Düsseldorf: Start der Restrukturierung am Flughafen – betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen
Der Flughafen Düsseldorf ist hart von der Corona-Pandemie betroffen. Nur 30 Prozent des gewohnten Verkehrsvolumens werden für das Jahr 2020 erwartet. In einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung wurden nun Restrukturierungsmaßnahmen beschlossen. Um das Unternehmen an das geringere Verkehrsaufkommen anzupassen, soll die Effizienz gesteigert und die Kosten gesenkt werden. Dazu gehört auch der Abbau von Personal. Dies soll sozialverträglich geschehen, aber Thomas Schnalke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens, kann betriebsbedingte Kündigungen als Mittel der letzten Wahl nicht ausschließen.
Krise nach Rekordjahr
Der Düsseldorfer Flughafens gehört je zur Hälfte der Landeshauptstadt Düsseldorf und der Airport Partners GmbH. In einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung wurde am Dienstag (1.12.) über die aktuelle Situation des Flughafens und Wege aus der Krise gesprochen.
Das Jahr 2019 war für den Flughafen das erfolgreichste in der Unternehmensgeschichte. Umso härter traf den Airport die Corona-Pandemie, die weltweiten den Luftverkehr fast vollständig zum Erliegen brachte. Höchstens 30 Prozent des gewohnten Verkehrsvolumens werden für dieses Jahr erwartet und auch für 2021 rechnet man mit nur 50 Prozent. Frühestens 2025 werde man an die Spitzenwerte des Jahres 2019 wieder erreichen.
Personalkostenabbau
Schon seit dem 1. April hat der Flughafen für alle von der Corona-Pandemie betroffenen Mitarbeiter Kurzarbeit bis zum 31. Dezember 2020 beantragt. Ihnen wird ein Zuschuss auf 90 Prozent der durchschnittlichen individuellen Nettobezüge gewährt. Über eine Verlängerung der Kurzarbeit ist die Geschäftsführung aktuell in Gesprächen mit den zuständigen Betriebsratsgremien.
Zum Krisenmanagement gehörte auch, dass ein Einstellungsstopp verhangen und weitgehend auf die Wiederbesetzung von Stellen verzichtet wurde. Im Flughafenkonzern, zu dem die Flughafen Düsseldorf GmbH sowie die Security-, die Ground Handling- und die Fracht-Tochter gehören, sind rund 2.200 Mitarbeiter*innen beschäftigt. Bis Ende Januar 2021 bietet das Unternehmen ein Freiwilligenprogramm für Aufhebungsverträge an, an dem bereits rund 200 Mitarbeiter ihr Interesse bekundet haben.
Thomas Schnalke weiß, dass ein konsequenter Restrukturierungsprozeß erforderlich ist
Thomas Schnalke, Vorsitzender der Geschäftsführung des Düsseldorfer Flughafens: „Um diese historische Krise des Luftverkehrs zu meistern, müssen wir unsere Unternehmensstruktur an die geringeren Verkehrsvolumina der kommenden Jahre anpassen und weiter an Effizienz zulegen. Wir werden uns daher künftig noch stärker auf wesentliche, wertschöpfende Tätigkeitsfelder konzentrieren und uns dabei flexibel genug aufstellen, um auf veränderte Rahmenbedingungen angemessen reagieren zu können. Auch die im Rahmen der Restrukturierung nötigen Stellenstreichungen wollen wir möglichst sozial verträglich gestalten. Allerdings können wir betriebsbedingte Kündigungen als Mittel der letzten Wahl nicht ausschließen. Dies gilt für die Flughafen Düsseldorf GmbH ebenso wie für unsere Konzerntöchter.“
Liquidität ist gesichert
Die Liquidität des Flughafens ist aktuell gesichert. Die Anteilseigner beließen den Jahresüberschuss von 2019 in Höhe von 63 Millionen Euro im Unternehmen und sagten bereits im April zusätzlich ein nachrangiges Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro zu. Im Rahmen des Infrastruktur-Corona-Programms des Landes NRW und der NRW-Bank konnte der Airport einen Kredit über 250 Millionen Euro in Anspruch nehmen. Doch spätestesn im Jahr 2023 muss mit der Tildung des Kredite begonnen werden, so dass es erforderlich ist, eine nachhaltig wirtschaftliche Grundlage zu erreichen. Hierfür ist ab dem Jahr 2021 eine jährliche Ergebnisverbesserung in Höhe von ca. 50 Millionen Euro erforderlich. Die Hälfte dieses Betrages steuert die Reduzierung des Personalaufwands bei, die neben den Maßnahmen zur Erlössteigerung und zur Strukturkostensenkung im Zentrum der Restrukturierung steht.
Das Restrukturierungskonzept für die Flughafen Düsseldorf Ground Handling GmbH zielt darauf ab, dass das Unternehmen ab 2022 unabhängig von der Konzernmutter kostendeckend wirtschaftet. Die Flughafen Düsseldorf Cargo GmbH erwartet im Nachgang zur Corona-Pandemie eine verzögerte Rückkehr der Langstreckenverbindungen und damit einen nachhaltigen Tonnage-Rückgang. Darauf wird sie im Rahmen der Restrukturierung mit dem Abbau operativer Stellen reagieren müssen.