Düsseldorf Flingern: Gedenken an die Befreiung des KZ Buchenwald
Am 11. April 1945 wurde das KZ Buchenwald befreit. In Aussicht auf die sich nähernden amerikanischen Truppen rebellierten die Häftlinge und organisierten den erfolgreichen Widerstand. In Düsseldorf gab es zwischen 1942 und 1945 Außenlager des KZ Buchenwalds. Im Rahmen des Projekts „Erinnerungszeichen KZ-Außenlager“ der Mahn- und Gedenkstätte wurde von acht Düsseldorfer Schulen die Standorte der Außenlager durch Gedenkzeichen kenntlich gemacht. Am Gedenkzeichen an der Schlüterstraße, dem ehemaligen Standort des Außenlagers Berta I, gedachte der Ortsverband Flingern/Düsseltal der Linken Düsseldorf und interessierte Bürger*innen am Sonntagmittag (11.4.) der Befreiung vor 76 Jahren.
Dr. Monika Müller-Klar hatte zur Gedenkstunde eingeladen
"Dass in Düsseldorf KZ-Außenlager existierten, ist in der Bevölkerung relativ unbekannt. Leider gibt es auch heute mit Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus immer noch rechtsextrimistisches Gedankengut in einem Teil der Bevölkerung. Deshalb ist es wichtig, an die deutsche Geschichte zu erinnern und aufzuzeigen wozu solches Gedankengut führen kann. Auch in den nächsten Jahren werden wir am 11. April an das Außenlager und die Befreiung des KZ Buchenwalds erinnern, denn wir dürfen nie vergessen," betonte das Mitglied der Bezirksvertretung 2, Dr. Monika Müller-Klar.
Am Stoffeler Kapellweg ist ein weiteres Erinnerungszeichen
Erinnerungsorte in Düsseldorf
In Düsseldorf gab es in Düsseldorf zwischen 1942 und 1945 fünf KZ Außenlager. Erst seit Ende der 1980er Jahre begann man, sich in Düsseldorf mit dem Thema KZ-Außenlager zu beschäftigen. Die Mahn-und Gedenkstätte gestaltete gemeinsam mit Düsseldorfer Schulen das Projekts „Erinnerungszeichen KZ-Außenlager“. Fünf Schulen aus der Nähe der historischen Standorte übernahmen die Aufarbeitung der Geschichte der Lager. Im Außenlager Stoffeln waren bis zu 600 Gefangenen inhaftiert, die zur Trümmerbeseitigung nach Luftangriffen eingesetzt wurden. In Kalkum befand sich Bombenräumkommando, die Blindgänger nach Luftangriffen bargen. In den Außenlagern Berta I und II, die insgesamt etwa 1.000 Häftlinge fassten, wurden die Gefangenen für die geheime Rüstungsproduktion von Rheinmetall eingesetzt. In der Schule auf der Kirchfeldstraße 74-80 befand sich ein KZ-Außenlager, deren Häftlinge Trümmer beseitigen mussten. Bewacht wurden die Außenlager nicht nur von SS-Männern, sondern auch von Düsseldorfer Polizisten und dem Sicherheitshilfsdienst, aus älteren nicht mehr frontverwendungsfähigen Männern (SHD).
Die Teilnehmer*innen versammelten sich am Erinnerungsort an der Ecke Schlüterstraße und Neumannstraße
Außenlager Berta I
Für das Gedenken am Sonntag hatte der Ortsverband der Linken aus Flingern und Düsseltal den Standort des Außenlagers Berta I, gewählt, an der Ecke Schlüterstraße und Neumannstraße. Hier unterhielt der Rüstungsbetrieb Rheinmetall ein Werk für geheime Rüstungsproduktion. Zwischen 300 bis 900 Häftlinge lebten und arbeiteten unter katastrophalen Bedingungen. Rheinmetall zahlte pro arbeitsfähigen Häftling und Tag an die SS. Wer krank war wurde aussortiert. Der Werkschutz von Rheinmetall achtete darauf, dass die Häftlinge nicht in Kontakt zu den normalen Beschäftigten kamen. Die Düsseldorfer Lager wurden erst aufgegeben, als die Front immer näher an die Stadt heranrückte. Als die Amerikaner Anfang März 1945 die linke Rheinseite bei Düsseldorf erreichten, wurden alle Häftlinge nach Buchenwald deportiert. Dort befanden sich Anfang April 1945 rund 47.500 Menschen Inhaftierte, rund die Hälfte von ihnen wurde noch auf Todesmärsche Richtung der Konzentrationslager Dachau, Flossenbürg und Theresienstadt geschickt. Als sich am 11. April amerikanische Truppen dem Lager näherten, kam es zum Aufstand der Häftlinge gegen die wenigen verbliebenen SS-Männer. Das Lager war befreit.
Widerstand ist immer noch wichtig
Neben dem Rückblick auf die schrecklichen Zustände in den Düsseldorfer Außenlagern betonte Falk Mikosch, Sprecher der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen in NRW (VVN-BdA), das schon damals der Widerstand der Häftlinge zur Befreiung des KZ Buchenwald geführt hatte. Aus diesen Erinnerungen müssten auch heute Konsequenzen gezogen werden: Widerstand sei wichtig, wenn Dinge falsch liefen, forderte er. Damit schlug den Bogen zu heutigen Missständen, wie dem geplanten Versammlungsgesetz NRW. Dies bedeute heftige Einschränkungen bei der Durchführung von Demonstrationen und schränke die Rechte der Bürger*innen erheblich ein.
Beendet wurde die Gedenkstunde mit dem Moorsoldatenlied, das 1933 von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor in Norddeutschland geschaffen wurde. Dort waren hauptsächlich politische Gegner des NS-Regime inhaftiert.