Düsseldorf: Der 8. Mai soll ein gesetzlicher Feiertag werden
Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Als Tag der Befreiung vom Faschismus wird er in vielen europäischen Ländern gefeiert, in Frankreich, Tschechien und der Slowakei ist er ein öffentlicher Feiertag. Die Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschist*innen (VVN-BdA) forderte bei der Gedenkveranstaltung am Samstag (8.5.) am Mahnmal für das KZ-Aussenlager, an der Kirchfeldstraße, den Tag der Befreiung auch in Deutschland zum gesetzlichen Feiertag zu erheben.
Wie hier an der Kirchfeldstraße wurden am Samstag an mehreren Gedenkstellen der KZ-Außenlager Blumen und Kerzen abgelegt
In Deutschland wird der 8. Mai vielfach noch immer als Tag des Kriegsendes und nicht als Tag der Befreiung gesehen. Bei der Gedenkfeier des VVN-Bda führte Alexander Specht aus, dass dies anders werden müsse. Specht erinnerte an die Feier am 10. Mai 1975 zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Hitler-Faschismus in Frankfurt, zu der rund 40.000 Teilnehmer*innen gekommen waren.
Alexander Specht bei seiner Rede
Am 8. Mai 1985 markierte die Rede des damalige Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker mit Worten „Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft,“ einen Wendepunkt in der deutschen Erinnerungspolitik. Bis dahin war die weit verbreitete Meinung, dass man eine Niederlage nicht feiern sollte. In der DDR wurde der Tag der Befreiung von 1950 bis 1967 und im Jahr 1985 zum 40. Jahrestag als gesetzlicher Feiertag geehrt. In der BRD wurde der Begriff „Befreiung“ von der Antifa benutzt und deshalb in die kommunistische Ecke gestellt. Weizäcker würdigte den antifaschistischen Widerstand.
Im Rahmen des Projekts „Erinnerungszeichen KZ-Außenlager“ der Mahn- und Gedenkstätte wurde die ehemaligen Standorte mit Gedenkzeichen kenntlich gemacht.
Der Kreissprecher des VVN-BdA, Jürgen Schuh, sieht mit Sorge die zunehmende Verbreitung von Hetzparolen durch neofaschistischen Parteien im Bundestag, in Landes- und Kommunalparlamenten. Der politische Diskurs verschiebe sich nach Rechts, Ausländerfeindlichkeit und gewaltsame Übergriffe würden zur Normalität, stellt der VVN-BdA fest. Die Verstrickung der Rechten sei bis in staatliche Strukturen hinein zu erkennen.
Da fordert Björn Höcke (AfD) eine „erinnerungspolitische Wende um 180 Grad“ oder sein Parteikollege Alexander Gauland erklärt „die Zeit des Nationalsozialismus sei ein „Vogelschiss“ in der deutschen Geschichte“. Ein „Erinnerungskonsens“ hat sich in der Bevölkerung noch nicht durchgesetzt. Das zeigt auch die Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier beim fünften Welt-Holocaust-Forum in Jerusalem im Januar 2020.
„I wish I could say, we Germans had learned from history once and for all“, formulierte Steinmeier und bekennt damit, dass viele Deutsche aus der Geschichte nicht gelernt hätten, rechte Gewalt und Antisemitismus nähmen zu.
Umso wichtiger ist für den VVN-BdA die Bedeutung des 8. Mai durch die Ernennung zum gesetzlichen Feiertag zu ehren und damit in das Bewusstsein der Menschen zu bringen. Der Nachkriegskonsenz „Es soll nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen“ müsse wieder Ziel deutscher Politik wird. So kritisiert der Verein die Steigerung der Rüstungsausgaben und neue Spannungen im Verhältnis zu Russland und China. Die Rüstungsmilliarden sollten in soziale Zwecke umgeleitet und die Beziehungen zu vermeintlichen Feinden in normale friedliche Bahnen gelenkt werden.