetzt wird. Schülke nennt zwar den Schweizer Jean Tinguely (1925-91) mit seinen kuriosen Konstruktionen als Vorbild, aber die kinetische Skulptur erinnert eher an ein anderes Phänomen des 20. Jahrhunderts: das mit Licht und Leere spielende Konzept der Düsseldorfer Gruppe Zero.
Der Kölner Künstler Björn Schülke präsentiert die glitzernde Schlaufe seines Objekts „Solar Mesh Dance“.
Für Sammler gibt es Mini-Versionen der „Mesh Machine“, die man als kleinen Zauber an die Wand hängen kann (900 Euro). Zu entdecken sind sie in der weißen „Box“ im hinteren Teil des Raums, wo Daniela Görgens mit Hilfe von Kurator Wilko Austermann eine Schau von rund 30 künstlerischen Auflagen-Objekten arrangiert hat. Teuerstes Stück ist eine prächtig-malerische Fahne in glühenden Farben von Katharina Grosse (6400 Euro), gefolgt von den witzigen „NoCaps“ von Rosemarie Trockel, die bedrucktes Metallgewebe wie einen Schleier über Schirmkappen gelegt hat (ab 1900 Euro), und einer „Reifentasche Audi“ von Johannes Wohnseifer (2100 Euro). „Shopping Bags“ von May Hands gibt es für 100 Euro. Kunst, zeigt das LRRH_Aerial, darf auch mal angefasst werden und ein Leichtes sein.
Was, wann und wo?
Das LRRH_Aerial an der Kapuzinergasse 24 mit der Ausstellung „chapter_1: metal mesh“ ist Freitag, Samstag und Sonntag von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Es gibt eine Stehbar mit Kaltgetränken, Tee, Kaffee und Kunstliteratur. www.lrrh.de