Düsseldorf Eller: Vorwurf – „Wohnungskonzern macht Profit zu Lasten der Mieter“
Der Baukran ist aufgebaut, die ersten Häuser haben ein Gerüst – die angekündigten Arbeiten an den 160 Wohnungen an der Kissinger Straße haben begonnen. Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH (Aachener SWG) hatte den Mietern Ende 2020 die Baumaßnahmen angekündigt. Zusammen mit der Aussicht auf viel Dreck, Lärm und deutlich höheren Mieten. Der Versuch des Bündnis für bezahlbaren Wohnraum für die Bestandsmieter die Mieterhöhungen zu verhindern, eine umfassende Mietminderung und Ersatzwohnraum für körperlich eingeschränkte Personen während der Bauzeit zu erreichen, wurde bis jetzt von der Aachener SWG abgeblockt.
Die Bauarbeiten haben begonnen
Mieter in Angst
Die Mieter*innen der Wohnungen an der Kissinger Straße sind verunsichert. Sie wissen nicht, was noch alles auf sie zukommt. Aber die haben verstanden, dass sie zusammenhalten müssen, wenn sie gegen die Aachener SWG etwas erreichen wollen. Über die Hälfte der Bewohner hat Kontakt zum „Bündnis für bezahlbaren Wohnraum“. Dort erhalten sie Informationen und werden bei der Durchsetzung ihrer Forderungen unterstützt. So war nach der Ankündigung der umfangreichen Sanierungs- und Modernisierungs-Arbeiten Anfang Dezember 2020 kaum jemandem klar, dass man einen Härtefall erklären kann, wenn die angekündigte Mieterhöhung die finanziellen Möglichkeiten übersteigt.
Umfangreiche Maßnahmen
Die geplanten Baumaßnahmen des Konzerns sind umfangreich. Die Badezimmer mit Toiletten werden umgebaut, Küchen ausgebaut, Heizungs- und Wasserrohre neu verlegt und die Zugänge zu den Wohnungen erschwert. Jedes Haus wird um eine Etage aufgestockt. Offenbar hat sich die Aacher SWG noch keine Gedanken darüber gemacht, dass auch pflegebedürftige Mieter*innen in den Wohnungen leben. Als Mietminderung für die Einschränkungen während der Maßnahmen wird eine Mietminderungen von 20 Prozent in Aussicht gestellt.
Die angekündigten höheren Mietkosten will die Aachener SWG erst nach Abschluss der kompletten Maßnahmen, in circa zwei bis drei Jahren, an die Mieter weitergeben. Von bis zu zwei Euro pro Quadratmeter könne ausgegangen werden, heißt es in dem Schreiben an die Mieter. Die durchschnittliche Kaltmiete in der Kissinger Straße liegt derzeit bei 5,78 Euro und wird nach den Maßnahmen bei ungefähr 7,53 Euro liegen, eine Erhöhung um mehr als 30 Prozent. Dazu kommen noch die steigenden Nebenkosten durch den Einbau des Aufzuges sowie die neue Vorauszahlung für Heiz- und Warmwasserkosten von 1,20 pro Quadratmeter.
Runder Tisch ohne Ergebnis
Anfang April hatte die Bezirksbürgermeisterin der BV 8 die beteiligten Gruppen zu einem Runden Tisch eingeladen. Für die Mieter*innen ein gutes Zeichen, denn sie hofften auf ein Entgegenkommen der Eigentümer. Aber der Erfolg blieb aus. Das Erzbistum Köln ist einer der Haupteigentümer der Aachener SWG. Doch die sozial-christliche Ausrichtung des Unternehmens und die beschriebene soziale Verantwortung gegenüber den einzelnen Menschen und der Gesellschaft, können die Bewohner der 160 Wohnungen an der Kissinger Straße nicht erkennen. Ihre Forderungen wurden abgeblockt, wie es weitergehen wissen die Bewohner nicht. Ab Donnerstag (6.5.) soll ein Projektbüro als Ansprechstelle auf der Baustelle eingerichtet werden. Doch der Lärm, der Dreck und die Einschränkungen, die auf die Mieter*innen zukommen, werden dort auch nicht verhindert werden können.
160 Schilder verdeutlichen die Forderungen der Mieter*innen
Mahnwache
Zahlreiche Mieter*innen wohnen bereits Jahrzehnte in den Häusern. Viele von ihnen beteiligten sich am Montag (3.5.) an einer eindrucksvollen Protestaktion. 160 Plakate, die stellvertretend für die betroffenen Wohnungen stehen sollen, wurde auf einer Wiese mitten in der Baustelle gesetzt. Die Schilder sollen eine Mahnwache sein und die Forderungen der Menschen verdeutlichen. Das sind: Keine Mieterhöhungen für den Bestand und bei Neuvermietung. Mietminderungen von mindestens 80 Prozent während der Bauphase und alternative Wohnungsangebote für Mieter*innen mit körperlichen Beeinträchtigungen.
Dominikaner – Pater Wolfgang Sieffert, vom Bündis für bezahlbaren Wohnraum kritisiert: "Wenn die katholische Kirche ein Wohnungsunternehmen betreibt, dann erwarte ich, dass dieses neue bezahlbare Wohnungen schafft und Wohnraum für Menschen mit geringem Einkommen erhält."
Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft
Die Erzbistümer Köln und Paderborn sowie die Bistümer Trier, Essen, Münster und Aachen sind Gesellschafter der Aachener SWG. Dabei ist das Erzbistum Köln mit 41,5 Prozent der größte Anteilseigner. Bei einem Stammkapital von 37 Millionen Euro betrug die Bilanzsumme im Geschäftsjahr 2020 832 Millionen Euro. Es wurde ein Überschuss von 34,9 Millionen Euro erwirtschaftet, von dem 4,4 Millionen Euro effektiv an die Eigentümer ausgeschüttet wurden. Zur Aachener SWG gehören rund 26.500 Wohnungen in NRW, Berlin und Rheinland-Pfalz. Viele der Wohnungen sind Sozialwohnungen, deren Mieter Sozialleistungen beziehen und vom Staat gezahlt werden. Die Aachener Grundvermögen Kapitalanlagegesellschaft ist eine Tochter der Aachener SWG und verwaltet Immobilienfonds mit einem Sondervermögen von fast 8 Milliarden Euro, von denen zwei Drittel kirchliche Gelder sind.