Düsseldorf: Ver.di streikt am Sonntagmorgen am Flughafen
Der Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft ver.di und dem Aviation Handling Service (AHS) geht schon seit Januar 2020. Eigentlich gab es damals bereits eine Einigung, bei der besonders die Beschäftigten im Niedriglohnsektor eine Gehaltsverbesserung versprach. Doch die Firma AHS, die für die Passagierabfertigung am Düsseldorfer Flughafen zuständig, weigert sich immer noch die Tarifeinigung zu unterzeichnen. Um Druck zu machen und die Fortsetzung der Tarifverhandlungen zu erreichen, rief die Gewerkschaft am Sonntagmorgen (28.3.) die Beschäftigten zum Streik auf.
Am Sonntagmorgen bildeten sich lange Schlangen vor den Check-In-Schalter, Archivbild
Störungen beim Check-In
Zwischen 4 und 9:30 Uhr am Sonntagmorgen waren über ein Dutzend Abflüge am Düsseldorfer Flughafen geplant. In die Luft sind alle gegangen, doch die Gewerkschaft hatte die AHS-Beschäftigten der Passagierabfertigung zum Streik aufgerufen, um so für Störungen im Ablauf zu sorgen. Das sei durchaus gelungen betont der ver.di-Gewerkschaftssekretär für den Luftverkehr in Düsseldorf, Marvin Reschinsky, gegenüber report-D. An den Check-In-Schaltern der Gesellschaften hatten sich lange Schlangen gebildet. Streikende Mitarbeiter*innen sah man nicht, da die Gewerkschaft aufgrund der Corona-Lage die Beschäftigten direkt nach Hause geschickt hatte. Die Streikbeteiligung lag nach Auskunft der Gewerkschaft bei rund 60 Prozent.
Verweigerungshaltung der AHS
Hintergrund des Streiks ist die Weigerung des Unternehmens, trotz mehrmaliger Aufforderung durch die Gewerkschaft, die Tarifverhandlungen aufzunehmen und den bereits im Januar 2020 erzielten Vergütungstarifvertrag anzuerkennen.
verdi-Sekretär Marvin Reschinsky
„Wir erwarten, dass die AHS ihre Verweigerungshaltung aufgibt und an den Verhandlungstisch zurückkehrt, damit die Beschäftigten einen existenzsichernden Lohn erhalten und nicht mehr von zum Teil 500 bis 600 Euro im Monat leben müssen. Das ist von einem Unternehmen, dessen Anteilseigner öffentliche Flughäfen sind, die Steuergelder in Millionenhöhe erhalten haben, nicht zu viel verlangt. Die Beschäftigten fordern eine sichere Vergütungsperspektive. Dann muss es auch nicht zu weiteren Streiks in der Ferienzeit kommen und die Passagiere können ohne Komplikationen in ihren wohlverdienten Urlaub starten“, erklärte Verhandlungsführer Marvin Reschinsky.
Im Januar 2020 erzielten ver.di und AHS einen Kompromiss für die Beschäftigten an den Standorten Düsseldorf und Köln/Bonn. Dieser sah deutliche Lohnsteigerungen für die Mitarbeitenden vor, die zu großen Teilen im Niedriglohnsektor beschäftigt sind. In den folgenden Monaten weigerte sich das Unternehmen die Tarifeinigung zu unterzeichnen und hält bis heute an dieser Einstellung fest. Damit verwehrt AHS nach Aussagen der Gewerkschaft den Beschäftigten die bis heute die erzielten Lohnsteigerungen sowie eine sichere Vergütungsperspektive. Weitere Tarifverhandlungen zur Erzielung eines neuen Ergebnisses lehnte die AHS, die im Besitz mehrerer öffentlicher deutscher Flughäfen ist, ab.
Weitere Streiks nicht ausgeschlossen
Viele der Mitarbeiter*innen sind aufgrund des niedrigen Lohnniveaus und des prekären Arbeitszeitsystems aktuell mit Monatseinkünften von nur 500 bis 600 Euro konfrontiert. Mit dem Streik unterstreicht ver.di die Forderung auf die Fortsetzung der Verhandlungen über einen neuen Vergütungstarifvertrag mit existenzsichernden Löhnen. Sollte die AHS ihre Haltung nicht ändern, werden weitere Streikmaßnahmen noch in den Osterferien folgen, kündigte die Gewerkschaft an.
Aviation Handling Service (AHS)
AHS ist an den Flughäfen Düsseldorf und Köln/Bonn Marktführer in der Passagierabfertigung. Zum Geschäftsbereich der AHS gehören unter anderem die Tätigkeiten des Check-Ins, des Boardings, der Gepäckermittlung und der koordinierenden Vorfeldtätigkeiten. Eurowings, Condor, TUI fly, SunExpress, Turkish Airlines, Swiss, Austrian Airlines und weitere Airlines gehören zu den Kunden der AHS. Der Einstiegslohn auf in der Regel verpflichtender Teilzeitbasis liegt bei 9,90 Euro pro Stunde. Mit diesen Vergütungen bildet die AHS das Schlusslicht innerhalb des Arbeitgeberverbandes der Bodenabfertigungsdienstleister im Luftverkehr e.V.. Die AHS Holding ist ein Konzern, an dem öffentliche Flughäfen, wie z.B. die Flughäfen Hamburg, Hannover, Köln/Bonn und weitere beteiligt sind.