Düsseldorf Gerresheim: Glaubwürdigkeit fehlt – Gemeindemitglieder von St. Margareta möchten keine Firmung durch Kardinal Woelki
Mitglieder der Kirchengemeinde St. Margareta in Düsseldorf Gerresheim sind doppelt von den Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs durch Vertreter der Kirche betroffen, wie durch die Gutachten des Erzbistums Köln bekannt wurde. Nun will Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki persönlich am 9. Juni die Firmung der Jugendlichen durchführen. Das geht vielen Gemeindemitgliedern zu weit und sie fordern den Kardinal in einem offenen Brief auf, davon fern zu bleiben. Die Firmung könne nur jemand vollziehen, der als Christ in seinem Amt und in seinem Handeln glaubwürdig sei, heißt es in dem Brief: „Sie sind das leider für uns nicht mehr“.
Keine Einsicht bei Kardinal Woelki
Fassungslosigkeit und Empörung herrscht bei vielen Gemeindemitgliedern in Gerresheim über die Aufarbeitung des Fälle des sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln. Die Verantwortung sehen sie dafür bei Kardinal Woelki und werfen ihm vor, er würde diese nicht wahrnehmen. Obwohl die Vertreter der Gemeinde den Kardinal gebeten hatte, die geplante persönliche Firmung der 17 Jugendlichen der Gemeinde an den Stadtdechanten zu übertragen, hält Woelki an seinem Vorhaben fest. Er möchte die Firmung am 9. Juni in St. Margareta feiern
Ein Zeichen von Demut
Dies führte nun zu einem offenen Brief an den Kardinal, der von 141 Personen unterzeichnet wurde. Vertreter des Kirchenvorstands, des Pfarrgemeinderats, der Chöre, der Initiative Maria 2.0, Ehrenamtler, Schützen und engagierte Gemeindemitglieder formulierten deutliche Worte. „Sie sind für uns – leider – nicht mehr glaubwürdig. Wir haben das Vertrauen verloren, dass mit Ihnen als Erzbischof ein wirklicher Neuanfang gelingen kann“, heißt es in dem Brief. Weiter: „Junge Menschen bekennen sich mit ihrer Firmung zum christlichen Glauben vor und in unserer Gemeinde. Der Priester spendet ihnen durch Salbung und Handauflegung das Sakrament der Firmung zu ihrer Stärkung. Das kann für uns nur jemand vollziehen, der als Christ in seinem Amt und in seinem handeln glaubwürdig ist. Sie sind das leider für uns nicht mehr. Als Bischof können Sie nach den Regeln der römisch-katholischen Kirche andere Priester damit beauftragen. … Wir bitten Sie eindringlich, unser Anliegen zu hören und zu respektieren. Wir möchten weiterhin glaubwürdig für die Botschaft Jesu eintreten. Für uns wäre es ein Zeichen der Demut, ein erster Schritt, verloren gegangenes Vertrauen wieder zu gewinnen, und ein kleiner Schritt in Richtung Neuanfang.“
Wunsch nach offenen und öffentlichen Gesprächen
Für Donnerstag (27.5.) hat der Pfarrgemeinderat ein Gespräch organisiert, bei dem die Leiterin der Interventionsstelle des Erzbistums Köln und der Leiter der Diözesanstelle für Pastorale Begleitung, als Fachleute zu den Missbrauchsfallen Rede und Antwort stehen sollen. Woelki wolle zum Gespräch dazustoßen und sich den Fragen und Äußerungen der Gemeindemitglieder stellen. Die Gemeinde wurde aufgefordert bis Pfingstmontag ihre Fragen oder Statements an den Erzbischof zu formulieren und dem Pfarrgemeinderat zu schicken.
Dieses Treffen sorgt für weitere Diskussionen in der Gemeinde, die zum Teil auch auf Facebook geführt wird. Während einige Gemeindemitglieder in dem Gespräch den guten Willen des Kardinals sehen, kritisieren andere, dass es ein nicht öffentliches Treffen werden soll. In Kommentaren wird ausgeführt, dass Medienvertreter auf Wunsch des Erzbistums nicht zugelassen seien. Um dies zu gewährleisten hätte das Bistum um eine Präsenzveranstaltung gebeten, da man offenbar befürchtete bei digitalen Formaten den Teilnehmerkreis nicht eingrenzen zu können.
In dem offenen Brief wird dieses Treffen und auch das Festhalten an der Firmung als Versuch gewertet, den verlorenen Kontakt zur Basis zu suchen. Die Unterzeichner sehen darin eine Instrumentalisierung der Firmfeier, gegen die sie sich wehren. Sie befürchten bei der Firmung Protestaktion und Medieninteresse, sollte Kardinal Woelki an seinem Vorhaben festhalten.