Düsseldorf: Neubau der Oper ist wahrscheinlich – an welchem Standort ist noch offen
Wegen der zunehmenden Sanierungsbedürftigkeit des Opernhauses an der Heinrich-Heine-Allee, wurde die Düsseldorfer Stadtverwaltung bereits im März 2019 vom Rat beauftragt, die Situation zu analysieren. Dabei sollte eine Sanierung dem Neubau gegenübergestellt und auch mögliche Standorte benannt werden. Die Ergebnisse liegen jetzt vor und Oberbürgermeister Keller ließ deutlich erkennen, dass er einen Neubau für die vernünftigste Lösung hält. Bis der Rat Ende des Jahres über die Zukunft des Düsseldorfer Opernhauses entscheidet, soll mit Hilfe einer qualifizierten Bürgerbeteiligung ermittelt werden, was die Düsseldorfer*innen wollen.
Neben Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Kulturdezernent Hans-Georg Lohe und Projektleiterin Anna Montag vom Kulturamt, stellten Prof. Christoph Meyer, Generalintendant, und Alexandra Stampler-Brown, Geschäftsführende Direktorin der Deutschen Oper am Rhein, vor, was die Verwaltung erarbeitet hatte und wie eine zukunftsfähige Oper aussehen kann. Alle Fünf verdeutlichten, dass die Oper für Düsseldorf ein Leuchturmprojekt sein wird und dem Status als Kulturstadt einen erheblich Aufschwung verschafft.
Analyse der Situation
Die Oper in der heutiger Form hat nicht nur zahlreiche bauliche, technische und funktionale Mängel, sie erfüllt auch nicht mehr die Anforderungen an eine moderne Bühne. Das Gebäude war ursprünglich 1875 als Stadttheater errichtet worden. Teile wurden im Krieg zerstört. Insbesondere fehlen der Oper eine zweite Seitenbühne sowie Proberäume. Die aktuellen Vorgaben der Arbeitsstättenrichtlinien werden nicht erfüllt. Zur Sicherstellung des Spielbetriebs wurden bereits notwendige Sanierungen mit einem Gesamtvolumen von rund 9,6 Millionen Euro und weitere für rund 950.000 Euro, durchgeführt, bzw. werden in der Sommerpause 2021 erledigt. Weitere Kosten könnten jederzeit anfallen.
Option Basissanierung
Würden die dringlichsten funktionalen Mängel behoben, hätte dies sofort Auswirkungen auf die baurechtlichen Anforderungen, da der Bestandsschutz des Gebäudes damit verloren ginge. Erforderliche Probenflächen und Räume müssten weiter dezentral angemietet werden. Die geschätzten Kosten für eine Basissanierung lägen bei 457 Millionen Euro. Die Stadt Köln hat gezeigt, dass dies auch viel teurer werde kann.
Option erweiterte Sanierung
Zusätzlich zur Basissanierung würde das Hinterhaus der Oper neu strukturiert und im Norden ein Erweiterungsbau entstehen, der Platz für eine zweite Seitenbühne und eine Studiobühne bieten würde. Dezentrale Flächen könnten integriert werden. Der Verlust des Bestandsschutzes würde auch hier eintreten. Die Kosten werden auf etwa 650 Millionen Euro geschätzt.
Option Neubau
Ein Neubau könnte die aktuellen Anforderungen an einen modernen Opernbetrieb mit Studiobühne, zweiter Seitenbühne, Probebühnen, Parkplätzen und Flächen für die Öffentlichkeit erfüllen. Dezentral angemietete Flächen würden größtenteils integriert. Je nach Standort und Flächenangebot könnte der Neubau mit einem reduzierten oder vollen Raumprogramm umgesetzt werden. Bei einem Neubau am jetzigen Standort wären der Abbruch des Bestandsgebäudes und die Einrichtung einer Interimsspielstätte erforderlich. Die geschätzten Kosten liegen bei 716 Millionen Euro. Diese Alternative würde einen größeren Eingriff in den Hofgarten bedeuten, um den zusätzlichen Flächenbedarf zu decken.
Ein Neubau an einem anderen Standort würde einen Interimsbau überflüssig machen. Die Kosten werden auf 636 Millionen Euro geschätzt, wobei der Preis des Grundstücks dabei noch nicht berücksichtigt ist.
Für eine Ersatzspielstätte bei einer Sanierung des Opernhauses sowie den möglichen Neubau an einem alternativen Standort hat die Verwaltung freie Grundstücke analysiert und eine Liste von 28 Flächen erstellt. Diese erstrecken sich über das gesamte Stadtgebiet: am Hofgarten, im Hafen, am ehemaligen Standort Kaufhof Am Wehrhahn, am Rheinbad, am ISS-Dome, an der Reuterkaserne, im Volksgarten, am Großmarkt oder im Süden der Stadt an der Bonner oder Hildener Straße.
"Opernkonzeption 203+"
Das Team der Oper hat eine Vision für ein Opernhaus der Zukunft erarbeitet, die neben den baulichen Aspekten mit in die Öffentlichkeitsbeteiligung aufgenommen werden soll.
Prof. Christoph Meyer wirbt für einen Neubau: "Mit der Entscheidung für das Opernhaus 203+, für einen Neubau, würden die Weichen für eine Zukunft Düsseldorfs als Opernstandort und Kulturstadt gestellt. In unserer Vision wäre das Opernhaus 203+ ein nahezu rund um die Uhr geöffnetes, lebendiges Haus. Mit attraktiver Architektur, flexiblem Raumangebot und moderner Bühnentechnik könnte es zukunftssichere Rahmenbedingungen sowohl für hochkarätige Oper und Ballett, als auch die breite gesellschaftliche Öffnung von Gebäude und Kunstform bieten."
Öffentlichkeitsbeteiligung
Die Projektgruppe „Zukunft Oper“ wird im nächsten Schritt abstimmen, wie konkret das Konzept zur Öffentlichkeitsbeteiligung aussehen wird. Geplant ist, die Düsseldorfer*innen in einer Auftaktveranstaltung über die Analyse der Verwaltung zu informieren. Um sich konstruktiv in den Prozess einzubringen, wird ein Bürger*innen-Rat aus zufällig ausgewählten Düsseldorfer*innen eingerichtet. Darin sollen Fragen und Meinungen zur Zukunft des Opernhauses offen erörtert und diskutiert werden. Ziel der Bürgerbeteiligung ist es, die Anregungen und Ideen der Bürger*innen in den Entscheidungsprozess einfließen zu lassen.
Die Visionen für ein zukünftiges Opernhaus, Fragen des Standortes eines möglichen Neubaus und gegebenenfalls einer Interimsstätte, werden ebenfalls Bestandteil der Öffentlichkeitsbeteiligung sein.
Alle Aspekte fließen in den Entscheidungsprozess ein. Die Ergebnisse werden in einer Beschlussvorlage zusammengeführt, über die dann Ende 2021 die politischen Gremien entscheiden.