Düsseldorf Eller: Bezirksvertretung initiiert Runden Tisch „Kissinger Straße“
Die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH ist Eigentümer der 160 Wohnungen an der Kissinger Straße in Düsseldorf Eller. Die Bewohner leben teilweise bereits Jahrzehnte in den Häusern und berichten, dass der Eigentümer die Instandhaltung der Gebäude jahrelang schleifen lies. Nun sollen alle neun Gebäude um eine Etage aufgestockt und im gleichen Zug die Wohnungen modernisiert werden. Ein Plan voller Nachteile für die Mieter – beklagt das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum.
Die Mieter haben vor Weihnachten ein Schreiben erhalten, in denen monatelange Bauarbeiten und heftige Erhöhungen der Wohnungskosten angekündigt werden. Das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum hat auf diesen Missstand aufmerksam gemacht. Nun steht das Thema auch auf der Agenda der Bezirksvertretung 8 (BV 8), die den Mietern Unterstützung zugesagt hat. Auf Einladung der BV 8 findet am Mittwoch einer Runder Tisch statt, zu dem Vertreter der Mieter*innen, das Bündnis für bezahlbaren Wohnraum und eine Abordnung des Eigentümers, der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH (SWG) gebeten sind.
Die Planungen für die Gebäude an der Kissinger Straße
Die Immobilienfirma Aachener SWG ist im Besitz katholischer Bistümer. Die angekündigten Mieterhöhungen der ehemaligen Sozialwohnungen von rund zwei Euro je Quadratmeter werden mit Modernisierungsmaßnahmen begründet. Die Maßnahmen als Modernisierungen zu bezeichnen, stellen die Vertreter*innen des Bündnisses und der Mieter*innen in Frage. Denn während Instandhaltungsarbeiten nicht auf die Mieter umgelegt werden dürfen, ist das bei Modernisierungen anders.
Die Eigentümer versichern die beste Absichten, die Immobilien an der Kissinger Straße auf einen guten technischen, energetischen und klimafreundlichen Standard zu bringen. Da in Düsseldorf dringend weiterer Wohnraum benötigt werde, erfolge dabei die Aufstockung aller Gebäude um eine Etage, so dass 29 neue Wohnungen entstehen. Für diese werde ein Außenaufzug angebaut. Die bestehenden Wohnungen sollen neue Fenster, eine moderne Elektroverteilung, bessere Warmwasserversorgung, eine neue Heizung und neue Toiletten erhalten. Die Gebäude werden außen, im Keller und am Dach gedämmt. Pro Häuserblock wird mit mehreren Monaten Bauzeit gerechnet. Die ersten Arbeiten sollten im März beginnen. Obwohl der Lärm, der Dreck und die Beeinträchtigung der Grundversorgung erheblich sein werden, bietet der Eigentümer eine Mitminderung von 20 Prozent an und formuliert dies als Entgegenkommen. Die Wohnung werden zeitweise unbewohnbar sein.
Die in Aussicht gestellten höheren Kosten für die Wohnungen nach Abschluss der Modernisierungsmaßnahmen will die Aachener SWG erst nach Abschluss der kompletten Maßnahmen, in circa zwei bis drei Jahren , an die Mieter weitergeben. Von bis zu zwei Euro pro Quadratmeter könne ausgegangen werden, heißt es in dem Schreiben an die Mieter. Die durchschnittliche Kaltmiete in der Kissinger Straße liegt derzeit bei 5,78 Euro und wird nach den Maßnahmen bei ungefähr 7,53 Euro liegen, eine Erhöhung um mehr als 30 Prozent. Dazu kommen noch die steigenden Nebenkosten durch den Einbau des Aufzuges sowie die neue Vorauszahlung für Heiz- und Warmwasserkosten von 1,20 pro Quadratmeter.
Verantwortungsvoller Umgang
Im Vorfeld des Runden Tischs unterzeichneten rund 80 Mietparteien einen gemeinsamen Brief an die Aachener SWG, in dem sie ihre Forderungen beschrieben. Sie waren vor Weihnachten von den Plänen der Wohnungsbaugesellschaft überrascht worden. Von einem Unternehmen in Kirchenbesitz hatten sie anderes erwartet. Sie wünschen sich einen verantwortungsvollen Umgang mit den Mietern und nicht ein Vorgehen, wie man es sonst nur von Immobilienhaien kennt.
Forderungen am Runden Tisch
Beim Runden Tisch am Mittwoch treffen die beteiligten Gruppen zum ersten Mal persönlich aufeinander. Die Mieter*innen hoffen auf ein Entgegenkommen der Eigentümer. Zahlreiche Mieter*innen wohnen bereits Jahrzehnte in den Häusern. Gemeinsam fordern sie:
> Keine Mieterhöhungen für die Bestandsmieter*innen und bei Neuvermietungen
> 80 Prozent Mietminderungen während der Bauzeit
> Ersatzwohnraum während der Bauzeit für körperlich eingeschränkte Personen.
„Der Runde Tisch ist der erste Erfolg unseres Protests. Wir erwarten jetzt, dass die Aachener SWG verbindlich zusichert, dass sie ihren 40 Millionen Euro Jahresgewinn nutzt und die Baukosten selbst trägt, um so den sozialen Frieden in der Kissinger Straße zu wahren,“ betont Johannes Dörrenbächer, Sprecher des Bündnisses für bezahlbaren Wohnraum Düsseldorf.