Düsseldorf: Kurz vor Jahresende noch zwei Runden „Aufklärung“ durch die „Querdenker“
Für die sogenannten Querdenker sind alle Menschen, die eine Infektion mit dem Corona-Virus für gefährlich halten, Masken als Schutz akzeptieren, Abstand halten und sich eine Impfung wünschen, verpeilt und dumm. Deshalb greifen die Querdenker auf eigene „Aufklärungs-Gruppierungen“ zurück, in denen Ärzte, Rechtsanwälte oder Polizisten die Welt erklären. Während Menschen auf den Intensivstationen um ihr Leben kämpfen, geht es nach Auffassung der Querdenker nicht um ein gefährliches Virus, sondern um die Einführung einer Diktatur, die Abschaffung des Grundgesetzes und die Zwangsimpfung der Menschen.
So wurde es auch am Mittwoch (30.12.) auf gleich zwei Veranstaltungen verbreitet. Am Corneliusplatz hatte Michael Schele und sein Team zur Kundgebung „Frische Luft gegen drohende Zwangsimpfung“ mit anschließendem „Friedensspaziergang“ eingeladen. Vor dem Rathaus versuchte eine Gruppe mit dem Namen „Hooligans Europe United“ die gleichen Inhalte zu vermitteln, nur vor deutlich weniger Zuhörern.
Deutliche Auflagen
Auf dem Corneliuplatz begrüßten Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsamt die Teilnehmer*innen der Kundgebung. Dabei wurde ihnen gleich verdeutlicht, dass allgemeine Atteste ohne Diagnose für eine Maskenbefreiung nicht ausreichen. Maske und Abstand waren Pflicht. Wer das nicht wollte musste gehen. Der Anmelder machte deutlich, dass sich alle an diese Maßnahmen halten müssten, „damit die Einsatzkräfte keine Grund hätten, sie von der Straße zu prügeln“.
“Aufklärung“
Schon auf dem Einladungsplakat prangten die Thesen, dass die Impfpflicht durch falsche PCR-Tests ein Geschäftsmodell sei und die Grundrechtsbeschneidungen durch eine Angst- und Masken-Strategie Ziel der Regierung wären. Zumindest die Anwesenden auf dem Corneliusplatz waren überzeugt davon, dass sie den Durchblick haben, während sich die Mehrheit des Volks von den Maßnahmen der Coronaschutzverordnung gängeln ließe. Einige wenige Passanten in der recht leeren Innenstadt schüttelten den Kopf beim Thema Zwangsimpfung, denn viele von ihnen wären froh, wenn sie sich schon impfen lassen könnten.
Eine der Rednerinnen vertrat die Überzeugung, mit einigen Vitaminen und frischer Luft sei die Bewältigung einer Corona-Infektion kein Problem, das habe sie auch an die Bundesregierung geschrieben. Bei dieser Art von „Aufklärung“ werden die Querdenker sicher noch lange demonstrieren müssen, bis sie die von ihnen propagierte „Mehrheit“ des Volkes darstellen.
Schenkungen erwünscht
Mittlerweile ist auch bei den Querdenkern 211 angekommen, dass es Probleme geben kann, wenn zu „Geldspenden“ aufgerufen wird. Gebeten wird jetzt nur noch um „Schenkungen“. Über deren Verwendung muss im Gegensatz zu Spenden keine Rechenschaft abgelegt werden. Das ist auch der Grund, warum die Gruppierungen sich nicht als Vereine organisieren, denn auch diese wären Regularien und Transparenz unterworfen – was offenbar nicht gewünscht ist. Die Gelder werden für die Veranstaltungen, Flyer und Transparente verwendet, teilte der Anmelder am Mittwoch mit. Ob damit auch die Drohszenarien in verschiedenster Ausführung gemeint sind, mit denen aktuell kritische Berichterstatter belegt werden, wurde nicht ausgeführt. Die Organisation der Veranstaltungen und Teilnehmer erfolgt weitgehend über nicht-öffentliche Telegramm-Gruppen. Dort werden neben Terminen auch persönliche Daten und Fotos von Querdenker-Kritikern verbreitet.
Schöne Kulisse, aber wenig Interesse bei „Hooligans Europe United“
Wenig Resonanz bei der zweiten Kundgebung
Vor das Düsseldorfer Rathaus hatten am späten Mittwochnachmittag die „Hooligans Europe United“ eingeladen. Rund ein Dutzend Personen mit großem Banner versuchten mit ähnlichen Sprüchen und Musik wie die Kollegen auf dem Corneliusplatz die Passanten „aufzuklären“. Vielleicht hatte man gehofft, dass sich die Teilnehmer von Querdenken 211 nach ihrem Spaziergang der Kundgebung auf dem Marktplatz anschließen, aber die waren offenbar müde gelaufen oder unsolidarisch.