SPD Düsseldorf wird künftig von dem Duo Annika Maus und Oliver Schreiber geführt
Die Düsseldorfer SPD wird ab sofort von einer Doppelsitze geführt. Ein virtueller Parteitag wählte am Samstag (6.2.) Annika Maus (34) und Oliver Schreiber (38) zu neuen Vorsitzenden. Als Duo erhielten sie 82,4 Prozent (absolut: 136) Zustimmung. 21 Düsseldorfer Sozialdemokraten (12,7 Prozent) stimmten gegen das Führungsduo, acht Delegierte erhielten sich. An ihrer Seite stehen im neuen SPD-Vorstand Zanda Martens und Umut Iyidogan als Vize-Team. Nach der schmerzlichen Niederlage bei der Kommunalwahl im September tauscht die Düsseldorfer SPD damit ihre komplette Parteiführung aus. Der bisherige Parteichef Andreas Rimkus trat nach zehn Jahren nicht erneut für das Amt des Parteivorsitzenden an.
Bildschirm statt Schulaula: Auch die SPD Düsseldorf tagte am Samstag (6.2.) virtuell
Gemeinsam mit Andreas Rimkus geben viele bekannte Düsseldorfer Sozialdemokraten ihre Parteiämter weiter: Karl-Heinz Krems ist nicht mehr Parteivize. Peter Rasp überreicht die Parteikasse an Marko Siegesmund, die Vorsitzende der Arbeiterwohlfahrt und ehemalige Landtagsabgeordnete Marion Warden legt die SPD-Mitglieder Betreuung in die Hände des Philosophiestudenten Lukas Thurn. Die ehemalige Landtagsabgeordnete Walburga Benninghaus ist nicht mehr Beisitzerin. Mit Astrid Böhnemann hat sich die Düsseldorfer SPD eine neue Beauftragte für Neue Medien gegeben. Petra Ihme wurde als neue Schriftführerin gewählt. Das Vorstandsteam vervollständigen Lena Wallraff, Simone Henzler, Thomas Peußer, Kerstin Pfitzner, Jürgen Bohrmann, Thalke Iggena, Detlef Richter und Thomas Gestrich-Gerschermann als Beisitzer. Soweit die Personalien.
Oliver Schreiber will die SPD Düsseldorf gemeinsam mit Annika Maus führen
Die klarsten Worte zum desolaten Zustand der SPD fand Zanda Martens in ihrer Bewerbungsrede für den Vizeposten. Die 36 Jahre alte Gewerkschaftssekretärin der IG Metall aus Krefeld sagte, sie sei es schlicht leid, selbst von wohlmeinenden Freunden für ihre Treue zur SPD auf die Schüppe genommen zu werden mit Sätzen wie „Den Verein tust Du Dir noch an“ oder „Nun ist die Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr sicher vor der SPD.“ Martens sagte, all dies bestärke sie in ihrem Engagement für die SPD: „Die Menschen wollen von uns zurückgewonnen werden – wir liefern ihnen aber keine Argumente dafür.“
Weiße Haare und trotzdem T-Shirt-Juso: Peter Rasp wird verabschiedet von Annika Maus
Annika Maus und Oliver Schreiber arbeiteten sich in ihrer Bewerbungsrede über die eigene Biographie, die Corona-Pandemie und einem Schuss Kapitalismus-Kritik vor zur Analyse der Düsseldorfer SPD. Die Wahlniederlage im September sei bitter gewesen. Denn fünf Jahre lang habe die Partei mit Oberbürgermeister Thomas Geisel eine „gute sozialdemokratische Politik“ gemacht – „wenn auch unter schwierigen Bedingungen“. Die zahlreichen Erfolge wie der Bau neuer Schwimmbäder und Schulen seien von den Wählern nicht als Leistung der SPD wahrgenommen worden, sondern schlicht als Selbstverständlichkeiten. Die Fortschritte in der Wohnungspolitik seien ebenfalls nicht als solche wahrgenommen worden. „Die Aufgabe war zu gewaltig, die Zeit zu kurz und unsere Partner zu schwierig“, sagte Annika Maus.
Manchmal zu weit voraus
Auf anderen Politikfeldern sei die SPD der Zeit schlicht zu weit voraus gewesen. Maus nannte die Verkehrswende als Beispiel dafür. 60 Jahre lang sei Düsseldorf auf das Auto zugeschnitten worden. Dies habe in kurzer Zeit nicht verändern können, zumal jeder einzelne Bürger, jede Bürgerin sein/ihr Verhalten ändern müssten. Anstatt neues zu wagen, gehe das schwarz-grüne Bündnis im Rathaus die alten Wege weiter. Beispiel sei die Diskussion über eine neue Oper für mehrere hundert Millionen. Oliver Schreiber bescheinigte den politischen Gegnern, dass dies ein belege: „Sie haben die Zeit noch nicht erkannt.“
Eine Minute Video von Martin Schulz für Andreas Rimkus – immerhin. Von den aktuellen SPD-Vorsitzenden war beim Düsseldorfer Parteitag nichts zu sehen.
Die SPD Düsseldorf will sich mit ihrer komplett neuen Leitung bis zur nächsten Kommunalwahl in der Gunst der Wähler wieder nach oben arbeiten. Zwischenziel soll die Bundestagswahl in diesem Jahr sein, bei der die Partei ihre Kandidaten nach Kräften unterstützen will.